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Warnung vor Klon-Experimenten wird lauter  
  Wissenschaftler haben ihre erst jüngst verlautbarten Warnungen vor dem Klonen menschlicher Embryonen bekräftigt. Eine neue Studie weist eindringlich auf mögliche unvorhersehbare Komplikationen und genetische Abnormitäten beim Klonen hin.  
Rudolph Jaenisch vom Whitehead Institute for Biomedical Research im amerikanischen Cambridge und Ryuzo Yanagimachi`s von der Universität Hawaii weisen in einer neuen Studie in der aktuellen Ausgabe von "Science" darauf hin, dass selbst scheinbar gesunde Tierklone genetische Abnormitäten besitzen, deren spätere Konsequenzen nicht absehbar sind.
Erster Klon bald Realität?
Diese Warnung vor den nicht absehbaren Folgen des Klonens kommt zu einem Zeitpunkt, als Wissenschaftler aus den USA ankündigten, kurz vor dem Erreichen ihres Klon-Zieles zu stehen. Laut BBC online verlautete Brigitte Boisselier, Direktorin der Firma "Clonaid", dass der "erste menschliche Klon wahrscheinlich sehr bald produziert wird".

Ob in Geheimlabors nicht schon längst Klonversuche am Menschen unternommen wurden, ist unbekannt. Im März diesen Jahres wurden Berichte bekannt, wonach Wissenschaftler in Australien schon 1999 geheime Klon-Experimente mit menschlichem Erbmaterial durchgeführt haben sollen.

Auch der umstrittene Reproduktionsmediziner Severino Antinori kündigte unlängst an, im Oktober mit dem Klonen von Menschen beginnen zu wollen.

Australische Forscher sollen Embryo geklont haben

Menschen-Klone ab Oktober?
Riskante Technologie
Viele Wissenschaftler warnen davor, dass die derzeitigen Klontechnologien noch zu unterentwickelt sind, um sie gefahrlos an Menschen anwenden zu können. Die neue Studie in "Science" bestätigt die Befürchtungen.

Zwei führende Tierklon-Laboratorien in den USA untersuchten Mäuse, um festzustellen, was bei Klonexperimenten alles schief gehen kann. Rudolph Jaenisch und seine Kollegen produzierten Mäuseklone aus embryonalen Stammzellen, jenen hochpotenten Zellen, aus denen sich alle Gewebe und Organe des Körpers entwickeln.
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Klonen
Klonen bedeutet, genetisch identische Organismen (Klon) durch ungeschlechtliche Vermehrung erzeugen. In der Tierzucht werden Klone z. B. durch gezieltes Aufspalten der frühen Embryonalzellen erzeugt, die sich nach der Trennung weiter teilen können. Nach der Implantation dieser Zellen in die Gebärmutter eines entsprechend präparierten Tieres, können sich die Zellen jeweils zu einem vollständigen Organismus entwickeln. Diese Eigenschaft (Totipotenz) der frühen Embryonalzellen geht nach den ersten Zellteilungen verloren. Die so entstandenen Klone sind untereinander, nicht aber mit den Eltern genetisch identisch.
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'Gefährlich und unverantwortlich'
Die Wissenschaftler entdeckten raffinierte Fehler im genetischen "Make-up" der Klon-Mäuse. Der entscheidende lag in einem Regulationssystem, das kontrolliert, ob bestimmte Gene in den Zellen, die für das Klonen verwendet werde, an- oder abgeschaltet werden.

"Dies zeigt, dass sogar scheinbar gesunde Klone spezifische Abnormitäten und Fehler in der Gen-Expression aufweisen können, die nicht so einfach in einem Klon nachgewiesen werden können", meint Jaenisch. Laut Rudolph Jaenisch sind Klonexperimente an Menschen zum jetzigen Zeitpunkt "gefährlich und unverantwortlich".
Unterstützung bei Dolly-Vater
Unterstützt wird Rudolph Jaenisch in seiner Einschätzung von Ian Wilmut, einer der für das Klonen des Schafes Dolly verantwortlichen englischen Wissenschaftler. Gegenüber BBC online erklärte er: "Das wahrscheinlichste Szenario eines Klonversuches von Menschen beinhaltet das Auftreten von Fehlgeburten, die Geburt von Kindern, die nach kurzer Lebensdauer sterben, und am schlimmsten jene Kinder, die zwar überlebensfähig, aber mit erheblichen Behinderungen ausgestattet sind."

Die nun vorliegende Studie lieferte den ersten direkten Beweis dafür, dass sich geklonte Organismen von ihren normalen "Vorgängern" unterscheiden, so Wilmut.
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'Ungenaue Methode'
"Klonen ist nach wie vor eine ungenaue und unbeständige Methode. Es gibt einfach unter geklonten Organismen eine noch sehr hohe Anzahl an totgeborenen Föten und Tieren, die nach kurzer Lebensdauer sterben. Das ist der Grund, warum viele Labors ein Menschklon-Moratorium fordern, in dem gewisse Standards definiert werden, die zu beachten sind," erklärt Wilmut.
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Auswirkungen auf Stammzell-Forschung
Laut dem englischen Wissenschaftler hat die vorliegende Arbeit aber auch Auswirkungen auf den gesamten Bereich der Stammzell-Forschung. Viele Wissenschaftler glauben, dass Stammzellen eines Tages ersetzbare Gewebe und Organe für Transplantationen liefern könnten.

Die Tatsache der genetischen Instabilität von Stammzellen in Mäusen könnte bedeuten, dass sich jene auch in Menschen als instabil erweisen. In diesem Fall wären die Folgen eines Einsatzes von Geweben und Organen, die aus solchen instabilen Stammzellen entwickelt wurden, nicht prognostizierbar.

(red)
->   Artikel im 'Nature Science Update' zu den Klon-Risiken
->   Department of Anatomy & Reproductive Biology der University of Hawaii
->   Whitehead Institute for Biomedical Research
Originalartikel in "Science" (Volume 293, Number 5527, Issue of 6 Jul 2001, pp. 95-97. Kostenpflichtig) unter dem Titel " Epigenetic Instability in ES Cells and Cloned Mice"
->   Originalartikel in 'Science'
 
 
 
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01.01.2010