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Medien im digitalen Zeitalter  
  Zunehmend gewinnt das Internet an Bedeutung und bringt traditionelle Medien mitunter in Bedrängnis. Den "öffentlichen Medien im digitalen Zeitalter" widmete sich eine Podiumsdiskussion in Alpbach.  
Nachdem das Generalthema beim Europäischen Forum Alpbach heuer das "Vertrauen" ist, stellte man die Frage, welche Medien vertrauenswürdig sind.
Zukunft des Qualitätsjournalismus
Qualitätsjournalismus, der fand bisher in Zeitungen, Zeitschriften, im Radio und im Fernsehen statt. Zunehmend holen sich viele Menschen aber Informationen aus dem Internet - mitunter auch ausschließlich aus dem World Wide Web. Ist angesichts solcher Trends Qualitätsjournalismus in traditionellen Medien überhaupt noch gefragt? Ja - meint ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, denn Umfragen zeigen immer wieder, dass man dem öffentlich-rechtlichen ORF vertraut, Tendenz steigend:

"In dem Moment, wo etwas passiert, wo eine Katastrophe, eine schwierige politische Situation ist, wissen die Leute, in welchen Sendern, an welchen Sendeplätzen sie diese Information - wenn es ums bewegte Bild oder auch um die Radioinformation geht - bekommen."
Einflussreiche Online-Angebote
Die Konkurrenz wächst: Im Durchschnitt können österreichische Haushalte 88 Programme empfangen; dazu kommt eben das Internet. Der Wissenschaftler William Dutton, er ist Direktor des Internet-Instituts der Universität Oxford, misst den Online-Angeboten großen Einfluss zu.

Er spricht vom Internet als fünfter Gewalt - also in Erweiterung der These, dass Medien die vierte Gewalt im Staat sind; wobei das Internet für Dutton unabhängig zur Presse bzw. zu den klassischen Massenmedien zu sehen ist.
Gute Geschichten gefragt
Auch wenn das Internet an Bedeutung gewinne, würden in Zukunft gute Geschichten immer noch von guten Journalisten geschrieben werden, meint Maria von Welser, Landesdirektorin beim Norddeutschen Rundfunk; Redakteurinnen und Redakteure würden das Internet vielleicht als zusätzliche Quelle benützen, aber nicht ausschließlich:

"Aber zugleich vielleicht auch dort waren, zugleich mit Augenzeugen gesprochen haben, die das Zusammenfassen für die Zeitung, für das Radio, für den Fernsehbericht und die mit ihrer eigenen Kapazität dies alles umsetzen können. Das ist eine vertrauensschaffende Maßnahme. Sich allein auf das Internet zu verlassen, halte ich für fatal."

Sie wundere sich, dass Informationen aus dem Internet nichts kosten, meint die Landesdirektorin vom Norddeutschen Rundfunk.
Wer soll das alles bezahlen?
Und genau die Finanzierung ist auch ein großes Fragezeichen bei der Podiumsdiskussion im Rahmen des Europäischen Forum Alpbach: Guter Journalismus muss eben finanziert werden. Das wird immer schwieriger - zum einen wegen der Wirtschaftskrise, die weniger Einnahmen durch Werbung bringt; zum anderen wegen des Internets. Wie werden traditionelle Medien in Zukunft finanziert, wenn das Internet Stücke vom Einnahmen-Kuchen wegknabbert? Wenn die fünfte Gewalt wesentliche Teile der vierten Gewalt zerstöre?

"Weil sie nämlich dabei ist, die Refinanzierungsbasis der traditionellen Medien, stark zu unterhöhlen. Das ist die problematische Herausforderung. Journalistische Tätigkeit bleibt unersetzbar, in der Vielfalt des Netzes wird sie vielleicht noch wichtiger - noch wichtiger für den Konsumenten. Und da spielen dann insbesondere auch öffentlich-rechtliche journalistische Institutionen eine besondere Rolle, da sie mithelfen, in der ungeheuren Vielfalt und Unkontrollierbarkeit des Internets, herauszufiltern, was ist wahr und was ist falsch", so ORF-Generaldirektor Wrabetz.

Resumée der Diskussion zu öffentlichen Medien im digitalen Zeitalter: Niemand wolle das Internet abschaffen oder einschränken, aber öffentlich-rechtliche Medien wollen darin eine angemessene Rolle spielen. Und: Sie werden in Zeiten von Vertrauenskrisen an Bedeutung gewinnen.

Barbara Daser, Ö1 Wissenschaft, 25.8.09
 
 
 
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01.01.2010