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Buch über Österreichs Außenpolitik der 1. Republik  
  Die österreichische Außenpolitik der aus heutiger Sicht hochinteressanten Periode der Wirtschaftskrise zwischen September 1931 bis Februar 1933 beleuchtet ein neues Buch.  
"Die damalige Krise hat mit der aktuellen Situation einiges gemeinsam, vor allem Makroökonomen könnten durch das Studium einiges lernen", sagte der Historiker und Buchherausgeber Klaus Koch.
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Der Band 8 "Österreich im Zentrum der Mitteleuropapläne" ist in der Reihe "Außenpolitische Dokumente der Republik Österreich 1918-1938" der Historischen Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) erschienen.
->   Mehr über das Buch (Verlag der ÖAW)
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Unterschied zu heute: Integriertes Europa
Weder die damalige, noch die heutige Situation seien ursächlich als Krisen der Wirtschaft einzustufen, so der Wissenschaftler. Während damals das Währungssystem schwächelte, waren es heute zu Beginn die Banken. Im Vergleich zeigt sich, wie sich ein integriertes Europa und eine gemeinsame Währung doch stabilisierend auswirkt.

"Die Wirtschaftskrise der 1930er ließ auch Österreich nach neuen Partnerschaften suchen, dabei geriet es ins Spannungsfeld der mitteleuropäischen Politik", so Koch. Zuerst sei eine deutsch-österreichische Zollunion geplant gewesen, was allerdings auf Widerstand Frankreichs stieß.

Ein von den Franzosen vorgeschlagenes Wirtschaftsabkommen zwischen Jugoslawien, Rumänien und Österreich unter der Führung der Tschechoslowakei sei wiederum von Deutschland und Italien zu Fall gebracht worden.
Demütige Politik
Nach dem Studium der alten außenpolitischen Dokumente auffallend sei die demütige Haltung Österreichs, so Koch weiter. Mehrfach am Rande des Staatsbankrotts habe sich Österreich etwa in der sogenannten Lausanne-Anleihe verpflichtet, 20 Jahre lang von einer Zollunion mit Deutschland abzusehen.

"Heute würde ein kleines Land am Rande des Bankrotts die internationale Gemeinschaft vermutlich eher erpressen und beispielsweise mit sozialen Unruhen drohen", ist der Historiker überzeugt.
Misstrauen gegenüber dem Parlament
Die Forscher fanden bei ihren Recherchen auch Vorboten der folgenden Entwicklung. So hätten sich die Fronten zwischen der sozialdemokratischen Opposition und der christlich-sozialen Regierungspartei "endgültig versteinert".

"Die Christlichsozialen folgten der anschlussfeindlichen Kampfansage 'Österreich erwache', das nationale Lager radikalisierte sich in Richtung NSDAP, seitens der Parteien herrschte ein generelles Misstrauen gegenüber dem Parlament", so Koch.

[science.ORF.at, 10.9.09]
->   Historische Kommission der ÖAW
 
 
 
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01.01.2010