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HIV: Auch beschnittene Männer sind gute Überträger  
  Beschnittene Männer haben ein um die Hälfte reduziertes Risiko, sich mit HIV anzustecken. Die Übertragungsrate des Virus an Frauen vermindert die Beschneidung indes nicht, wie eine Studie zeigt.  
Auch wenn der Eingriff Frauen nicht unmittelbar zugutekomme, hätten sie doch einen indirekten Vorteil, schrieben Wissenschaftler von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health im Fachblatt "The Lancet". Denn je weniger Männer mit dem HI-Virus infiziert seien, umso kleiner sei auch das Risiko einer Ansteckung.
Studie abgebrochen
Die US-Forscher untersuchten zwei Jahre lang 922 ugandische Männer, die mit HIV infiziert waren. Eine Hälfte der Probanden ließ sich beschneiden, beim Rest wurde kein solcher Eingriff vorgenommen. In die Untersuchung einbezogen wurden auch 90 Geschlechtspartnerinnen der beschnittenen Männer und 70 Partnerinnen aus der unbeschnittenen Gruppe.

Alle Teilnehmer wurden gründlich über Aids aufgeklärt und geschult, um eine Ansteckung zu vermeiden. Dennoch sahen die Wissenschaftler sich auf halber Strecke gezwungen, die Studie abzubrechen, weil zu viele Frauen von ihren Partnern angesteckt wurden. Bei den Partnerinnen beschnittener Männer war fast jede Fünfte mit dem Virus infiziert, bei den Frauen unbeschnittener Männer war es jede achte.
Kondome unerlässlich
Die Wissenschafter zeigten sich enttäuscht, verwiesen aber darauf, wie wichtig weitere Forschungen seien. Männer, die sich beschneiden ließen, müssten gut beraten werden, damit sie nicht zu früh nach der Operation wieder Sex haben und die Frau durch Wundblut anstecken, hieß es in der Studie. Außerdem müssten auch sie Kondome verwenden, um ihre Geschlechtspartnerinnen zu schützen.
WHO empfiehlt Beschneidung
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Aidsprogramm der Vereinten Nationen (UNAIDS) hatten vor gut zwei Jahren die Beschneidung von Männern als zusätzliche Vermeidungsmaßnahme empfohlen.

Studien in Kenia, Uganda und Südafrika haben gezeigt, dass die Beschneidung die Gefahr einer HIV-Ansteckung bei heterosexuellen Männern um etwa sechzig Prozent verringert. Demnach könnten Millionen von Menschenleben gerettet werden, wenn der Eingriff flächendeckend vorgenommen würde.

Die Vorhaut, die bei der Beschneidung entfernt wird, hat offenbar Eigenschaften, die ein Eindringen des HI-Virus in das männliche Blut bei kleineren Verletzungen erleichtern.

[science.ORF.at/APA/AFP, 17.7.09]
->   Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health
->   Aids - WHO
 
 
 
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01.01.2010