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Rolle von Bakterien in Süßgewässern unterschätzt  
  Die Rolle von Bakterien in Süßgewässern dürfte bisher unterschätzt worden sein. Eine Studie legt den Schluss nahe, dass ein erheblicher Teil von ihnen in Seen direkt Sonnenlicht als Energiequelle nutzen kann.  
Die Studie von von Martin Hahn vom Institut für Limnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Mondsee und Kollegen ist in " The ISME Journal" erschienen (Bd. 3, S. 726).
Nicht alle Arten wachsen im Labor
Die Erkenntnis, dass Bakterien in praktisch allen Lebensräumen weitaus wichtiger sind als lange angenommen, ist den Möglichkeiten der modernen Genetik und Molekularbiologie zu verdanken.

Lange konnten Wissenschaftler nur mit jenen Mikroorganismen arbeiten und forschen, die sich etwa auf Nährböden kultivieren lassen. In den vergangenen Jahrzehnten zeigte sich aber, dass nur ein verschwindender Anteil von wenigen Prozent der Bakterienarten im Labor wächst.
Actinobakterien auch im Salzkammergut
Für die nun veröffentlichte Studie nahmen die Wissenschaftler aus Kanada, den USA, Tschechien und Österreich sogenannte Actinobakterien unter die Lupe. Von der Gruppe nahmen die Mikrobiologen bisher an, dass sie im Süßwasser eher ein Schattendasein führt. Die Ergebnisse belegen nun das Gegenteil.

Es zeigte sich, dass manche Actinobakterien sogar ausschließlich im Süßwasser vorkommen und dann bis zu 60 Prozent des Süßwasserplanktons ausmachen. "Actinobakterien sind typische Vertreter der österreichischen Seen, auch im Salzkammergut sind sie heimisch", erklärte Hahn.
Sonnenlicht zur Energiegewinnung?
Was die Sache für die Ökologen noch interessanter macht, sind Hinweise, dass Actinobakterien offenbar Sonnenlicht direkt als Energiequelle nutzen können und somit als sogenannte Primärproduzenten gelten.

Bisher galten vor allem Pflanzen und Blaualgen (Bakterien-Verwandte) als Primärproduzenten. Es war zwar bekannt, dass auch bestimmte Bakterien dazu in der Lage sind, diese sollten allerdings nur eine untergeordnete Rolle spielen, so die Lehrmeinung.

Noch stehen weitere Versuche aus, um die Hinweise zu bestätigen, räumten die Wissenschaftler ein. Sollte sich bestätigen, dass ein so großer Anteil von Mikroorganismen zur Nutzung von Licht befähigt ist, müssten alte Konzepte zum Energie- und Kohlenstofffluss in Seen jedenfalls infrage gestellt werden, betonen die Biologen.

[science.ORF.at/APA, 4.8.09]
->   Primärproduktion (Wikipedia)
->   Institut für Limnologie der ÖAW
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Bakterien
 
 
 
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01.01.2010