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Publizistik-Institut nimmt keine neuen Studenten auf  
  Das Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien hat bei der Universitätsleitung beantragt, im Studienjahr 2001/2002 keine neuen Studenten für diese Studienrichtung mehr aufzunehmen. Das Universitätsrektorat erklärte allerdings gegenüber der APA, dass das keinesfalls geschehen werde.  
Das Publizistik-Institut der Universität Wien will offenbar im kommenden Studienjahr keine neuen Studenten aufnehmen. Man habe das Bildungsministerium zudem gebeten, von der Einhebung von Studiengebühren für die Wiener Publizistik-Studenten abzusehen, "da für eine Bezahlung eines derart defizitären Studiums kein akzeptabler Grund vorliegt", heißt es in einem offenen Brief von Institutsvorstand Wolfgang R. Langenbucher an die Maturanten.

Im Rektorat der Universität Wien beruhigt man allerdings auf APA-Anfrage jene Maturanten, die ab Herbst Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Uni Wien studieren möchten. Den vom Institut beantragten Aufnahmestopp für Erstsemestrige werde es nicht geben, hieß es auf APA-Anfrage. Dafür bestehe auch keine Rechtsgrundlage.
Kein Lehrangebot für Erstsemester

Das Publizistik-Institut will laut Brief im kommenden Studienjahr "kein Lehrangebot für Erstsemester anbieten, wenn uns Politik und/oder Universität keine Perspektiven einer Lösung unserer Probleme bieten", heißt es dort.

Da solche Maßnahmen bis zum Beginn des Wintersemesters am 1. Oktober ergriffen werden müssten, um den endgültigen Zusammenbruch des Institutsbetriebes zu verhindern, macht Langenbucher in seinem Brief darauf aufmerksam, dass sich Maturanten im Falle einer Inskription für die Studienrichtung Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Uni Wien "das Recht auf einen Studienplatz erklagen und erkämpfen müssen".
Verweis auf andere Universitäten
Wer sich dazu nicht entschließen könne und trotzdem am Studium festhalten wolle, dem rät Langenbucher, entweder in Salzburg oder Klagenfurt zu inskribieren oder ein Studium in Deutschland bzw. der Schweiz zu erwägen. So könne man dem Bildungsministerium vielleicht "politische Verantwortung abtrotzen".
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"Nicht mehr verantwortbare Zustände"
Als Grund für die drohende Sperre für Erstsemestrige gibt Langenbucher die "nicht mehr verantwortbaren Zustände" auf Grund des weiter angestiegenen Zustroms von Studenten an. Die Uni Wien erwarte für das Studienjahr 2001/02 erstmals über 5.000 Absolventen, wovon die Publizistik rund 250 - also rund fünf Prozent - produzieren werde.

Bereits in den vergangenen Jahren habe man immer rund vier Prozent der Absolventen hervorgebracht. Der Anteil am wissenschaftlichen Personal des Instituts betrage jedoch nur rund 0,4 Prozent der Gesamtheit der Uni-Lehrer an der Universität Wien. Daraus folgt für Langenbucher, dass die "Produktivität" seines Instituts um den Faktor zehn höher liege. Selbst bei einer Verzehnfachung des Personalstands wäre die Publizistik ein "durchschnittliches" Institut.
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Sparprogramm statt Notprogramm
Bereits vor zehn Jahren habe der damalige Wissenschaftsminister Erhard Busek ein "nationales Notprogramm" für die Unis angekündigt, so Langenbucher. Von einem solchen sei seither aber nie die Rede gewesen, "dagegen aber von vielen Sparprogrammen".

Ein Studium, das wissenschaftlichen Qualitätsansprüchen gerecht werde, sei unter den an der Publizistik gegebenen Bedingungen "nur noch als Zufall möglich und nach dem Motto: Überleben können nur die Fittesten".

Derzeit laufen Gespräche zwischen Universitätsleitung und dem Publizistik-Institut, die - so das Universitäts-Rektorat gegenüber der APA - "sicher zu Lösungen führen" würden. Dass die Publizistik mit besonderen Problemen kämpfe, sei ein "offenes Geheimnis".
Gehrer: Ist Sache der Uni
"Das ist Sache der Universität", kommentierte Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) das Schreiben von Publizistik-Vorstand Wolfgang Langenbucher. Klar sei, dass es einen freien Hochschulzugang gebe und es "sicher nicht geht, dass man ein Studienangebot einfach einstellt", so die Ministerin Mittwoch Nachmittag zur APA.

Die Universität hätte schon lange Vorkehrungen treffen können, meinte Gehrer, die es auch als "eigenartige Vorgangsweise" bezeichnet, wenn ein Mitglied einer Uni über einen offenen Brief mit seiner Universitätsleitung kommuniziert. "Was ist das für eine Kommunikationsfähigkeit?", so Gehrer.

(APA)
->   Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Uni Wien
 
 
 
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01.01.2010