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Welt-Wasser-Woche: Ohne WC kein Schulbesuch?  
  Wassermangel trifft Kinder am härtesten, warnt UNICEF anlässlich der internationalen Welt-Wasserwoche. Pro Tag sterben 4.500 Kinder infolge von schmutzigem Trinkwasser und mangelnder Hygiene.  
Wassermangel in einer Region oder einem Land bedeutet nicht nur Durst und infolge von schlechten Erträgen der Landwirtschaft auch Hunger, sondern Wassermangel kann zudem krank machen und von der Schulbildung abhalten. Zum Beispiel wenn Sanitäranlagen fehlen - u.a. darauf macht die internationale Welt-Wasserwoche aufmerksam.
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Mehr zur Welt Wasser Woche
Die Weltwasserwoche mit mehr als 2.000 Teilnehmern aus zig Staaten ist eine Konferenz, die seit gestern in Stockholm abgehalten wird. Die Veranstaltung mit Teilnehmenden aus Wissenschaft, Politik und von Hilfsorganisationen hat sich seit Anfang der 90er Jahre als international führendes Forum zu Fragen einer umweltverträglichen und gerecht verteilten Wassernutzung etabliert.
->   Weltwasserwoche
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Keine Toilette, kein Abwassersystem
Weltweit haben 2,5 Milliarden Menschen keine ausreichenden sanitären Anlagen, davon sind 980 Millionen Kinder. Viele der Betroffenen sind auf Freiluft angewiesen - müssen ihre Notdurft mitunter an öffentlichen, einsehbaren Plätzen verrichten.

Zahlreiche Krankheiten in Entwicklungsstaaten gehen auf ungeklärte Abwässer und fehlende Toiletten zurück, sagt Sylvia Trsek, Sprecherin von UNICEF Österreich: "Verschmutztes Trinkwasser, mangelnde Hygiene und fehlende Sanitäranlagen führen dazu, dass weltweit pro Tag 4.500 Kinder unter 5 Jahren sterben - an Krankheiten wie Durchfall einschließlich Cholera."

Weitere Folgen, wenn Latrinen fehlen, nennt die UNICEF-Sprecherin im Gespräch mit science.ORF.at: "Wenn Mädchen ihre Notdurft nicht verrichten können oder dürfen, weil sie keine Latrinen zur Verfügung haben, dann entstehen dadurch schwere gesundheitliche Probleme wie Harnwegsinfekte, Blasenentzündungen und auch gynäkologische Probleme werden dadurch verschlechtert."
Keine Intimsphäre
Keine Türe, keine Trennwand zwischen Mädchen und Buben, mitunter gar keine Latrine. Abgesehen vom Gesundheitsrisiko nennt die UNICEF-Sprecherin weitreichende gesellschaftliche Folgen, wenn in Entwicklungsstaaten beispielsweise Toiletten in Schulen fehlen.

"Gerade in Entwicklungsstaaten haben wir das Problem, dass es mitunter keine sanitären Anlagen in Schulen gibt oder aber keine getrennten Sanitäranlagen für Buben und Mädchen. Mit der Folge, dass Mädchen nicht mehr zur Schulen gehen wollen oder dürfen: sie können während der Schulzeit nicht die Toilette besuchen; wenn sie schon ihre Menstruation haben wird das Ganze zu einem noch größeren Problem.

Es kommt also im Endeffekt zum Ausscheiden dieser Mädchen aus den Schulen und zu einem großen Bildungsdefizit von Mädchen und jungen Frauen in Entwicklungsländern."
"Schmutzige Schulen lehren Kinder rein gar nichts"
Dieser provokante Satz steht auf der Homepage der Weltwasserwoche zu lesen und weiter: "In vielen Ländern der Welt haben Schule minderwertige Sanitäranlagen. Wenn die Wasserversorgung, Sanitäranlagen und Möglichkeiten zum Handwaschen fehlen, werden Schulen zu unsicheren Plätzen, wo sich Seuchen ausbreiten können.

Verbesserungen an dieser Stelle wären auch eine Investition in die Zukunft. Was man Kindern beibringt, lernt die ganze Gesellschaft. Die Erziehung zu mehr Hygiene und zum Händewaschen würde zu einer Reduktion der Durchfallerkrankungen um bis zu 45 Prozent führen. Das rettet Leben."
"Händewaschen rettet Leben"
Mit dem Bau einer Latrine oder eines Abwassersystems ist viel erreicht - doch ein kleines Ritual gehört dazu: Händewaschen mit Seife könnte tödliche Durchfall-Erkrankungen, so Sylvia Trsek:

"Durch das Waschen der Hände MIT SEIFE - bevorzugterweise immer auch nach dem Toilettebesuch und vor dem Essen - kommt es zu einer Verringerung von Krankheiten. Ein großartiges Ergebnis ist z.B. dass tödliche Durchfallerkrankungen bei Kindern um bis zu 50 Prozent zurückgedrängt werden können; auch Lungenentzündungen können bis zu 23 Prozent verringert werden. Händewaschen ist in Entwicklungsländern also eine lebensrettende Maßnahme."
->   Weltweiter "Händewaschen-Tag" (15.10.2009)
Millenniumsziel unerreicht
Eine Schule für 600 Kinder mit Toiletten und Handwasch-Möglichkeit auszustatten, kostet laut Kinder-Hilfswerk der Vereinten Nationen beispielsweise in Malawi 2.700 Euro.
Und die internationale Welt-Wasserwoche derzeit in Stockholm rechnet vor: jeder Dollar, der in Sanitäranlagen investiert wird, könnte bis zu 34 Dollar an Folgekosten sparen - weil eben Krankheiten vermieden werden könnten, weil eben Kinder Schulbildung erfahren, weil eben die Wirtschaft entwickelt werden kann.

Vom Millenniumsziel hinsichtlich der sanitären Grundversorgung ist man derzeit weltweit noch weit entfernt, so Sylvia Trsek von UNICEF Österreich. Die Millenniumsziele haben ja UNO, Weltbank, OECD und mehrere Nichtregierungsorganisationen im Jahr 2000 formuliert. Eines der acht Ziele lautet: Bis 2015 Halbierung des Anteils der Menschen ohne dauerhaft gesicherten Zugang zu hygienisch einwandfreiem Trinkwasser (von 65 Prozent auf 32 Prozent).

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 18.8.09
->   Millenniumsziele (UN)
->   Fortschrittsbericht zum Millenniumsziel 7 (UN)
->   UNICEF zur Weltwasserwoche
->   Soaps, Toilets and Taps (UNICEF international)
 
 
 
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01.01.2010