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Wie gefährlich ist die Nanotechnologie?  
  "Grund für Panik gibt es nicht, dennoch sollten wir beim Freisetzen von künstlichen Nanopartikeln sehr vorsichtig sein", meint der Nanowissenschaftler Frank von der Kammer.  
Er hat gemeinsam mit Thilo Hofmann, dem Leiter des Departments für Umweltgeowissenschaften der Universität Wien, die noch bis Mittwoch stattfindende Tagung "Environmental Effects of Nanoparticles and Nanomaterials" organisiert.
Risikoforschung noch unentschieden
Experten schätzen, dass mittlerweile mehrere Hundert Produkte auf dem Markt sind, in denen künstliche Nanoteilchen - also Partikel mit einer Größe von unter 100 Nanometern - enthalten sind. Die Teilchen werden nicht zufällig eingesetzt. Durch ihre Kleinheit besitzen sie ganz besondere Eigenschaften. So werden Nano-Lacke oder Polituren schmutz- und wasserabweisend, Sonnenmilch mit Nanoteilchen durchsichtig.

Doch kein Licht ohne Schatten: Die Winzlinge haben auch nachteilige Effekte auf Mensch und Umwelt. Obwohl die Arbeiten der Risikoforscher im Rahmen ihrer Möglichkeiten auf Hochtouren laufen, sind dabei noch viele Fragen offen. Klar scheint, dass Nanopartikel aus Titandioxid - wie sie etwa in Sonnenschutzmitteln oder Lacken eingesetzt werden - negative Auswirkungen auf die Mikrobiologie von Gewässern haben.
Blei wird schneller transportiert
Verdichtet haben sich auch Hinweise, dass Nanopartikel Schadstoffe unerwartet rasch transportieren können. So gilt Blei im Boden normalerweise als wenig mobil. Eine Verlagerung um einen Meter kann mehr als 50 Jahre dauern. Doch es gibt Ausnahmen: Wird das Schwermetall anstatt an größere Brocken im Boden an Nanopartikel gebunden, kann es erheblich schneller gehen. So kann das giftige Metall leichter und rascher ins Grundwasser gelangen als bisher angenommen.
Labor ist nicht gleich Realität
Bedenken, dass die winzigen Kügelchen aus Titandioxid auch die menschliche Haut schädigen könnten, indem sie unter Lichteinfluss freie Radikale bilden, haben sich dagegen wieder relativiert.

"Die Partikel werden industriell praktisch nie so verwendet wie sie sind, sondern mit anderen Oxiden beschichtet, damit bilden sie auch keine freien Radikale mehr", so von der Kammer. Daher seien die Wirkungen von "nackten" Nanokügelchen im Labor mit den tatsächlichen Verhältnisse nicht wirklich vergleichbar.
Gegen Nanoteilchen in der Kosmetik
Alles in Allem sieht von der Kammer derzeit keinen Grund zur Panik. Schließlich seien Nanoteilchen keine Erfindung des Menschen, sie kommen auch in der Natur vor. So kann ein Liter Mineralwasser eine Million und mehr solcher Partikel enthalten.

Dennoch sollten laut von der Kammer künstliche Nanomaterialien nur dann eingesetzt werden, wenn es erstens einen erkennbaren Nutzen bringt und zweitens die Folgen halbwegs absehbar sind.

So sollt beispielsweise vom Einsatz von Nanoteilchen in der Kosmetik abgesehen werden, da über Kosmetika definitionsgemäß keine Wirkstoffe in den Körper eingebracht werden dürfen. Das ist Medikamenten vorbehalten.
Weitere Forschung nötig
Klar ist, dass "Nano" keine einheitliche Forschungsrichtung ist und dass die Analysemethoden für die Beurteilung solcher Materialien zum größten Teil erst entwickelt werden müssen. Die Konzentration eines bestimmten Stoffes - etwa Silber - zu messen, sei eine Sache. Zu klären, in welcher Form der Stoff vorliege, eine andere.

Parallel zur Anwendungsforschung der Nanotechnologie sollte jedenfalls auch die Risikoforschung dazu entsprechend gefördert werden. Ein paar Prozent dafür zu reservieren, werde jedenfalls zu wenig sein, so der Experte.

[science.ORF.at/APA, 7.9.09]
->   Tagung "Environmental Effects of Nanoparticles and Nanomaterials"
->   Frank von der Kammer, Uni Wien
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->   Nanopartikeln "überleben" Kläranlagen
->   Informationen zu Nanotechnologie online
 
 
 
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01.01.2010