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High Tech gegen Kunstdiebe  
  Augenblicklich feiert das Museumsquartier Wien seine Eröffnung. Die auf dem Areal untergebrachte Sammlung Leopold hat schon beim Umbau Anleihen bei anderen Museen genommen: Es gilt heutzutage, sich mit perfekten Sicherheitssystemen gegen Kunstdiebe und Vandalen zu schützen. Dabei kommt immer meht High Tech aus der Militärtechnik zum Einsatz.  
Das Kunsthistorische Museum (KH) schützt seine milliardenschweren Bestände mit gewaltigem Aufwand an Sicherheitstechnik.
Diebstahlschutz vom Militär
Für das Überwachungssystem, von Laser bis Ultraschall, hat man sich zum größten Teil in den High Tech-Schmieden der Militärs bedient. Wobei das KH nicht nur zum Vorbild für Sammlungen in alten ¿Häusern¿ geworden ist. Auch das MUQUA hat Anleihen genommen.
Hochsicherheitstrakt für die Kunst
Der Wert der Bestände im KH - Versicherungssumme in zweistelliger Milliardenhöhe - schreit eigentlich nach einem Festungsbau: Betonbunker, Stacheldraht, eine Armee Bewaffneter, ein Fort Knox für Kulturgüter.

Dem entgegen steht der Auftrag des Museums: Nicht allein Wertdepot sondern Schausammlung und Forschungsstätte.

Damit kann die Sicherheits-¿Politik¿ für das Haus immer nur eine Kompromisslösung sein. Außerdem steht der Denkmalschutz gröberen baulichen Veränderungen, vielfach Notwendigkeit für mehr Sicherheit, im Weg.
High Tech plus Man Power
Im Kunsthistorischen Museum ergänzen einander technische Sicherheitseinrichtungen und Personal. Wobei es zunächst weniger um den Schutz vor Diebstahl geht.

Das erste Problem sind Vandalismus und Wahnsinnsattacken. Der potentielle Täter lässt sich eher vom Wachpersonal abschrecken als von noch so aufwendiger Technik.

Das ist die - schmerzhafte - Erfahrung aus amerikanischen Sammlungen, wo man glaubte, auf teuere Man-Power verzichten zu können.
Kunst unterm Glassturz
Kostbare Bilder werden allerdings immer öfter hinter Glas verbannt. Im Leopold Museum, das im MUQUA untergebracht ist, werden es alle sein. Erstmals wird dabei ein Spezialglas aus österreichischer Produktion eingesetzt.
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Spezialglas made in Austria
Die Entwicklungsabteilung der Firma Swarowsky hat lange daran getüftelt, jetzt hat es seine Bewährungsprobe zu bestehen. Diese Verbundscheiben - entfernt mit Autoscheiben verwandt ¿ sind ein Sandwich aus Glas und Kunststofffolien. Schlagfest, Schussfest -wenn nicht gerade Kanonen aufgefahren werden - und natürlich spiegelfrei.
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Alte Sicherheitsgläser warfen zu starke Reflexe und waren deshalb nur beschränkt einsetzbar. Im Kunsthistorischen Museum fehlt allerdings für die Totalverglasung das Geld.
Militärtechnik für Kulturgüter
Alle Bilder der Gemäldegalerie im Kunsthistorischen Museum hängen hinter einem ¿virtuellen¿ Vorhang. Ein System von hochempfindlichen Infrarotsensoren - das normalerweise beim Militär Verwendung findet - spannt diesen Abwehrschirm.

Überwacht wird eigentlich die Temperatur im Nachbereich der Bilder. Wird die Sicherheitszone verletzt, dann gibt es Alarm. Wer nur den Hautkontakt mit großer Kunst gesucht hat, wird mit einer Warnung davonkommen.
Spiegel gegen Laserstrahlen
Lichtschranken und Laserstrahlen sind eine andere Variante, Sicherheitszonen zu schaffen. Diese Systeme haben sich allerdings als störungsanfällig erwiesen und sind von professionellen Kunstdieben leicht auszutricksen.

Ein simpler Taschenspiegel reicht um den Laserstrahl aus der Bahn zu werfen.... Infrarotsensoren dagegen sind nicht ganz so leicht zu umgehen.
Zerberus wacht
Im Kunsthistorischen Museum hängt jedes einzelne Gemälde sozusagen an der langen Leine. Die Aufhängungen sind so fein justiert, dass schon eine Abweichung von einem Zehntelgramm Alarm auslöst.

Das ist das Geheimnis von Zerberus - einem Sicherungssystem das in allen großen Kunstsammlungen der Welt eingesetzt wird.

Vom Gewichtsensor, der schwer erreichbar in Deckennähe placiert ist, führt ein direkter Draht in die Sicherheitszentrale des Hauses. Jedes der unzähligen Bilder hat seinen eigenen Platz im Zentralrechner.
Das Publikum als größter Feind
Die größte Gefahr für den Bestand an Kulturgütern geht allerdings vom ganz alltäglichen Publikumsbetrieb aus. Dem Zustrom an Touristen sind nicht einmal die Pyramiden gewachsen. Wie sollten da mittelalterliche Ölbilder bestehen.

Im Museum der Zukunft wird dem Publikum der Zugang zu Originalen wohl weitgehend verschlossen bleiben. Die bleiben verwahrt in den Klimakammern der Hochsicherheitstrakte. Das Erlebnis wird reduziert: auf das virtuelle Bild einer Ausstellung via Internet.

Gerhard Roth, Modern Times
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Mehr zur Eröffnung des Museumsquartiers in ORF ON Kultur
->   ORF ON Kultur
 
 
 
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01.01.2010