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Wenn sich Nasenlöcher widersprechen  
  Unsere beiden Nasenlöcher arbeiten als glückliches Paar, um uns Düfte zuzutragen. Eine Studie korrigiert nun diesen Eindruck: Auch Nasenlöcher sind sich nicht immer einig.  
Das berichten Wen Zhou und Denise Chen, die am Psychologischen Institut der Rice University in Texas forschen, in der neuen Ausgabe von "Current Biology" (online).
Das Hirn mischt Gerüche nicht, sondern trennt sie
"Normalerweise machen unsere Nasenlöcher immer die gleichen olfaktorischen Erfahrungen", sagt Chen. Nicht so in einer von ihm gewählten Versuchsanordnung: Empfangen die Nasenlöcher gleichzeitig verschiedene Gerüche, kommt es bei den Versuchspersonen zu Geruchshalluzinationen. "Anstatt eine Mischung der Gerüche wahrzunehmen, riechen sie erst den einen, dann den anderen Geruch. Es ist, als ob die beiden Nasenlöcher miteinander stritten", stellt Chen fest.
Unsere Sinne sind sich selten synchron
Dass unsere Sinne im Wettstreit stehen, ist nicht neu. Die meisten unserer Sinnesorgane sind Paare: Augen, Ohren und Nasenlöcher. Betrachten wir ein Objekt, entstehen auf den Netzhäuten der Augen zwei sich leicht voneinander unterscheidende Bilder, erklären die Forscher. Ähnlich verhält es sich mit den Ohren, aber meistens überspielt unser Hirn die kleinen Unterschiede und liefert uns ein stabiles, einheitliches Bild unserer Umwelt.
Völlig verschiedene Eindrücke mag das Hirn nicht
Mit der Einigkeit ist es aber schnell vorbei, sagt Chen: "Wenn die Augen gleichzeitig zwei verschiedene Bilder sehen, eines für jedes Auge, empfangen wir die Bilder abwechselnd, eines nach dem anderen". Spielt man den einzelnen Ohren Tonfolgen vor, die eine Oktave auseinander liegen, hören die meisten einen einzigen Ton, der sich zwischen den Ohren hin und her bewegt.
Geruchsinn nicht am Wichtigsten, aber zu wenig erforscht
Die Studie zeige, dass es sich mit unserem Geruchsinn ähnlich verhält, sagt Chen. Auch wenn beide Gerüche gleichzeitig da sind, wendet sich unser Hirn vornehmlich einem zu. Die Stärke des Effekts habe selbst Chen und Zhou überrascht, vor allem weil der Geruch nicht als unser wichtigster Sinn für die Wahrnehmung der Umwelt gilt. Geht es nach den beiden, wird die Entdeckung andere Untersuchungen über den Geruchsinn anregen. Die Harmonie unserer Nasenlöcher dürfte dadurch auch nicht mehr wiederhergestellt werden.

[science.ORF.at, 21.8.09]
->   Lebenslauf Wen Zhou
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01.01.2010