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Bioethik-Kommission hat sich konstituiert  
  Die von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel eingesetzte Bioethik-Kommission hat sich am Montag zu ihrer ersten Sitzung eingefunden. Sie soll die Bundesregierung bei umstrittenen Themen wie Präimplantationsdiagnostik oder Stammzellentherapie beraten.  
Erwartungsgemäß wurde auf der konstituierenden Sitzung der Gynäkologe Johannes Huber (AKH Wien) als Kommissions-Vorsitzender bestätigt, sein Stellvertreter ist der Philosoph Günther Pöltner (Universität Wien).
Nachdenken über europaweite Bioethik
Bild: APA/PFARRHOFER Herbert
Wolfgang Schüssel im Gespräch mit Johannes Huber
"Bei der Sitzung wurde neben der Behandlung organisatorischer Fragen beschlossen, dass für die weitere Arbeit der Kommission alle Mitglieder über den Sommer Themen aus ihren jeweiligen Fachgebieten ausarbeiten sollen", so Huber nach dem Treffen.

Vorläufiges Hauptthema werde die Frage einer europäischen Vereinbarung über Bioethik sein, daneben steht etwa das Fortpflanzungshilfegesetz ganz oben auf der Liste der Arbeitsthemen.
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Kommission mit 19 Mitgliedern
Die Bioethik-Kommission umfasst 19 Experten aus den Fachgebieten Medizin, Gentechnologie, Rechtswissenschaft, Philosophie, Theologie und Soziologie. Es ist geplant, sie für einzelne Fragen mit weiteren Spezialisten zu erweitern, die Zahl der fixen Mitglieder wird vorläufig aber bei 19 bleiben.
->   Alle Mitglieder der Bioethik-Kommission im Überblick
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Freie Themenauswahl
"Die Kommission hat für ihre Themenauswahl vom Bundeskanzler freie Hand bekommen", so Johannes Huber.

Das Gremium sei in erster Linie eingerichtet worden, um Kanzler und Regierung auf wissenschaftliche Entwicklungen hinzuweisen, die von gesellschaftlicher Relevanz sind. Dazu sei jedes Mitglied aufgerufen, sein eigenes wissenschaftliches Umfeld zu durchleuchten.
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Schüssel: "Diskussion ohne Tabus"
Bundeskanzler Schüssel (ÖVP) fordert in Sachen Bioethik "eine Diskussion ohne Tabus". Es sollten keine Vorgaben von irgendeiner politischen Seite gemacht werden, entscheidend sei eine breit gestreute, gesellschaftliche Auseinandersetzung. Im Moment sei es eine große Gefahr, "dass ohne ausreichende rechtliche Grundlage und ohne ausreichende gesellschaftspolitische Diskussion vieles gemacht wird, von dem man eigentlich überhaupt keine Ahnung hat."
->   Bundeskanzler Schüssel zur Bioethik
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Einmal pro Jahr wird berichtet
Es ist aber auch vorgesehen, dass die Kommission Vorbewertungen trifft und so die Politiker bei ihrer Entscheidungsfindung unterstützt.

Voraussichtlich einmal im Jahr werde dem Bundeskanzler ein Bericht vorgelegt, die Arbeit der Kommission soll aber auch dem Parlament präsentiert werden.
Information der Bevölkerung
Bild: APA/PFARRHOFER Herbert
Die Komission im Sitzungssaal
Ein spezielles Anliegen der Kommission wird auch die Information der Bevölkerung sein, erklärte Günther Pöltner. Es gelte, die Arbeit in einer für alle verständlichen Form zu präsentieren, der Bevölkerung müssten Ängste genommen und Hilfestellungen für das Verständnis der teils komplexen Themen gegeben werden.

"Das beinhaltet auch, dass wir über fehlgeschlagene, wissenschaftliche Projekte informieren", so Pöltner. Der Kontakt mit der Bevölkerung könnte beispielsweise mit Enqueten hergestellt werden.
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Kommissionsmitglieder Ulrich Körtner und Ina Wagner
Ulrich Körtner vom Institut für Systematische Theologie der Evangelisch-Theologischen Fakultät, und Ina Wagner, Leiterin des Instituts für Gestaltungs- und Wirkungsforschung an der TU Wien, sind Mitglieder der Bioethik-Kommission. Für science.orf.at schreiben sie aus ihrer Sicht der Dinge:
->   Ulrich Körtner: Überzählige Embryonen - was tun?
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->   Ulrich Körtner: Stammzellenforschung - Plädoyer für eine seriöse Debatte
->   Ulrich Körtner: Die Ethik als Feigenblatt der Biopolitik?
->   Ina Wagner: Europäische Ethik-Gruppe über Stammzellenforschung
Präimplantationsdiagnostik und mehr
Die Themen, mit denen sich die Kommission in den kommenden Monaten und Jahren beschäftigen sollen, werden über die aktuellen Fragen der Stammzellentherapie oder der Präimplantationsdiagnostik (PID: die Untersuchung von Embryonen nach einer künstlichen Befruchtung, aber vor der Einpflanzung, Anm.) hinausgehen, soviel steht laut Huber jetzt bereits fest.

So werden sicher die Problemkreise "Euthanasie" oder "Lebensbegleitung schwerkranker Menschen" behandelt.

(APA/red)
Erich Loewy vom Department of Internal Medicine, Bioethics Program, University of California Davis schreibt ebenfalls Beiträge zum Thema 'Bioethik' für science.orf.at:
->   Erich Loewy: Stammzellen und Bioethik
->   Erich Loewy: Ein Kommentar zur Bioethik-Kommission
Mehr zur Bioethik-Diskussion:
->   Franz Seifert: Zur Funktion von Bioethik-Komitees
->   Heinz Barta, Professor am Institut für Zivilrecht der Universität Innsbruck: Bioethik - Ein Thema auch für Österreich
->   Bioethik: Stellungnahme der Parteien
 
 
 
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01.01.2010