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Auf der Spur von Meteoriten  
  Ein großer Teil der Meteoriten, die in die Erdatmosphäre eintreten, verglüht restlos. Bleibt doch etwas über, ist es schwierig, die meist sehr kleinen Fragmente des Himmelskörpers aufzuspüren. Mit Hilfe eines neuen Beobachtungsnetzwerks ist es nun gelungen, die Überreste eines beobachteten Einschlags in der westaustralischen Wüste ziemlich exakt zu orten.  
Das gefundene Gestein hat laut den Forschern rund um Phil Bland vom Imperial College London einen ungewöhnlichen Ursprung.
Zeugen der Geschichte des Sonnensystems
Aus der Beobachtung von Meteoriten kann man schließen, aus welcher Himmelregion der Gesteinsbrocken stammt und auf welcher Bahn er sich vor seinem Einschlag bewegt hat. Findet man außerdem ein paar Fragmente des Himmelskörpers, lässt sich aus seiner Beschaffenheit einiges über die Geschichte und die Entstehung unseres Sonnensystems ableiten. - Derartige gezielte Funde sind allerdings recht selten.

Im Lauf der letzten 200 Jahre wurden laut den Forschern fast 1100 Meteoriteneinschläge dokumentiert, Herkunft und Umlaufbahn kennt man aber lediglich bei einem Dutzend. Die Beobachtungsinstrumente werden zwar immer besser, die genaue Ortung von Fundstellen gelingt dennoch kaum.

Meteoriten gehören demnach zu den bestanalysierten Steinen der Erde, aber meist weiß man nicht, wo die zufälligen Fundstücke ursprünglich hergekommen sind. "Das ist als müsste man die Geologie Englands aus zufällig gefundenen Steinen im Hinterhof ableiten", so Bland.
Exakt vorhergesagter Einschlag
 
Bild: The Desert Fireball Network

Die Spur eines Meteoriten, aufgenommen mit dem Desert Fireball Network

Der nun gefundene Meteorit von der Größe eines Kricketballs ist die erste Entdeckung eines im Jahr 2006 neu aufgebauten Netzwerks von Beobachtungskameras im Nullarbor Desert in Westaustralien. (Science, Bd.325, 18. September 2009) Das Ziel dabei war sowohl Meteoriten zu finden als auch ihren Herkunftsort im Sonnensystem zu eruieren, indem man ihre Leuchtspur am Himmel verfolgt.

Die Kameras machen dabei tägliche Himmelsaufnahmen, um mögliche Sternschnuppen zu erfassen. Aus diesen Beobachtungsdaten berechnen die Forscher dann Umlaufbahn und die voraussichtliche Einschlagstelle.

Der Gesteinsbrocken wurde gleich bei der ersten Suchexpedition aufgespürt, innerhalb eines Radius von 100 Meter von der berechneten Einschlagstelle. Laut den Forschern war dies das erste Mal, dass ein Meteoriteneinschlag ausschließlich mit Hilfe derartiger Messinstrumenten so genau vorhergesagt wurde.
Ungewöhnliche Umlaufbahn
Laut den Analysen muss der Himmelskörper vor seinem "Absturz" im Juli 2007 eine recht ungewöhnliche Umlaufbahn gehabt haben. Die Forscher vermuten, dass es sich um den Teil eines Asteroiden aus dem Inneren des Haupt- oder Asteroidengürtels zwischen Mars und Jupiter handelt.

Von dort aus wanderte er im Lauf der Zeit weiter, bis er in einer der Erde ähnlichen Umlaufbahn rund um die Sonne kreiste. Ganz anders als die Bahnen anderer Meteoriten, die immer wieder tief in den Hauptgürtel hineinreichen.
Seltenes Gestein
Bild: Science
Der gefundene Meteorit
Auch die Zusammensetzung des Brockens ist laut den Forschern ungewöhnlich, er besteht nämlich aus seltenem vulkanischem Gestein. Diese Tatsache und das Wissen über seine Herkunft stütze eine relativ neue Theorie zur Bildung von Planeten.

Diese besagt, das sich die vulkanischen Mutterasteroiden der Meteoriten im tiefsten Inneren des Sonnensystems gebildet hätten, bevor sie in den Asteroidengürtel zerstreut wurden. Asteroiden sollen demnach die Grundbausteine für Planeten, also auch für die Erde sein. Deswegen hätten Meteoriten wie der gefundene auch einiges über die Ursprünge unseres Sonnensystems zu erzählen.

Die Wissenschaftler sind zuversichtlich, dass der Fund nicht ihr Letzter gewesen ist. Ihre Erklärung für den Erfolg ihres Systems: Bisherige Kameranetzwerke waren nicht sehr erfolgreich, da die kleine Gesteinsreste in bewachsenen Gegenden recht schwer zu finden sind. "Unsere Lösung war recht simpel - wir haben das Netzwerk an einem Platz aufgebaut, wo gefallene Meteoriten gut sichtbar und daher leicht auffindbar sind - nämlich in der Wüste", so Bland.

[science.ORF.at, 18.9.09]
->   Asteroidengürtel (Wikipedia)
->   Phil Bland
->   Mehr zum Thema Meteoriten im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010