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Neue ÖAW-Chefs: Akademie wird "redimensioniert"  
  Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) kämpft mit ihrem Budget. Schließungen und Postenabbau werden wohl nicht verhindert werden können, meinen die neuen ÖAW-Chefs.  
Am Mittwoch hat das neu gewählte Präsidium bei der traditionellen Feierlichen Sitzung der Akademie seinen ersten öffentlichen Auftritt: Präsident Helmut Denk, Vize-Präsidentin Sigrid Jalkotzy-Deger und Generalsekretär Arnold Suppan. Sie treten ihr Amt offiziell am 1. Juli an.
Minus zehn Millionen Euro
Im Akademie-Budget für 2009 klafft zwischen Wunsch und Wirklichkeit eine Lücke von zehn Millionen Euro. Der scheidende ÖAW-Chef Peter Schuster hatte "ernsthafte Schwierigkeiten" befürchtet, sollte das Budget "deutlich unter 95 Mio. Euro" liegen, tatsächlich bekommt die Akademie nun 85 Mio. Euro.

Denk meint, dass es deshalb "zu neuer Fokussierung oder Redimensionierung" kommen wird. Das wichtigste Kriterium für den künftigen ÖAW-Chef ist in diesem Zusammenhang die wissenschaftliche Qualität auf höchstem Niveau.

Mit Hilfe des Forschungskuratoriums sollen die Institutionen der Akademie darauf hin durchleuchtet werden. "Das Gute und sehr Gute soll weiter gefördert werden, und das weniger Gute wird möglicherweise reduziert werden müssen", so Denk, der darin eine "sehr schwere, weil unpopuläre Aufgabe" sieht.
Leistungsvereinbarungen kommen
Zudem erwartet sich das Wissenschaftsministerium von der Akademie die Ausarbeitung eines Entwicklungsplans, und zwar schon bis zum Winter. Denn ab 2011 soll es - so wie bei den Unis - Leistungsvereinbarungen für die Akademie geben, und das Budget dafür werde bereits im Frühjahr 2010 beschlossen.

"Das heißt, wir haben nicht einmal ein Jahr Zeit dafür. Das wird ein Ritt über den Bodensee", so die ÖAW-Vizechefin Jalkotzy-Deger, die dafür auch die Forschungseinrichtungen der ÖAW einbinden und befragen will, wo sie "Möglichkeiten für Redimensionierungen oder Neupositionierungen" sehen.

Jalkotzy-Deger warnt allerdings davor, hier "überhastet etwas Irreversibles zu setzen". Zudem sei bei der ÖAW "ein utilitaristischer Standpunkt völlig verfehlt, die Frage nach der Nützlichkeit gehört nicht hierher".
Signal für die Jungen und Frauen ...
Als "Signal für die Jungen" wertet Sigrid Jalkotzy-Deger ihre Wahl als erste Frau ins Präsidium der ÖAW. Sie ist auch überzeugt, dass sich der Frauenanteil in der Akademie in Zukunft ändern wird. Denn auch in den gehobenen akademischen Positionen an Unis und Forschungseinrichtungen - dem Pool, aus dem die Akademie ihre Mitglieder schöpft - würden immer mehr Frauen sein.

"Man sagt immer, die Akademie ist ein Männerklub, tatsächlich spiegelt sie nur die Gesellschaft", so die ÖAW-Vizechefin. Und es sei nie eine Frage gewesen, ob ein Mitglied weiblich oder männlich sei, es sei immer nur um die Qualität gegangen.
... aber gegen Quoten
Allerdings ist Jalkotzy-Deger ebenso wie Helmut Denk gegen Quoten. Denk hält das "sogar für diskriminierend", und Jalkotzy-Deger findet, dass das in der Akademie "aufgrund des Anspruchs, den wir an unsere Mitglieder stellen, nicht geht. Sie können nicht auf Befehl exzellente Personen an Land ziehen".
Knapp unter dem Altersschnitt von 70 Jahren
Ein anderer Kritikpunkt, der immer wieder gegen die ÖAW vorgebracht wird, ist deren Überalterung: Das Durchschnittsalter der Mitglieder liegt bei rund 70 Jahren. Das neu gewählte Präsidium ist dabei nicht gerade ein Zeichen für eine Verjüngung: Denk und Jalkotzy-Deger sind 69, Suppan ist 63.

Denk sieht sich dem Job dennoch gewachsen und hält das biologische Alter für nicht so wichtig: "Wenn man fortschrittlich ist, ist man das als Junger genauso wie als Alter." Und Jalkotzy-Deger ergänzt: "Es gibt auch junge Greise."

Außerdem gibt es ja seit vergangenem Jahr eine "Junge Kurie" der ÖAW, rund 50 Nachwuchswissenschaftler, die eine eigene Gruppe innerhalb der Akademie darstellen. Bei allen Finanzproblemen strebt Denk an, auch der Jungen Kurie ein eigenes Budget zur Verfügung zu stellen.

[science.ORF.at/APA, 11.5.09]
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01.01.2010