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Fehlstart bei Walfang-Tagung  
  Enttäuschung bei der Walfang-Tagung in Portugal: Die Mitgliederstaaten der Internationalen Walfangkommission haben sich gleich zu Beginn darauf verständigt, kontroverse Vorschläge gar nicht erst anzugehen.  
Die hoffnungslos zerstrittene Kommission (IWC) steckt seit längerer Zeit in einer Sackgasse - Walschützer und Walfänger stehen sich unversöhnlich gegenüber.
"Fatales Signal"
Mit dem Verzicht auf die Diskussion "kontroverser Resolutionen" komme die IWC "dem ausdrücklichen Wunsch Japans nach, was ein fatales Signal an die Weltöffentlichkeit ist", bedauert Sandra Altherr von Pro Wildlife.

Japan gehört mit Island und Norwegen zum Kern der Walfang-Befürworter und bemüht sich seit längerem um eine "Normalisierung" des Gremiums in seinem Sinne. Schließlich sei die 1946 gegründete IWC keine Walschutzvereinigung, sondern solle den Walfang regeln, argumentiert Japan.
Sonderregeln für Indigene
Trotz des Verzichts auf kontroverse Resolutionen wird auf Madeira gestritten - vor allem über Dänemarks Ansinnen, den indigenen Einwohnern Grönlands in den nächsten fünf Jahren die Jagd auf insgesamt 50 Buckelwale zu erlauben, die wegen ihrer Walgesänge besonders symbolträchtig sind. Indigene Völker dürfen trotz des seit 1986 geltenden Walfangmoratoriums eine streng begrenzte Zahl Großwale zur Selbstversorgung jagen. "Subsistenzwalfang" heißt das bei der IWC.

Dänemark und die Befürworter-Staaten beteuern, dass die Tötung von zehn Buckelwalen pro Jahr den Bestand nicht gefährden würde und dies auch vom IWC-Wissenschaftsausschuss akzeptiert werde.

Die Tierschützer entgegnen, Grönland habe während der vergangenen zehn Jahre nie seine volle Subsistenzwalfang-Quote ausgenutzt und Walfleisch verderben lassen oder sogar an Touristen verkauft. Um Grönland herum würden außerdem jährlich mehr als 4.000 Kleinwale getötet. Die Ablehnung des Dänemark-Antrags gilt unter Tierschützern daher als eine Art Mindestziel.
EU uneins
Die Europäische Union war in dieser Frage zunächst gespalten. Während Deutschland und Großbritannien sich nach Angaben von Tierschützern schon länger gegen den Antrag stemmen, sollen vor allem Schweden, Finnland, Slowenien und Italien eine Enthaltung der EU forciert haben.

Obwohl sich zuletzt aber doch eine gemeinsame ablehnende EU-Position zu dem Antrag abzeichnete, führten die Streitigkeiten zu einer Verschiebung der Tagesordnung. Wichtige Themen wie der Antrag Dänemarks konnten nicht vor Mittwoch angegangen werden. Bis dahin waren nur kleinere Themen wie Tötungsmethoden erörtert worden.

Eine Enthaltung der EU zu Dänemarks Ansinnen wäre für Nicolas Entrup von der internationalen Wal- und Delfin-Schutzgesellschaft WDCS ein fatales Signal. "Das würde dazu führen, dass sich auch zahlreiche andere Staaten enthalten würden, da man dieses Problem als Problem Europas erachtet. Die Pro-Walfangseite hätte somit leichtes Spiel, die nötige Dreiviertelmehrheit zu erreichen."
Fangverbot wird ignoriert
Das seit 1986 geltende generelle Walfangverbot wird von Norwegen und Island ignoriert. Japan beachtet formal zwar das Moratorium, nutzt aber ein Schlupfloch, das Walfang zu wissenschaftlichen Zwecken erlaubt. Das japanische Forschungsprogramm gilt aber als Deckmantel für die kommerziell ausgerichtete Jagd.

Die Walfangnationen begründen ihre Position unter anderem mit den Traditionen ihrer Völker. Dass Traditionen allerdings nicht unbedingt ein unüberwindbares Hindernis für eine Neuorientierung sind, beweist der Tagungsort der 61. IWC-Jahreskonferenz. Um die "Blumeninsel" Madeira wurden zwischen den 1940 und 1980 Tausende Pottwale getötet. Seit fast 30 Jahren werden Wale hier aber nur noch von Touristen mit erstaunten Blicken "gejagt".

Whale Watching (Walbeobachtung) ist zum guten Devisenbringer geworden. "Wir sind ein Beispiel dafür, wie sich alte Sitten in eine sowohl wirtschaftlich als auch umwelttechnisch rentable Aktivität verwandeln können", betont stolz die regionale Tourismusministerin Conceição Estudante.

Emilio Rappold, dpa, 24.6.09
->   IWC
 
 
 
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01.01.2010