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Weltbank: Eliteunis sind auch ein Mythos  
  Viele Länder jagen mit ihren Plänen zur Gründung einer "Weltklasse-Universität" "einem Mythos hinterher". Zu diesem Schluss kommt ein neuer Bericht der Weltbank, der am Montag in Paris veröffentlicht wurde.  
Die Verwirklichung solcher Vorhaben könnte Jahre dauern und hunderte Millionen kosten und trotzdem die sozialen und wirtschaftlichen Ziele verfehlen, die üblicherweise mit solchen Elite-Einrichtungen verfolgt werden.
Kein Aushungern des nationalen Bildungssystems
Der Weltbank-Bericht ("The Challenge of Establishing World-Class Universities") empfiehlt Ländern, die den Aufbau solcher Einrichtungen verfolgen, ihre Entscheidung im Zusammenhang mit ihren Plänen für die wirtschaftliche Entwicklung gut abzuwägen: Sie sollten sich fragen, ob sie sich den Aufbau und den Betrieb einer solchen Institution leisten können, ohne das nationale Bildungssystem finanziell auszuhungern.
Geld alleine reicht nicht
"Auch in einer globalen wissensbasierten Wirtschaft, in der alle Länder um ein größeres Stück des Kuchens konkurrieren, übersteigt der Hype um Weltklasse-Institutionen den Bedarf im Bildungsbereich sowie das Forschungspotenzial vieler Länder, speziell in Zeiten der Wirtschaftskrise", erklärte der Autor des Berichts, Jamil Salmi, in einer Aussendung der Weltbank.

Es gebe kein universelles Rezept für den Aufbau einer Weltklasse-Universität, klar sei aber, dass man mit Geld alleine sich keinen Platz in den jährlichen Rankings der weltweit besten Unis kaufen könne.
Rankings dominiert von anglosächsischer Welt
Die Weltbank erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass die meisten der besten Unis in Rankings wie jenem der Shanghai Jiao Tong-University (SJTU) oder des "Times Higher Education Supplement", aus nur wenigen Ländern kommen. So sei etwa die University of Tokio die einzige Uni unter den besten 20 des SJTU-Rankings, die nicht in den USA oder Großbritannien ist.

Und selbst Wirtschaftsmächte wie Frankreich und Deutschland mit exzellenten Hochschulen kämen im aktuellen Ranking mit ihren besten Unis nur auf die Plätze 42 und 55. Die beste österreichische Uni, die Universität Wien, rangiert in der Gruppe zwischen dem 152. und 200. Rang.
Drei Erfolgsfaktoren
Drei Faktoren unterscheiden nach Meinung der Weltbank Weltklasse-Unis von ihren Konkurrenten: eine hohe Konzentration talentierter Lehrer und Studenten, signifikante Budgets sowie eine strategische Vision und Leitung. Die meisten Elite-Unis hätten zahlreiche internationale Studenten und Professoren, die es ihnen ermöglicht, die talentiertesten Leute anzuziehen, gleich woher sie kommen.

Weiters hätten Weltklasse-Institutionen vier wichtige Finanzquellen: staatliche Förderung, Forschungsförderungen öffentlicher Einrichtungen und der Wirtschaft, Spenden und Stiftungen sowie Studiengebühren.

Und schließlich seien Top-Führungskräfte notwendig sowie eine klare strategische Vision für den zukünftigen Weg der Einrichtung, eine Philosophie von Erfolg und Exzellenz sowie eine Kultur permanenter Reflexion, ständigen Lernens und Wandels.
Nicht jedes Land braucht "Weltklasse-Uni"
Zudem dürfe man beim Aufbau solcher Einrichtungen nicht in Eile sein. "In Wahrheit braucht nicht jedes Land eine Weltklasse-Universität", betonte Salmi. In vielen Ländern wäre es besser, wenn man sich auf die Weiterentwicklung der besten nationalen Universitäten konzentrieren würde, empfiehlt die Weltbank.

Sie könnten die Bedürfnisse der nationalen Studenten und der regionalen Wirtschaft besser bedienen und damit eine nachhaltige Entwicklung besser fördern als breit angelegte Weltklasse-Bestrebungen.

[science.ORF.at/APA, 6.7.09]
->   Weltbank: The Challenge of Establishing World-Class Universities
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01.01.2010