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Ameisen mit 3D-Navigation  
  Wüstenameisen haben einen 3D-Kilometerzähler, um schnell zu ihren Nestern zurück zu finden. Bei der Futtersuche in hügeligem Gelände messen die Tiere nicht die tatsächlich zurückgelegte Wegstrecke, sondern errechnen und speichern die Luftlinie zu ihrem Nest.  
Wie Forscher der Berliner Humboldt Universität und der Universität Zürich im britischen Fachjournal "Nature" (Bd. 411, S. 795) berichten, ignorieren die Tiere die durch Steigungen und Gefälle verursachte zusätzliche Länge des Weges.
Navigationskünstler in der Wüste
Auf langen, geschwungenen Pfaden bewegt sich die Tunesische Wüstenameise (Cataglyphis fortis) durch ihre karge Heimat, ständig auf der Suche nach etwas Nahrhaftem. Hat sie etwas aufgespürt, kennt sie nur noch ein Ziel: schnurstracks zurück zum Nest, um ihren Gefährtinnen davon zu berichten.

Wie es die Navigationskünstler fertig bringen, nach den
zahlreichen Windungen ihres Weges in mehr oder weniger direkter Linie zurückzukehren, ist für Wissenschaftler immer noch ein nicht gänzlich gelöstes Rätsel. Bekannt ist nur, dass die Wüstenameisen den Sonnenstand und die Polarisationsrichtung des Lichts als Wegweiser benutzen.
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Navigationsverhalten von Wüstenameisen
Die Wüstenameise Cataglyphis hat die Fähigkeit, auf direktem Weg zu ihrem Nest zurückzufinden, nachdem sie sich auf einem gewundenen Pfad von diesem entfernt hat. Das haben schon Untersuchungen von Müller, Wehner, Michel und Antonsen 1996 ergeben. Die einzigen globalen Orientierungshilfen sind der Sonnenstand und die Polarisationsrichtung des Himmels, die Ameisen über ihre Polarisationsdetektoren wahrnehmen kann. Man weiß, dass sie den Sonnenstand als Orientierungshilfe benützten und eine Vorstellung über die Entfernung zum Nest besitzen. Ständig integrieren sie die einzelnen Vektoren ihrer Bewegung, sodass sie immer den resultierenden Vektor, der sie zu ihrem Nest zurück führt, im Gedächtnis haben.
->   Navigationsforschung - allgemeiner Literaturüberblick
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Künstliche Berge als Herausforderung
Der Berliner Professor Bernhard Ronacher und sein Team dressierten die Wüstenameisen (Cataglyphis fortis) darauf, über künstliche Berge zu einer Futterquelle zu gehen. Für den Rückweg zu ihren Nestern wurden die Tiere auf eine ebene Strecke gesetzt.

In Erwartung ihres Nestes stoppten die Tiere dort bereits nach einer Strecke, die der Luftlinie des hügeligen Hinwegs entsprach. Bei der Messung des Weges hatten sie also Steigung und Gefälle miteinander verrechnet und die durch die Hügel verursachten zusätzlichen Meter nicht mit gezählt.
Orientierung am Himmel
Zuvor hatten Biologen vermutet, dass die Ameisen Entfernungen möglicherweise nur durch Messung ihrer Schritte bestimmen. Mit dieser Untersuchung wurde gezeigt, dass der Mechanismus weitaus komplizierter ist. Wie er genau funktioniert, ist allerdings weiterhin unklar. Für die Tiere sei er deswegen bedeutsam, weil er die Genauigkeit erhöhe, mit der die Ameisen ihr Nest wiederfinden.

Zusätzlich zur Entfernungsmessung orientierten sich die Tiere - ähnlich wie mit einem Kompass - am Himmelsmuster, um ihre Position im Gelände zu bestimmen: Sonnenstrahlen, die auf die Erde treffen, schwingen in verschiedenen Richtungen. Je nach Sonnenstand und Atmosphärenzusammensetzung werden Strahlen bestimmter Schwingungsebenen herausgefiltert.

(red)
Der Originalartikel ist in Nature erschienen unter dem Titel
"Ant odometry in the third dimension"(Nature; 411, S. 795;kostenpflichtig).
->   Originalartikel in Nature
->   Institute of Biology, Humboldt-University
->   Department of Zoology, University of Zurich
 
 
 
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01.01.2010