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Orang-Utans verändern mit Blättern ihre Stimme  
  Nähert man sich einer Orang-Utan Population, wird es laut. Die Menschenaffen alarmieren ihre Artgenossen vor drohender Gefahr mit dem sogenannten Kuss-Laut, den sie durch den Gebrauch von Blättern verändern.  
Kulturelles Lernen war bisher den Menschen vorbehalten. Wenige Ausnahmen wie Menschenaffen, die Werkzeuge benutzen, um an Essen zu gelangen, sind schon länger bekannt. Aber Werkzeuggebrauch, um die Stimme zu verändern, wurde bisher nur einmal beobachtet und nicht weiter untersucht.

Die Frage, ob dieses Verhalten erlernt oder weitergegeben wurde, blieb damit offen. Den Forschern um Madeleine E. Hardus gelang nun der Nachweis, dass Orang-Utans Blätter benutzen, um ihre Stimmfrequenz zu modulieren.
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Die Studie "Tool use in wild orang-utans modifies sound production: a functionally deceptive innovation?" von Madeleine E. Hardus erschien im Fachjournal "Proceedings of the Royal Society B".
->   Zum Volltext der Studie (pdf)
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Alarmsystem für ernste Bedrohungen
Nähert sich Gefahr, stoßen Orang-Utans einen Kuss-Laut aus, der die Gruppe warnen soll. Diesen können sie verändern, indem sie ein Blatt von einem Zweig nehmen und es sich vor den Mund halten. Durch die Verwendung von Blättern als Werkzeug können sie die Frequenz ihrer Stimme weiter senken, als wenn sie das nicht tun oder sich nur die Hand vor den Mund halten.

Die Forscher nehmen an, dass Kuss-Laute mit Blättern nur bei unmittelbarer und ernster Bedrohung zum Einsatz kommen, oder bei kleineren Orang-Utans, die damit mehr Körpergröße vortäuschen wollen. Auch berichten sie von Hinweisen darauf, dass die verstärkten Kuss-Laute bewusst eingesetzt werden.
Forscher sehen kulturelle Errungenschaft
Dies ist aus zwei Gründen bemerkenswert: Erstens sind nur wenige Spezies bekannt, die die Frequenz ihrer Stimme senken können, um anderen Tieren vorzugaukeln, sie wären größer als sie sind (z.B. der Hirsch), keine benutzt dazu Werkzeuge. Zweitens zeige es, dass die Orang-Utans ihre Kultur um die kommunikative Ebene erweitern, was die bisherige Ansicht, Affenlaute wären rein emotionaler Natur, in Frage stellt.

Dass nicht alle Orang-Utan Populationen ein Blatt vor den Mund nehmen, ist für die Forscher ein Indiz dafür, dass diese Technik eine lokale kulturelle Errungenschaft darstellt, die sich dann auf andere Populationen ausgeweitet habe.

[science.ORF.at, 5.8.09]
->   science.ORF.at zu Orang-Utans
 
 
 
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01.01.2010