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START- und Wittgenstein-Preise 2001 verliehen  
  Meinrad Busslinger vom Institut für Molekulare Pathologie (IMP) und Heribert Hirt vom Biozentrum der Universität Wien wurden heute von Wissenschaftsministerin Elisabeth Gehrer mit den hochdotierten Wittgenstein-Preisen ausgezeichnet. Weiters erhielten fünf Nachwuchsforscher die so genannten START-Preise.  
Die mit jeweils bis zu 20 Millionen Schilling dotierten Wittgenstein-Preise sind die bedeutendsten und am höchsten dotierten Auszeichnungen für österreichische Wissenschaftler.

Die START-Preise für Nachwuchsforscher sind mit je bis zu 2,5 Millionen Schilling dotiert.
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Forschungsförderung pur seit 1996
Mitte der 90er Jahre versuchte der damalige Wissenschaftsminister Rudolf Scholten, neue Wege in der staatlichen Förderung der Spitzenforschung in Österreich zu gehen. Es wurde ein personenbezogenes Programm ausgearbeitet, das sowohl Nachwuchswissenschaftlern als auch arrivierten Persönlichkeiten durch Bereitstellung entsprechender Mittel ermöglicht, sich über mehrere Jahre ganz auf ihre Forschungsvorhaben zu konzentrieren. Im Auftrag des Minsteriums entwickelte der Wissenschaftsfonds (FWF) das Konzept für die START- und Wittgenstein-Preise und übernahm die Abwicklung beider Aktionen.
->   Mehr über die Geschichte der Wittgenstein-Preise
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Wittgensteinpreis-Träger Meinrad Busslinger

Meinrad Busslinger
Österreich kann froh sein, dass die Schweiz ein Binnenland ist und kein Meer mit vielen Seeigeln besitzt. Ansonsten würde der Molekularbiologe Meinrad Busslinger, 48, wohl noch immer an der Uni Zürich die entwicklungsbiologischen Regulationsmechanismen dieser Meerestiere analysieren und wäre nicht vor 13 Jahren dem Ruf an das Wiener Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP) gefolgt.

Der Wittgenstein-Preisträger 2001 beschäftigt sich jetzt mit Fragen der Entwicklungsbiologie im Säugetiersystem. "Mein Team und ich untersuchen die molekularen Ursachen der Zelldeterminierung", erläutert das Gründungsmitglied des IMP.
Spezialisiert auf B-Zellen
"Uns interessiert vor allem, welche Faktoren dafür verantwortlich sind, dass sich aus einer undifferenzierten Stammzelle ein ganz bestimmter Zelltypus entwickelt."

Busslinger hat sich auf eine Zelllinie des Immunsystems spezialisiert: auf die so genannte B-Zelle, die für die Produktion von Antikörpern gegen fremde Substanzen verantwortlich ist. Vor zehn Jahren konnte der Molekularbiologe den so genannten Pax5-Transkriptionsfaktor identifizieren.

Analysen haben kürzlich gezeigt, dass Pax5 der entscheidende Identifikations-Faktor für die Determinierung der B-Zelle aus einer stammzellenähnlichen Vorläuferzelle ist. Damit entwickelte Busslinger ein Modell, das man auch auf die Analyse von Transkriptionsfaktoren anderer Zelltypen übertragen kann.
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Investition in 'Brain Potential'
Die Anwendung des Modells soll nun auch anhand der Entwicklung des Mittelhirns und der Niere getestet werden. Den Wittgenstein-Preis möchte Meinrad Busslinger vor allem in "Brain Potential", also in junge Wissenschaftler investieren, die Kreativität und Forschergeist in das Projekt einbringen sollen.
->   Meinrad Busslinger
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Wittgensteinpreis-Träger Heribert Hirt

Heribert Hirt
Eigentlich wollte er schon als kleines Kind Detektiv werden. Heute arbeitet der Molekularbiologe Heribert Hirt, 45, zwar nicht mit Lupe und Diktiergerät, sondern mit Mikroskop und Computer, letztlich hat er sich aber seinen Berufswunsch erfüllt: Auf der Suche nach den Mechanismen der Zellteilungskontrolle und Signalübertragung in Pflanzen hat ihm seine Leidenschaft, das "Um-die-Ecke-denken", schon etliche Male auf die richtige Spur geführt.
Detektivarbeit im Zellsystem
Der Wittgenstein-Preisträger 2001 untersucht derzeit mit seinem Forschungsteam die Steuerungskomponenten der Zellteilungskontrolle, deren Strukturen und Mechanismen in Mensch, Tier und Pflanze sehr ähnlich sind.

"Die Zellteilung bedarf einer hochkomplizierten zeitlichen und auch räumlichen Kontrollsteuerung durch verschiedene molekulare Regulatoren wie Protein-Kinasen oder Phosphatasen. Je nach inner- und außerzellulären Bedingungen aktivieren oder hemmen diese die Teilungsprozesse", erläutert der Wissenschaftler vom Wiener Institut für Mikrobiologie.

