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"Der kosmische Detektiv"
Buchrezension zum Astronomie-Jahr 2009
 
  "Der kosmische Detektiv" heißt ein Buch, das von der Internationalen Astronomischen Union zum Astronomie-Jahr 2009 empfohlen wird. Es stammt vom Mani Bhaumik, einem amerikanischen Physiker mit indischen Wurzeln. Bhaumik ist auch Präsident von "Cosmogenics.org", einer Non-Profit-Organisation, die sich der Ausbildung junger Menschen und der wissenschaftlichen Erforschung des Universums widmet.  
Der österreichische Physiker Walter Thirring hält Bhaumik für einen "herausragenden Wissenschaftsautoren mit der einzigartigen Fähigkeit, aus einem umfangreichen Material das wichtigste für ein breites Publikum herausfiltern zu können".

Für science.ORF.at hat Hubert Baum vom Institut für Astronomie der Universität Wien den "kosmischen Detektiv" gelesen und rezensiert.
Einstieg zur "Sucht" Astronomie
Von Hubert Baum

Im Rahmen des Internationalen Jahres der Astronomie 2009 kommt es vermehrt zu Aktivitäten und Publikationen für Amateure und Liebhaber der Sterne. Auch die deutschsprachige Ausgabe des Buches "Der kosmische Detektiv" erschien 2009.

Dieses Buch kann für Interessierte als Einstieg dienen zur "Sucht" Astronomie, welche man ein Leben lang nicht loswird.
Reise durch das Universum
Das Werk ist geeignet für Erwachsene und Jugendliche ebenso wie für Kinder, wobei sich den jüngsten Lesern die meisten Fragen stellen werden. Genau dies ist es, was der Autor möchte: Anregen, sich Fragen zu stellen, und auch außerhalb des Buches nach Antworten zu suchen.

Bhaumik beschreibt am Anfang seine ersten Eindrücke am nächtlichen Sternenhimmel in seinem kleinen indischen Heimatdorf, und die Faszination und Freude, die er seitdem sein ganzes Leben in Verbindung mit Astronomie empfunden hat. Dies wird beim Lesen des Buches in jedem Kapitel spürbar.

Man wird auf eine Reise mitgenommen durch Zeit und Raum. Zeit in zweifacher Hinsicht: Einerseits wichtige Entdeckungen der Vergangenheit, andererseits mit dem Blick in große Entfernungen und somit, durch die Endlichkeit der Lichtgeschwindigkeit, in die Geschichte des Universums.
Beginn bei der Milchstraße
Bild: Seifert Verlag
Erste Station der Reise ist die Milchstraße, eine Galaxie unter vielen, mit ihren hundert Milliarden Sternen, welche sich in Form einer Spirale anordnen. Diese Struktur wird mit einem Hurrikan verglichen, wobei auf "schwarze" Materie als Ursache für die Erhaltung der Spiralen in Galaxien hingewiesen wird.

"Schwarze Materie", eigentlich "dunkle Materie" (eine unglückliche Übersetzung des Fachbegriffs "dark matter"), bezeichnet Materie, welche nicht detektierbar ist, sondern nur durch gravitative Beeinflussung sichtbarer Materie berechnet werden kann.

In den Gaswolken zwischen den Sternen entstehen immer noch neue Sterne durch gravitative Kontraktionen, welche oft durch Störungen von sterbenden Sternen ausgelöst werden. Einige dieser Sternentstehungsgebiete sind in farbenprächtigen Darstellungen abgebildet.

Aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte werden viele Sterne, genauso wie unsere Sonne, von Planeten umkreist. Allerdings ist es selbst mit heutiger Technik schwer diese aufzuspüren, von Leben auf diesen so genannten Exoplaneten ganz zu schweigen.
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Das Buch
Manu Bhaumik: Der kosmische Detektiv - Auf der Suche nach den Geheimnissen des Universums, Wien, Seifert Verlag 2009.
->   Das Buch beim Seifert Verlag
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Lebenszyklus eines Sterns
Eine Gaswolke, welche sich unter der eigenen Gravitation zusammenzieht, heizt sich mit steigendem Druck auf. Dies kann dazu führen, dass die Kernfusion im Zentrum der Wolke einsetzt und somit ein neuer Stern geboren wird.

Die Energie der Fusion verhindert den weiteren Kollaps und der Stern leuchtet stabil über mehrere Millionen Jahre. Neigt sich der Brennstoff (in diesem Fall Wasserstoff) dem Ende zu, gewinnt die Gravitation die Oberhand. Die Dichte und Temperatur steigen wieder, bis das aus der Kernfusion entstandene Helium zu noch schwereren Elementen fusionieren kann.

Sind alle Energiequellen der Kernfusion aufgebraucht, muss der Stern unweigerlich sterben. Bei einem leichten Stern geht das verhältnismäßig friedlich, indem die Hülle abgegeben wird und ein weißer Zwerg übrig bleibt. Ein schwerer Stern beendet sein Leben mit einem großen Knall, einer gewaltigen Explosion, auch Supernova genannt. Übrig bleibt davon ein Neutronenstern oder ein schwarzes Loch.

Die Druckwelle einer Supernova kann eine Gaswolke in der Nähe zusammendrücken und somit neue Sternentstehung anregen.
Das Universum wächst
Im ersten Drittel des vorigen Jahrhunderts stellte der amerikanische Astronom Edwin Hubble fest, dass sich die meisten Galaxien von uns entfernen. Dadurch wird das Universum immer größer. Wohin sich das Universum ausdehnt, wird mit einfachen Beispielen erklärt.

Ebenso einfach und anschaulich wird die Größe des Universums und die drei Grundformen von Galaxien vorgestellt.
Das Sonnensystem
Ziemlich unvermittelt führt die Erkundungsreise von den großen Strukturen im Universum zu einer relativ kleinen: Unser Sonnensystem.

Die Definition der Internationalen Astronomischen Union, welche Körper als Planeten gelten, führte 2006 zu einer Zurückstufung des Pluto zu einem Zwergplaneten. Seitdem gelten nur mehr acht Objekte unseres Sonnensystems als Planeten.
Die Anfänge des Universums
Nachdem alle Objekte im Universum betrachtet worden sind, stellt sich die Frage nach der Entstehung des Ganzen und ob man heute noch nachvollziehen kann, wie alles begann.

Rechnet man in der Zeit zurück, so kommt man an einen Punkt, wo die jetzt auseinander driftenden Galaxien und alle Materie in einem einzigen Punkt vereint waren. Mit einer gewaltigen Explosion, dem Urknall, wurde das Universum geschaffen.

Kleine Unsymmetrien dieser Entstehungsphase sind heute noch messbar und für die Existenz von Galaxien, Materie und letztlich uns Menschen verantwortlich.
Philosophisches Schlusswort
Die amerikanische Ausgabe des Buches ist sprachlich poetischer und noch mehr für Kinder und Jugendliche geschrieben als die deutsche Übersetzung, welche neutraler formuliert ist und auch Erwachsenen als erstes Astronomiebuch dienen kann.

Abschließend kann man sich dem philosophisch gehaltenen Schlusswort des Autors anschließen, der meint: Jeder Mensch ist Teil des Universums und ohne uns wäre es unvollständig.

[24.7.09]
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Über den Autor
Hubert Baum hat Astronomie studiert. Seine Diplomarbeit befasste sich mit chemisch pekuliaren Sternen. Seine Hauptinteressen in der Astronomie sind Sterne, Haufen und Geschichte.
->   Institut für Astronomie der Universität Wien
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->   Internationales Jahr der Astronomie 2009
->   Cosmogenics.org
 
 
 
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01.01.2010