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Mega-Tsunami - Welle der Zerstörung  
  Der Ostküste der USA könnte in Zukunft eine gigantische Naturkatastrophe drohen, warnen Wissenschafter. Sie glauben, dass eine riesige Flutwelle eines Tages die dicht bevölkerte Küstenregion am Atlantik überschwemmen wird - ein Mega-Tsunami.  
Ein internationales Team von Geologen, Hydrologen und Vulkanforschern hat Anzeichen dafür gefunden, dass in Zukunft ein Teil der Kanareninsel La Palma ins Meer stürzen könnte.

Der Grund: Die Insel ist vulkanischen Ursprungs. La Palma besteht hauptsächlich aus zwei Vulkanen - einer ist erloschen, der andere namens ''Cumbre Vieja'' aktiv.
Berg in Bewegung
Der britische Geologe Simon Day hat herausgefunden, dass der ''Cumbre Vieja'' durch einen Ausbruch des Vulkans im Jahre 1949 instabil geworden ist.

Dabei hat sich die gesamte Westflanke des Feuerberges um etwa vier Meter Richtung Ozean verschoben. Die Gefahr: Bei einer künftigen Eruption könnte dieser Teil des Vulkans abbrechen.
Riesenwelle im Labor
An der Versuchsanstalt für Wasserbau der ETH Zürich simulieren Schweizer Forscher Mega-Tsunamis im Labor. Die Experten haben untersucht, was passiert, wenn Billionen Tonnen Gestein ins Meer stürzen.
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650 Meter hohe Welle
''Sollte der 'Cumbre Vieja' in einem Block in den Ozean fallen, dann würde dabei eine 650 Meter hohe Welle entstehen, die mit mehr als 700 Kilometer pro Stunde über den Atlantik rast - Richtung amerikanische Ostküste'', beschreibt Hermann Fritz den drohenden Mega-Tsunami. ''Derart hohe Wellen entstehen nur, wenn riesige Mengen Gestein mit hoher Geschwindigkeit auf das Wasser prallen. Das Wasser kann dann nicht über das Gestein zurückfluten - stattdessen bildet sich eine Luftblase, die noch mehr Wasser verdrängt und so die Wasserwand weiter in die Höhe treibt.''
->   Versuchsanstalt für Wasserbau, ETH Zürich
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''Normale'' Tsunamis
''Normale'' Tsunamis treten häufiger auf - der letzte traf 1998 die Insel Papua-Neuguinea. Die Bilanz dieser zehn Meter hohen Flutwelle: Mehrere tausend Tote und eine weithin zerstörte Küstenregion.

1946 zerstörte ein Tsunami die Hafenstadt Hilo auf Hawaii. Die Flutwelle forderte mehr als 100 Menschenleben. Seither erinnert das ''Pacific Tsunami Museum'' in Hilo an diese Katastrophe und informiert zugleich über das Naturereignis.
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''Große Welle im Hafen''
Tsunami heißt auf Japanisch ''Große Welle im Hafen''. Diese Flutwellen entstehen durch Seebeben - Erdbeben am Meeresgrund. Wenn dabei die Erdkruste bricht, wird ein Teil des Meeresbodens schlagartig angehoben. Diese Bewegung wird an das darüber liegende Wasser weitergeleitet. Die Folge: An der Oberfläche bildet sich ein Wellenberg, der etwa so hoch ist wie die Verwerfung am Grund. Selbst die stärkste Seebeben können den Meeresboden höchstens um zehn bis 15 Meter anheben. Daher ist auch der resultierende Tsunami kaum höher als zehn Meter. Mega-Tsunamis hingegen können hunderte Meter hoch werden.
->   Pacific Tsunami Museum
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Katastrophale Konsequenzen
Ein Mega-Tsunami, der auf die dicht bevölkerte Ostküste der USA trifft, hätte katastrophale Konsequenzen, warnen die Wissenschafter.

Die gefährdeten Gebiete erstrecken sich von New York bis Miami - in diesem Küstenstreifen leben 40 Millionen Menschen.
In acht Stunden über den Atlantik
Der Mega-Tsunami, der durch einen Vulkanausbruch auf La Palma und einen anschließenden Bergsturz ausgelöst werden könnte, würde etwa acht Stunden brauchen, bis er die amerikanische Küste erreicht.

Das wäre kaum genügend Zeit für eine Evakuierung der gesamten Bevölkerung. Und gegen eine derart gewaltige Flutwelle gibt es keinen Schutz, warnen die Forscher.
Ruhe vor der Sturmflut?
Auf die entscheidende Frage, wann diese Katastrophe eintreten könnte, wissen die Wissenschafter keine Antwort.

''Es könnte fünf weitere Ausbrüche des 'Cumbre Vieja' dauern, bis seine Westflanke abbricht, vielleicht auch zehn oder zwanzig'', meint Bill McGuire, Katastrophenforscher am University College London. ''Andererseits wäre es auch möglich, dass es bereits bei der nächsten Eruption geschieht - wir wissen es einfach nicht.''

Ivo Filatsch, Modern Times
->   Britisches Tsunami-Risiko-Forschungsprojekt
->   University of Washington Tsunami Information
Mehr zu diesem Thema in Modern Times Spezial ''Mega-Tsunami'' am Freitag, den 22. Juni 2001 um 22.35 Uhr in ORF 2
->   Modern Times
 
 
 
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01.01.2010