"Die Zelle hat bei diesem Prozess derartig viel Information gleichzeitig zu integrieren, dass sie diese nicht - wie lange Zeit vermutet - linear, sondern parallel und miteinander verknüpft verarbeitet. Wir gehen deshalb davon aus, dass jede Zelle für sich ein einziges Bioinformationssystem ist und über ein ähnliches neuronales Netz, wie jenes des Gehirns, verfügt."
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Anschaffung von Großgeräten
Derzeit arbeitet ein Konsortium von elf europäischen Forschungsteams unter Leitung von Hirt an einem multidisziplinären Ansatz, um Vernetzung und Prozessierung von Information auf Zellebene zu verstehen. Den Wittgenstein-Preis will der Molekularbiologe für die Anschaffung von speziellen Großgeräten und zur Anstellung hochqualifizierter Wissenschaftler verwenden.
->   Institute of Microbiology and Genetics, Biocenter Vienna
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START-Preisträger Markus Arndt

Markus Arndt
Der Experimentalphysiker Markus Arndt, 35, beschäftigt sich mit neuen Methoden für die Quantenoptik mithilfe von neuen Verbindungen und Molekülen. Dazu möchte der Wissenschaftler vom Wiener Institut für Experimentalphysik verschiedene Versuche mit neuartigen und technologisch relevanten Materialien wie Fullerenen, Nanokristallen sowie organischen Molekülen durchführen.

Ziel des Mitarbeiters der Forschungsgruppe von Anton Zeilinger ist es, die Eigenschaften dieser Stoffe für die Quantenoptik nutzbar zu machen.
->   Markus Arndt
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START-Programm
Das START-Programm erlaubt hervorragend qualifizierten NachwuchswissenschafterInnen unter 36, längerfristig und finanziell abgesichert Forschungsarbeiten zu planen und eigene Arbeitsgruppen aufzubauen. Im Gegensatz zum Wittgenstein-Preis reichen die Preisträger Projekte ein. Der bis jetzt 26 Mal verliehene START-Preis hatte auch zur Folge, dass eine Reihe junger SpitzenforscherInnen trotz attraktiver Auslandsangebote in Österreich gehalten werden konnten.
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START-Preisträger Clemens Sedmak

Clemens Sedmak
Der Theologe und Sozialtheoretiker Clemens Sedmak, 29, (Uni Innsbruck) widmet sich in seinem interdisziplinären Projekt einerseits den Mechanismen bei der Konstruktion von Theorien in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Andererseits erörtert er die Chancen, im Rahmen dieser Theoriebildungen eine "Option für die Armen" - ein Begriff, der in der lateinamerikanischen systematischen Theologie entwickelt wurde - zu verfolgen.

Die Idee der "Option für die Armen" ist, Wissenschaft so zu betreiben, dass die ausgewählten Themen und Methoden dazu beitragen, Ungerechtigkeit abzubauen und Wissenschaft im Blick auf Benachteiligte zu betreiben.
->   Clemens Sedmak
START-Preisträger Michael R. Buchmeiser

Michael R. Buchmeiser
Der Chemiker Michael R. Buchmeiser, 34, interessiert sich für das moderne Forschungsfeld der Metathese-Reaktionen, einer Gruppe katalytischer Prozesse, die im weitesten Sinn zur Bildung von Kohlenstoff-Kohlenstoff-Bindungen eingesetzt wird.

Ziel des Forschers (Uni Innsbruck) ist die Entwicklung neuer heterogener Metathese-Katalysatoren, wobei die Vorteile homogener, sprich in Lösungen ablaufender, und heterogener, auf Trägerstoffen immobilisierter Katalysesysteme vereint werden sollen. Damit wird der Zugang zu neuen chemisch und pharmakologisch relevanten Verbindungen erschlossen.
->   Michael R. Buchmeiser
START-Preisträger Wolfgang Drexler

Wolfgang Drexler
Der medizinische Physiker Wolfgang Drexler, 35, (Uni Wien) arbeitet an der Entwicklung einer neuen Technik im Bereich der optischen Kohärenz-Tomografie - ein Abbildungsverfahren, das ähnlich der Ultraschalltechnik, jedoch berührungslos Schnittbilder (Tomogramme) von biologischem Gewebe ermittelt.

Diese Methode soll mit bislang unerreichter Auflösung die frühzeitige Diagnose von Krebs und Augenkrankheiten ermöglichen.
->   Institut für Medizinische Physik, Uni Wien
START-Preisträger Wilfried Ellmeier

Wilfried Ellmeier
Der Immunologe Wilfried Ellmeier, 34, beschäftigt sich mit der Identifikation jener Gene, die die Entstehung der T-Zellen des Immunsystems regulieren; es handelt sich um jene Zellen, die einen Teil der weißen Blutkörperchen bilden.

Überdies analysiert der Forscher vom Wiener Institut für Immunologie, welche Funktionen eine bestimmte Klasse von Protein-Tyrosin-Kinasen - Enzyme, die Phosphatgruppen an andere Proteine übertragen - in Zellen des Immunsystems haben.
->   Institut für Immunologie, Uni Wien
Eva-Maria Gruber, Universum Magazin
->   ORF ON Wien: Wittgensteinpreis 2001
 
 
 
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01.01.2010