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Neuartiges System für Gentherapien  
  Schweizer Forscher haben ein neues System für Gentherapien entwickelt. Eine Hautcreme reguliert dabei die Menge eines genetischen Wirkstoffs, der aus einem Implantat unter der Haut freigesetzt wird.  
Das von den Forschern rund um Martin Fussenegger und Marc Gitzinger von der ETH Zürich entwickelte System funktioniert folgendermaßen: Zuerst wird eine Kapsel mit verschiedenen Komponenten und einem speziellen Gen unter die Haut des Patienten implantiert.

Dann wird eine Hautcrème aufgetragen, die in der Lage ist, die Aktivität des Gens in der Kapsel anzuregen. So entweichen Wirkstoffe wohldosiert aus der Kapsel und gelangen direkt in den Blutkreislauf.
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Die Studie "Controlling transgene expression in subcutaneous implants using a skin lotion containing the apple metabolite phloretin" von Marc Gitzinger et al. ist in den aktuellen "Proceedings of the National Academy of Sciences" (DOI: 10.1073/pnas.0901501106) erschienen.
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Kontrolle durch Apfelinhaltsstoff
Als Test entwickelten die Forscher ein solches System mit einer Kapsel, die ein Modelleiweiß herstellte, welches die Forscher stellvertretend für andere Eiweiße verwendeten. Die Hautcreme bestand aus handelsüblicher Vaseline sowie einem Molekül namens Phloretin
Das Phloretin durchdringt die Haut, die Gelkapseln und die darin enthaltenen Zellen. Es verringert die Produktion des Modelleiweißes in der Kapsel. Hoch dosiert kann die Herstellung des Eiweißes laut den Forschern gar ganz gestoppt werden. Das System sei bereits erfolgreich an Mäusen getestet worden.

Ein konkretes Krankheitsbild hatten die Wissenschaftler bei ihrer Entwicklung nicht vor Augen. Das Prinzip lasse sich aber grundsätzlich anwenden, um bestimmte Stoffwechselkrankheiten zu behandeln. Auch Insulin oder Wachstumsfaktoren könnten in dieser Art hergestellt werden.
Leberschonendes System
Laut den Forschern hat das System mehrere Vorteile: Die Wirkstoffe erreichen ihr Ziel direkt und werden nicht teilweise von der Leber absorbiert, wie bei oral verabreichten Mitteln. Zudem sei Phloretin in der täglichen Nahrung enthalten und baue sich im Körper sehr rasch ab.

Fussenegger glaubt auch, dass die Bevölkerung Implantate gut akzeptiert. Sie könnten lange Zeit im Körper getragen werden, seien leicht anzuwenden und kostengünstig. Nach Abschluss einer Therapie könne der Arzt sie zudem problemlos wieder entfernen.

[science.ORF.at/sda, 23.6.09]
->   Marc Gitzinger
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01.01.2010