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"Don't panic": Neues Mittel gegen Angstattacken  
  Deutsche Wissenschaftler haben einen neuen Wirkstoff zur Bekämpfung von Angst- und Panikattacken gefunden. Die Substanz soll den Forschern zufolge rasch wirken und zudem ohne Nebenwirkungen sein.  
Der dritte Weg
"Bisher gibt es zwei Wege, Angst beim Menschen zu bekämpfen", sagte Rainer Rupprecht vom Max-Planck Institut für Psychiatrie in München. Früher hätten Ärzte bei Angstzuständen Beruhigungsmittel verschrieben, diese aber führten bei Patienten zu dauerhafter Müdigkeit und machten außerdem schnell abhängig. "Erste Wahl sind daher inzwischen die Antidepressiva", so Rupprecht weiter.

Deren Wirkung aber trete erst nach Wochen und Monaten ein. Die neuen Medikamente hingegen wirkten rasch und ohne Nebenwirkungen: "Darauf zielt unsere ganze Entwicklung." Sie berichten darüber im US-Fachjournal "Science" (online).
"Marktreife wird noch Jahre dauern"
Im Versuch mit Laborratten war die neue Substanz XBD173 erfolgreich. Die Forscher testeten sie auch am Menschen, wichen dabei allerdings vom üblichen Procedere ab. Statt das Mittel Angstpatienten zu geben, täuschten die Mediziner bei gesunden Probanden künstliche Angstzustände vor.

Diese wurden dann mit Hilfe von XBD173 gelindert, ohne dass nach ersten Erkenntnissen dabei die üblichen Nebenwirkungen auftraten. Rupprecht betonte, dass die Pharmaindustrie die Entwicklung zwar unterstütze, "bis zur Marktreife wird es aber noch Jahre dauern."

Die Anti-Panik-Substanz moduliert über mehrere Zwischenschritte den menschlichen GABA-A-Rezeptor, der an Nervenzellen sitzt. Das hemme das Weiterleiten bestimmter Nervensignale und habe eine angstlösende Wirkung. Der Rezeptor kommt in großer Zahl im menschlichen Gehirn und Rückenmark vor. Im Zwischenhirn wirkt der Rezeptor zur Einleitung und Aufrechterhaltung des Schlafs. Hier setzen die bisher verwendeten Beruhigungsmittel an.

[science.ORF.at/dpa, 18.6.09]
->   Rainer Rupprecht
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01.01.2010