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Sensationeller Archäologiefund in Frankreich  
  Einen sensationellen Fund haben französische Archäologen in der Dordogne in Westfrankreich gemacht. In einer Höhle fanden sie auf mehreren hundert Metern in den Felsen eingeritzte Darstellungen, die möglicherweise 30.000 Jahre alt sind.  
Die Darstellungen beinhalten mehr als 200 separate Bilder in dem Höhlensystem von Cussac, wie der "New Scientist" berichtet. Außerdem befanden sich in der Höhle sieben Gräber mit menschlichen Skeletten. Ob sie aus der gleichen Zeit stammen, war zunächst unklar. Weitere Untersuchungen sollen das genaue Alter der Funde klären.
Verschiedene Tierdarstellungen
Die Einkerbungen zeigen Tiere wie Bisons, Pferde, Nashörner, aber auch Menschen, wie die Forscher mitteilten. Vermutlich sind die Darstellungen nicht so alt, wie die 32.000 Jahre alten Funde in der Region Ardeche aus dem Jahr 1994. Dass sich in der Höhle in der Dordogne auch Gräber befinden, sei bisher aber einzigartig.

Die Höhle war von einem Hobby-Höhlenforscher bereits im vergangenen September entdeckt worden. Der Fundort liegt in der Nähe der Höhlen von Lascaux, wo sich die ältesten Höhlenmalereien der Welt befinden, die vor etwa 18.000 Jahren gefertigt wurden.
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Höhlenmalerei
Felsbilder wurden mit mineralischen Farbstoffen wie Ocker, Braunstein, Feldspat, Mangan und Holzkohle in feuchtem Zustand durch Auflösen in Wasser, Fett oder Pflanzensäften oder trocken direkt mit den Farbstücken auf die Felsen aufgetragen. Das Alter der eiszeitlichen Felsbilder lässt sich durch ihre Verbindung mit datierbaren geologischen oder Kulturschichten bestimmen; bei nacheiszeitlichen Felsbildern erfolgt die zeitliche Einordnung durch Vergleich der abgebildeten Gegenstände mit archäologischem oder ethnologischem Material der betreffenden Gebiete. Die ältesten bisher bekannt gewordenen Felsbilder finden sich in der jüngeren Altsteinzeit in Höhlen Westeuropas, vereinzelt auch in Süd- und Osteuropa und in Ostsibirien. Am häufigsten sind eiszeitliche Jagdtiere wie Mammut, Wisent, Pferd und Hirsch wiedergegeben. Oft sind die Malereien zusätzlich noch graviert.
->   Die Höhlenmalereien von Lascaux
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Bedeutende Funde
"Diese Entdeckungen sind im Bereich prähistorischer Gravuren genauso wichtig wie die berühmte Höhle von Lascaux für die Höhlenmalereien", so Dany Baraud, Chefarchäologe am "Regional Direction of Cultural Affairs of Aquitaine".

Laut den Archäologen sind die neu entdeckten gravierten Bilder insofern ungewöhnlich, da sie relativ gut erhalten und ausgefallen in der Verarbeitung sind sowie Darstellungen von Vögeln, Mammuts und Menschen beinhalten.
Ungewöhnliche Menschendarstellungen
"Menschen werden in der Regel nicht dargestellt, außer in sehr schematischen Versionen", erklärt Andrew Lawson, Direktor der unabhängigen Forschungsgruppe Wessex Archaeology in England. Die genaue Datierung jener ungewöhnlichen prähistorischen Gravuren ist kein leichtes Unterfangen. Im Gegensatz zu den gemalten Bildern finden sich hier keine Holzkohlen-Reste, die für eine genaue Altersbestimmung wichtig wären.

Das Alter solche Gravuren wird mittels Witterungsspuren an den gravierten Felsen hochgerechnet. Die Kristalle des Felsens verändern sich mit der Zeit. Und diese chemischen Veränderungen sind messbar. Darüber hinaus bilden Mikroorganismen einen Art "Felsen-Lack", der auch Indizien für die Altersbestimmung der Gravuren liefert.
Sensationelle Gräber
Experten prüfen nach wie vor, die Altersbestimmung der Cussac-Höhle und ihrer Gravuren in Zusammenhang mit den sensationellen Gräbern zu bringen, die ebenfalls in dem Höhlensystem gefunden wurden.

Sollten sich die dabei freigelegten Skelette als paläolithisch (Altsteinzeit) erweisen, wäre das der erste Hinweis darauf, dass Menschen aus dieser Zeit ihre Toten in Höhlen verbrannten, die sie mit ihren Darstellungen schmückten.

(red)
->   New Scientist
->   Wessex Archäologie
 
 
 
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01.01.2010