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Neue Behandlungsmethode für Speiseröhrenkrebs  
  Wiener Mediziner haben eine neue Methode zur Behandlung von Speiseröhrenkrebs vorgestellt: die "Radiofrequenz Ablation". Dadurch könnten nun Vorstufen des Adenokarzinom effektiv behandelt werden.  
Das erklärte Johannes Zacherl von der Wiener Universitätsklinik für Chirurgie, der dem "GERD Center of Excellence" angehört. Bei dem Eingriff werde mittels Ballsonde die angegriffene Schleimhaut zerstört.
Sodbrennen als Auslöser
Immer mehr Österreicher erkranken an Speiseröhrenkrebs. Wurden in den 80er Jahren noch 150 jährliche Neuerkrankungen registriert, so waren es 2006 bereits 320 Fälle. Der häufigste Krebsauslöser ist laut Medizinern die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) - im Volksmund auch als Sodbrennen bekannt. Oft führen ein ungesunder Lebenswandel und psychischer Stress zur Refluxerkrankung, die sich meistens, aber nicht notwendigerweise als "saures Aufstoßen" bemerkbar macht.

"Es ist noch weitgehend unbekannt, dass auch chronische Halsschmerzen, Heiserkeit und Husten Indikatoren eines beginnenden Speiseröhren-Karzinoms sein können", erklärte Zacherl. Die Chirurgische Funktionsdiagnostik am AKH Wien stellte fest, dass mit dem Ansteigen der Arbeitslosenrate auch eine steigende Zahl an Refluxerkrankungen registriert wurde. Der Krebs kann sich in seinen Vorstufen über viele Jahre hinweg ziehen: "Vom Beginn der Refluxkrankheit bis zum Tumor können 20 bis 30 Jahre vergehen", so Zacherl.
Angegriffene Schleimhaut wird zerstört
Der Pathologe Para Chandrasoma vom USC Medical Center in Los Angeles hat eine neue Methode zur Früherkennung entwickelt, die Aufschluss geben soll, ob eine Refluxerkrankung vorliegt und ein Krebsrisiko besteht. Dabei werden im Rahmen einer Spiegelung Gewebeproben aus der Speiseröhre entnommen. "Je früher man das Erkrankungsrisiko erkennt, desto eher kann man präventive Maßnahmen ergreifen, damit es gar nicht zu den Krebsvorstufen kommt", betonte Zacherl.

Hat der Speiseröhrenkrebs bereits eine Vorstufe erreicht, ist es nun möglich, mittels "Radiofrequenz Ablation" einzugreifen: Dabei wird laut Zacherl die angegriffene Schleimhaut zerstört. Die Speiseröhre werde dabei weder entfernt noch werde deren Funktion beeinträchtigt. Die Krebsvorstufe könne bei diesem Eingriff mittels einer Ballsonde durch Applikation hoch frequenter Energie zu fast 100 Prozent zerstört werden.
Spitalssterblichkeit ist gesunken
Die Daten für die Ablations-Methode gibt es erst seit zwei Jahren. "Es wurden weltweit bis jetzt etwa 31.000 Behandlungen durchgeführt", erklärte Franz Martin Riegler vom Laboratorium für Chirurgische Funktionsdiagnostik am AKH Wien. Bis jetzt sei es noch zu keinen schwerwiegenden Komplikationen gekommen. Die neue Behandlungsmethode werde ab Herbst im Wiener AKH angeboten und von den Krankenkassen finanziert.

Bei einem Tumor wird ein chirurgischer Eingriff vorgenommen. Dabei wird die Speiseröhre teilweise oder komplett entfernt. Mittels minimalinvasiven Eingriffsmethoden konnte die Spitalssterblichkeit in den vergangenen fünf Jahren laut Zacherl von fünf bis zehn Prozent auf unter ein Prozent gedrückt werden.

Das "GERD Center of Excellence" ist eine interdisziplinäre Plattform für das Management der Refluxkrankheit und für Krebsvorsorge. Die kürzlich gegründete Initiative wird vom Gesundheitsministerium und der Ärztekammer unterstützt. Ziel ist nach eigenen Angaben die Verbesserung der Diagnostik und Therapie der Refluxkrankheit am AKH Wien.

[science.ORF.at/APA, 19.6.09]
->   GERD Center of Excellence
 
 
 
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01.01.2010