News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Gesichtserkennung: Die Farbe macht das Geschlecht  
  Ein kurzer Blick ins Gesicht genügt und man weiß, ob eine Person weiblich oder männlich ist. Kanadische Forscher vermuten, dass die Gesichtsformen dabei eine untergeordnete Rolle spielen. Die Farben liefern meist die schnellsten, aber auch verlässliche Hinweise.  
...
Die Studie "Uncovering gender discrimination cues in a realistic setting" von Nicolas Dupuis-Roy et al. ist im "Journal of Vision" (DOI:10.1167/9.2.10) erschienen.
->   Zur Studie
...
Eindeutige Zuordnung
Forscher beschäftigen sich schon länger mit der Frage, warum man recht schnell und relativ eindeutig sagen kann, ob ein Gesicht männlich oder weiblich ist. Die meisten Studien basierten allerdings auf Schwarzweißbildern oder künstlich bearbeiteten Aufnahmen.

Für ihre aktuelle Untersuchung wählten Forscher rund um Frédéric Gosselin von der Université of Montréal daher ein etwas realistischeres Setting. Sie zeigten 30 Testpersonen die echten Farbaufnahmen von 300 hellhäutigen Gesichtern, die lediglich von einem transparenten Grauschleier überzogen wurden.

In mehr als 74 Prozent der Fälle identifizierten die Probanden das korrekte Geschlecht. Danach untersuchten die Forscher, welche Faktoren zu einer richtigen und schnellen Entscheidung beitrugen. Das Aussehen der Region rund um Augen und Augenbrauen ist demnach tatsächlich wesentlich für eine korrekte Zuschreibung.
Farben schnell erfasst
 
Bild: Frederic Gosselin

Helligkeits- und Farbunterschiede

Genauere Analysen der Reaktionszeiten der Probanden und der Farbverteilung in den Gesichtern zeigten dann ein etwas differenzierteres Bild: Vor allem Unterschiede in der Farbverteilung und in der Helligkeit dienten als Unterscheidungshilfe.

Schon aus früheren Untersuchungen weiß man, dass die Farbe bei der Geschlechtsunterscheidung eine Rolle spielt. Laut den Forschern sieht es so aus, als könne unser Gehirn Farben besonders schnell erfassen. Liefern diese bereits eindeutige Auskunft über das Geschlecht, werden andere Merkmale vernachlässigt.
Farben wichtiger als Formen
 
Bild: Richard Russell

"The Illusion of Sex"

Die Auswertung zeigte nämlich, dass die Testpersonen zuerst die Rot-Grün Verteilung in der Mundregion als Entscheidungskriterium nutzten. Prinzipiell haben Frauengesichter einen höheren Grünanteil, Männerantlitze sind eher rot. Im Lippenbereich verhält es sich genau umgekehrt.

War diese Information nicht eindeutig, diente den Probanden die Helligkeitsverteilung im Bereich der Augen als Unterscheidungshilfe. Männergesichter reflektieren weniger Licht um die Augenbrauen und erscheinen daher in diesem Bereich dunkler.

Diese Erkenntnisse könnten auch eine der besten visuellen Illusionen des Jahres 2009 erklären: Bei der "Illusion of Sex" wurden bei einem eigentlich geschlechtsneutralen Gesicht lediglich die Kontraste verändert. Das Ergebnis: Einmal sieht es eher aus wie eine Frau, das andere Mal eher wie ein Mann.

[science.ORF.at, 31.5.09]
->   The best visual illusion of the year
->   Frédéric Gosselin
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010