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Österreicher bekämpft Algenpest in der Adria  
  Die Adria, nach wie vor eines der beliebtesten Urlaubsziele der Österreicher, zählt nicht unbedingt zu den saubersten Teilen des Mittelmeers. Besonders die "Algenpest" belastet das Meeres-Ökosystem. Ein Wiener Meeresbiologe sagt dieser Plage mit Hilfe eines simplen, billigen und effektiven Klärsystems den Kampf an.  
Auch wenn es italienische Tourismusverbände, internationale Reiseveranstalter und vor allem die italienische Regierung nicht gerne hören - die Adria zählt nicht gerade zu den saubersten Teilen des Mittelmeers.
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Adria
Das adriatische Meer oder kurz die Adria ist ein Teilgebiet des Mittelmeeres. Es erstreckt sich entlang der italienischen Küste und der Balkanhalbinsel über eine Fläche von rund 132 000 km². Die Adria ist bis zu 1.260 m tief, die bekanntesten Häfen sind Venedig, Triest, Rijeka, Bari, Brindisi. Vor allem italienische Küstenstädte wie Rimini und Caorle sind als Hochburgen des Adria-Tourismus bekannt.
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Tonnenweise Chemikalien ...
Täglich tragen große Flüsse wie der Po tonnenweise mit Chemikalien, Fäkalien und anderen umweltbelastenden Stoffen verunreinigtes Wasser ein, welches das maritime Ökosystem schwer belastet.
... als Nährstoffe für die Algenplage
Diese großen Mengen an "Nährstoffen" tragen vor allem zu jener Plage bei, die den meisten Adria-Urlaubern Italiens in mehr oder weniger schlimmer Form bekannt ist: die so genannte Algenpest.
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Algenpest
Algenpest - euphemistisch auch "Algenblüte" oder "Meeresschnee" genannt: ein Phänomen, das auf die Schleimabsonderung bestimmter Algenarten zurückzuführen ist. Algen bevorzugen im Allgemeinen etwas sauerstoffärmeres Wasser. Wenn zudem noch eine hohe Nährstoffkonzentration vorliegt, steigt das Wachstum der Algen sehr stark an.

Als eine der Ursachen gilt ein hoher Gehalt von Phosphat und Nitrat im Wasser. Die Algenblüten treten meist in Form von Teppichen auf, die große Flächen des Meeresbodens bedecken und so die Sauerstoffzufuhr unterbrechen. Daran beteiligt sind diverse Algengruppen: Die Phaeocystis-Arten sind als Schleimkugelalgen Schaum bildend und erzeugen die unangenehmen Schaumteppiche an den Stränden. Außerdem stehen sie im Verdacht, beim Menschen Hautausschlag hervorzurufen.

1989 kam es zum Tourismus-"Desaster", als an der Adria mehrere Küstenabschnitte derart unter der Algeninvasion zu leiden hatten, dass die Badegäste zu Tausenden flüchteten: Das Meer präsentierte sich über große Strecken als dunkelbraune Brühe mit mächtigen Schaumkronen.
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Österreichischer Biologe erfindet Meereskläranlage

Michael Stachowitsch hat dieser Plage den Kampf angesagt: Der Wiener Meeresbiologe ist der Erfinder der wohl kleinsten, umweltfreundlichsten und möglicherweise effektivsten maritimen Kläranlage der Welt.

Der Wissenschaftler vom Wiener Institut für Meeresbiologie nützt dafür die natürliche Fähigkeit von filtrierenden Meeresorganismen wie Muscheln, Seescheiden und Schwämmen, die sich auf einem Schwimmkörper ansiedeln können.
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Das System im Detail
Das System ist so einfach wie zielführend: Ein faustgroßer Schwimmkörper aus Hartschaumplastik, mit einem Seil an einem kleinen Gewicht befestigt, ist die simple Lösung für die Reinigung überdüngter Küstenregionen. Diese Bojen, die sich von alleine entfalten und auf den Meeresboden absinken, werden einfach aus einem Boot ins Wasser geworfen. Damit können pro Tag und pro Stück mehr als 500 Liter Wasser, das mit organischen Materialien wie Algen oder Seetang belastet ist, gereinigt werden - was der benötigten Wassermenge für zwei Touristen entspricht.
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Boje als Ankerplatz für Meeresorganismen
"Die Boje bietet den Meeresorganismen einen Ankerplatz und sie ermöglicht den Organismen, sich in höheren, sauerstoffreicheren Wasserschichten anzusiedeln. Die Lebewesen sieben die organischen Materialien, die für erhöhte Wassertrübe, Algenblüten, Sauerstoffkrisen und Massensterben der Bodentierwelt verantwortlich sind, aus dem Wasser", beschreibt Stachowitsch seine Erfindung.

Er hat sie sowohl im überdimensionalen Aquarium des Institutslabors als auch in den Küstenregionen des Golfs von Triest bereits erfolgreich getestet.
Bisher keine Produktion trotz niedrigster Kosten
Bisher konnte der Wissenschaftler allerdings kein Unternehmen für seine Erfindung gewinnen, obwohl die Produktion pro Stück lediglich zehn Schilling betragen würde.

"Österreich könnte sich als Binnenland international einen Namen im Bereich der Meeresreinigung machen", resümiert Stachowitsch. "Auch die italienische Regierung scheint das noch nicht erkannt zu haben: Meine Bojen könnten die Adria davor bewahren, zu einer Kloake zu werden."

Eva-Maria Gruber, "Universum Magazin"
Mehr zur Adria lesen Sie in der am 4. Juli erscheinenden Ausgabe des "Universum Magazins".
->   Universum Magazin
->   Michael Stachowitsch
 
 
 
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01.01.2010