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Burgenland: Elternsorte des Grünen Veltliners  
  Auf einem lange Zeit nicht mehr für den Weinbau genutzten Grundstück wurde in Eisenstadt vor einigen Jahren ein alter Rebstock gefunden. Dieser entpuppte sich nun als eine Elternsorte des Grünen Veltliners.  
Lange mündliche Überlieferung
Seit Jahrzehnten hielten sich im Stadtteil St. Georgen Geschichten über einen uralten Weinstock auf einer einstigen, vor Jahrhunderten bebauten Riede.

Michael Leberl vom Verein Dorfblick und der Winzer Hans Moser nahmen sich der Erzählungen an. Ende Mai 2000 habe er sich auf die Suche gemacht, schilderte Leberl am Donnerstag auf einer Pressekonferenz.

Ein damals über 80-jähriger St. Georgener zeichnete ihm auf einem Bierdeckel ein Grundstück auf dem Hetscherlberg, der heutigen Viehtrift, auf. Einst als Hottergrenzen angelegte Steinreihen deuteten auf die Lage des früheren Weingartens hin.
Vor neun Jahren entdeckt
Ende Mai 2000 fand er auf der längst verwachsenen Hutweide eine Hetscherlstaude, "und über der Staude hat etwas Grünes geleuchtet". Leberl hatte den Rebstock entdeckt, in den folgenden Jahren begannen Untersuchungen durch die Bundesversuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Klosterneuburg.

Schon bald habe man erkennen können, dass es diese Sorte nicht im Verzeichnis gab, schilderte der Rebgenetiker Ferdinand Regner. Auch beim Vergleich mit Sorten aus Nachbarländern wurde man nicht fündig.
Ein Unikat
 
Bild: Stadtgemeinde Eisenstadt/Hans Moser

Der entdeckte Stock

Schließlich habe man eine gewisse Übereinstimmung zum Grünen Veltliner entdeckt: "Diese Homologie hat uns im Endeffekt dann dazu geführt, dass wir heute definieren können, dass diese Sorte eine Elternsorte des Grünen Veltliners ist." Ob es sich um eine "Vater-" oder "Muttersorte" handle, darauf wollte sich der Experte noch nicht festlegen.

Im Rahmen eines EU-Projekts wurden Daten aus ganz Europa ausgewertet - Sammlungen mit bis zu 7.000 Reben wurden untersucht. Nirgendwo sei diese Rebe gefunden worden. "Es ist einfach nach heutigem Stand eine Unikatsrebe, die letzte aus historischen Zeiten", meinte Regner.
Stock war in Gefahr
Um ein Haar wäre der Stock, nachdem er Jahrhunderte überdauert hatte, vor ein paar Jahren Rodungsarbeiten zum Opfer gefallen. Die Rebe wurde gepflegt, 2006 oder 2007 gab es erste Sommertriebe, "die nicht länger waren als eine Hand", schilderte Winzer Moser.

Die Blätter hatten etwa Daumennagelgröße. Es wurde auch versucht, Stecklinge zu ziehen. "In den letzten Jahren war der viele Regen ausschlaggebend dafür, dass wir veredelungsfähiges Material bekommen haben." Dieses sei schon zur Pflege in Glashäusern in Klosterneuburg, so Moser.
Erste Trauben in zwei Jahren
"Wir hoffen natürlich, dass wir so schnell wie möglich die ersten Trauben wiederbekommen", meinte Moser. Die Rebe sei aber sehr lange unter Lichtmangel im Gestrüpp versteckt gewesen: "Sie ist sehr geschwächt." Er glaube, dass es in den kommenden ein bis zwei Jahren so weit sei.

Sobald das erste Material verfügbar sei, sollen Aromaprofile erstellt werden. Auch die Geschichte des früheren Weinberges soll nun anhand historischer Dokumente und Aufzeichnungen untersucht werden. Ein Bergbuch aus dem Jahr 1570 weist beispielsweise einen kleinen Teil der Ried Viehtrift als Weingärten aus.
Vater - Mutter - Kind
Auch die Frage, ob die Rebe eingezäunt wird, habe man bereits diskutiert. "Ich denke, wir lassen sie in Ruhe", so Moser. Beim Standort der Urrebe soll demnächst ein Gedenkweingarten angelegt werden.

"Mir schwebt hier vor: Vater - Mutter - Kind. Das heißt: Traminer, unsere Rebe und der Grüne Veltliner." Man werde daran arbeiten, dass die Rebe einmal so weit Ertrag bringt, dass man einen kleinen Weingarten anlegen kann.

[science.ORF.at/APA, 6.8.09]
->   Bundesversuchsanstalt für Wein- und Obstbau
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01.01.2010