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Ökologische Restauration zahlt sich aus  
  Menschen zerstören weltweit die Artenvielfalt. Wenn jedoch der Mensch die Natur wieder stärkt, wirft sie rund 25 Prozent mehr Ertrag ab. Wie das funktioniert, erklären mehrere weltweit agierende Wissenschaftler.  
Von den Erfahrungen der internationalen Forscher berichtet das Fachjournal "Science" vom Freitag.
Rund 80 Prozent der Bestände überfischt
Ein besonders schlechtes Beispiel für den Umgang mit natürlichen Ressourcen sind die überfischten Ozeane. Die Gruppe um Boris Worm an der Dalhousie University im kanadischen Halifax hat zusammengetragen, wie sich das Meer schonender nutzen lässt, statt immer mehr Arten mit Netzen und Langleinen an den Rand des Zusammenbruchs zu drängen (Abstract der Studie).

Gute Nachrichten gebe es besonders aus den USA, Island und Neuseeland. "Das ist nur ein Anfang - aber es gibt mir Hoffnung, dass wir es schaffen können, die Überfischung unter Kontrolle zu bringen", erklärt Worm.

Rund 80 Prozent der Fischbestände in den Weltmeeren sind laut einem UNO-Report überfischt oder bis an die Grenzen ausgebeutet - Tendenz steigend. Worm und sein Team stellten Daten über Vorkommen und Zahl vieler Meeresfische zusammen. In fünf von zehn untersuchten Gebieten wurden die Fänge inzwischen so reduziert, dass die Fischer nur das vertretbare Maximum aus dem Bestand herausholen. Dabei muss der Mensch also nicht auf die Ressource Fisch verzichten.
Fangmethoden sind ausschlaggebend
In Kenia etwa haben sich Experten und die lokale Bevölkerung zusammengesetzt und einige wichtige Gebiete für die Fischerei gesperrt. In vielen Studien hatte sich vorher gezeigt, dass solche Schutzgebiete den Bestand dieser Fische in ihrer Umgebung erhöhen. Die gefangenen Exemplare im Umkreis waren nach einiger Zeit größer und es gingen mehr Tiere ins Netz.

Zudem wurde der Einsatz von Ringwaden-Netzen gestoppt. Mit ihnen lassen sich nämlich große Schwärme umkreisen und komplett aus dem Wasser ziehen, weil das Netz unter den Tieren zusammengezogen wird. Fischer, die mit traditionellen Netzen fischten, verdienten daraufhin im Schnitt mehr Geld.

"Diese Erfolge sind zwar nur lokal - aber sie regen andere an, zu folgen", erklärt Co-Autor Tim McClanahan von der Wildlife Conservation Society in Kenia. Andere Beispiele: In Mexiko half das Verbot besonders verheerender Fangmethoden. In Neuseeland und Australien wurde die zulässige Fangmenge verringert. Vor Kalifornien halfen Schutzgebiete, die nicht befischt werden dürfen.
Die Rückkehr der Austern
Eine andere, noch viel deutlichere Erfolgsgeschichte ist das Wiedererstarken der Austern in Nordamerikas größter Flussmündung, der Chesapeake Bay an der US-Ostküste. Überfischung und die Zerstörung der Austernbänke durch die Schleppnetze hatten die Plankton-Filtrierer extrem dezimiert.

Die kostbaren Muscheln wälzen das Wasser und damit Nährstoffe um, filtern riesige Mengen Algen und Bakterien aus dem Wasser, ihre Ansammlungen bieten Fischen und anderen Tieren Platz und Versteck. Mit dem Verschwinden der Austern, nahmen Algen vielerorts überhand. Das löste einen folgenreichen Sauerstoffmangel aus: Die regulierende Kraft der Austern für die Umwelt, aber auch den Menschen war verloren gegangen.
->   Video der Austern-Forscher
Fische und andere Tiere profitieren
 
Bild: D.M. Schulte; R.P. Burke; R.N. Lipcius

Die Wissenschaftler konstruierten zum Teil Austernbänke, die null bis 45 Zentimeter über dem Boden lagen. Sie fanden heraus, dass die Höhe über dem Bodengrund der entscheidende Schlüssel zum Erfolg war: Je höher die Bänke lagen, umso besser gediehen die Weichtiere mit der zerfurchten Schale. Je tiefer die Austern lagen, desto schwieriger konnten sie wachsen.

Frühere Versuche, die Austern in dem Gebiet wieder heimisch zu machen, scheiterten genau daran - sie waren dem Meeresgrund zu nahe. Die höher eingesetzten Austern aber gedeihen gut und zwischen ihnen viele Fische und weitere Tiere.
Kein Weg zurück
Einen Überblick über gleich 89 Projekte zur Stärkung der Biodiversität gibt die Gruppe um José Benayas von der Alcalá-Universität im spanischen Alcalá de Henares. Die Dauer dieser "Projekte" schwankt von weniger als 5 bis mehr als 300 Jahren. In zwei plakativen Zahlen zusammengefasst lautet das in "Science" vorgestellte Resultat: Die Renaturierung führt zu einer Zunahme der Biodiversität um 44 Prozent (Abstract der Studie).

Und: Eine derart gestärkte Natur wirft für den Menschen 25 Prozent mehr Gewinn ab. Der ursprüngliche Zustand stellt sich aber nicht mehr ein. Im Schnitt erreichen die wiederhergestellten Zonen nur noch 86 Prozent der ursprünglichen Vielfalt und nur noch 80 Prozent der Leistungsfähigkeit.

[science.ORF.at/dpa, 30.7.09]
->   Wildlife Conservation Society, Kenia
->   Dalhousie University
->   State of World Fisheries and Aquaculture 2008
->   Chesapeake Bay
->   Universidad de Alcalá
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01.01.2010