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Weiterentwicklung der "Allergie-Tablette"  
  Die einzige Therapie, die Allergien ursächlich beherrschen kann, ist die "Allergie-Impfung". Die war bis vor kurzem mit der regelmäßigen Injektion von Allergenen verbunden. Eine Änderung brachte die "Gräser-Tablette".  
"Das hilft bei Heuschnupfen auch langfristig, zumindest ein Jahr nach Ende der Therapie", erklärte der britische Experte Stephen Durham beim Europäischen Allergologen-Kongress in Warschau. Nun ist auch eine "Tabletten-Impfung" gegen Hausstaubmilden-Asthma in Entwicklung.
Noch nach der Behandlung wirksam
Durham, Professor am Royal Brompton Hospital in London, hat eine Langzeitstudie mit Gräserpollen-Allergikern und Heuschnupfen durchgeführt: "24 Prozent der Bevölkerung leiden unter saisonalem Heuschnupfen. Bei 60 bis 70 Prozent lassen sich die Symptome mit Antihistaminika in Tablettenform oder Cortison-Spray in den Griff bekommen. Aber es gibt doch einen beträchtlichen Teil an Betroffenen, bei denen diese Mittel nicht ausreichen."

In einer groß angelegten Placebo-kontrollierten Phase-III-Studie unter Leitung des britischen Experten bekamen 634 Gräserpollen-Allergiker drei Jahre lang täglich die Gräserpollen-Pille ("Grazax"/ALK) oder ein Placebo. Dann wurde mit der Therapie aufgehört. Die Probanden wurden allerdings ein Jahr lang weiter überwacht.

Die Ergebnisse: Im ersten Jahr der Behandlung hatten jene Patienten, welche das wirksame Medikament bekamen, im Vergleich zu den Placebo-Probanden um 32 Prozent geringere Symptome, im zweiten Jahr um 44 Prozent weniger und im dritten Jahr um 37 Prozent weniger Beschwerden. Der Unterschied blieb ein Jahr nach dem Ende der Behandlung erhalten: minus 31 Prozent in der Schwere der Symptome im Vergleich zu dem Scheinmedikament.
Die Entwicklung geht weiter
Das dänische Pharmaunternehmen ALK mit Spezialisierung auf die Immuntherapie bei Allergien entwickelt auch eine "Tabletten-Impfung" gegen Hausstaubmilden-Allergie.

Die dänische Lungenspezialistin Vibeke Backer: "Hausstaubmilden-Allergien sind sehr häufig. In Europa und den USA leiden rund 70 Millionen Menschen daran. Die Hälfte der Fälle von allergischem Asthma ist darauf zurückzuführen. Die Patienten müssen täglich inhalierbares Cortison, Beta-Agonisten (Bronchien-erweiternde Mittel, Anm.) etc. einnehmen"

Hier könnte eine Sublingual-Tablette mit Allergen-Extrakten der Milben eine weniger belastende Alternative in der Immuntherapie bieten. Die dänische Expertin: "Wir haben 604 Patienten mit stabilem allergischen Asthma infolge einer Milben-Allergie in eine Studie der Phase-II und III aufgenommen."
Cortison konnte reduziert werden
Probanden wurden in vier etwa gleich große Gruppen eingeteilt. Drei Gruppen erhielten unterschiedlich hoch dosierte Tabletten mit dem Allergen, die vierte ein Placebo. Zunächst wurde bis zu acht Wochen versucht, die tägliche Cortison-Spray-Dosis so weit es ging herabzusetzen. Dann erfolgte die Behandlung über 40 Wochen hinweg. Innerhalb von acht Wochen danach wurde die Cortison-Dosis noch einmal reduziert. Dann erfolgte die Bewertung des Erfolges.

"Unter Placebo konnte die tägliche Dosis an inhalierbarem Cortison um 100 Mikrogramm oder 25 Prozent herabgesetzt werden. In der Gruppe der Probanden mit der am höchsten dosierten Allergen-Tablette waren es minus 50 Prozent oder eine Reduktion um täglich 100 Mikrogramm", so die Medizinerin.

Ein Drittel der Patienten in der Hochdosis-Gruppe konnte sogar gänzlich auf die Einnahme von Cortison verzichten. In der Placebo-Gruppe waren es allerdings auch 21 Prozent. Die Lungenfunktion der Probanden verschlechterte sich trotz geringerer Cortison-Dosis nicht. Die Ergebnisse waren statistisch signifikant. Mit dem neuen Medikament ist allerdings nicht vor dem Jahr 2012 zu rechnen.

[science.ORF.at/APA, 9.6.09]
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01.01.2010