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Chemie bedroht Wale  
  Nicht nur der Walfang bedroht die Meeressäuger, auch Pestizide und andere chemische Abfälle stellen mehr und mehr eine Gefahr für das Überleben der Wale dar. Das geht aus einem Bericht der Umweltschutzorganisation WWF hervor.  
Den seit Jahrzehnten von der Ausrottung bedrohten Walen sind in den vergangenen Jahren neue Gefahren für ihr Überleben erwachsen. Die klimatischen Veränderungen, vor allem aber Pestizide und andere chemische Abfälle bedrohen nun zusätzlich den Bestand der riesigen Meeressäuger, so der am Dienstag veröffentlichte WWF-Bericht "Wanted Alive! Whales in the Wild".
Über die Fettschicht in die Muttermilch
Jüngste Forschungen hätten ergeben, dass sich die giftigen Substanzen in der Fettschicht der Wale festsetzen und von dort aus in die Muttermilch gelangen. Föten und Kälber würden während der kritischen Entwicklungsphasen den Schadstoffen ausgesetzt.

Auf diese Weise schädigten die Chemikalien langfristig das Nerven- und Immunsystem der Tiere und beeinträchtigten deren Fortpflanzungsfähigkeit, warnte der WWF.
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Details des Berichtes
Vor allem schwer abbaubare organische Schadstoffe, die so genannten POPs (engl. Persistent Organic Pollutants, Anm.) sind für die Wale gefährlich. Gifte wie das Insektizid DDT und andere Pestizide gelten als Ursache für zahlreiche Erkrankungen, die Biologen in zunehmendem Maße bei Walen feststellen: Störungen des Immunsystem, Krebs, Hautkrankheiten etc. Auch das seit den 1980ern immer wieder auftretende Massensterben von Walen und Delphinen wird mit der fortschreitenden Vergiftung der Tiere in Zusammenhang gebracht.
->   Der WWF-Bericht zum Downloaden
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Auch Bartenwale sind betroffen
Bis vor kurzem habe man geglaubt, dass die Gruppe der Bartenwale (Zwergwal, Blauwal, Buckelwal etc.) durch die Chemikalien weniger stark gefährdet seien als die Zahnwale. Denn die Nahrungskette der Bartenwale, so der Bericht, sei sehr viel kürzer: Sie ernähren sich ausschließlich von Krill, Plankton und kleinen Fischen.

Doch die neuen Untersuchungen legen offenbar nahe, dass auch diese Arten betroffen sind. Es sei möglich, dass einige Populationen, die momentan noch als stabil gelten, durch die zunehmende Kontamination ohne Vorwarnung zusammenbrechen könnten, heißt es in dem Bericht weiter.
Sieben von 13 Großwal-Arten gefährdet
Nach Angaben der Umweltschützer zeigten die jahrelangen Bemühungen um ein Ende der intensiven Jagd auf Wale zwar erste Erfolge. Doch immer noch seien sieben der 13 Walarten vom Aussterben bedroht.
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Gefährdete Arten
Besonders bedroht sei der Nordkaper (Eubalaena glacialis), von dem es im westlichen Nordatlantik nur noch 300 bis 350 Exemplare gebe, heißt es in dem Bericht. In den vergangenen 15 Jahren habe sich der Bestand dieser Walart trotz des seit 1935 geltenden Jagdverbots nicht vergrößert. Weitere sehr gefährdete Arten sind der Nordpazifik-Glattwal (Eubalaena japonica), von dem weniger als 1.000 Exemplare gezählt worden seien. Ebenfalls bedroht seien der Grönlandwal (Balaena mysticetus) sowie Blau-, Finn- und Seiwal.
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Weiterhin Walfang als Bedrohung
Darüber hinaus sterben nach wie vor Tausende von Walen durch die Harpunen ihrer Jäger. Laut WWF werden trotz eines 1986 verabschiedeten Walfang-Moratoriums jährlich mehr als 1.000 Wale getötet. Seit In-Kraft-Treten des Moratoriums seien mehr als 21.500 Wale getötet worden.
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Walfang-Moratorium
Die International Whaling Comission (IWC) hatte bereits 1982 ein Walfang-Moratorium vereinbart, das zwar ein generelles Fangverbot vorsieht, aber viele Schlupflöcher hat. So dürfen die Wale etwa von Urvölkern erlegt oder zum Zweck der Forschung getötet werden.

Die Sowjetunion und Norwegen hatten von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, frühzeitig Einspruch gegen das Moratorium einzulegen. Sie sind nun nicht verpflichtet, ihm zu folgen. Norwegen hat dieses Jahr 549 Wale zum Abschuss freigegeben. Japan betreibt den Walfang offiziell "für die Wissenschaft", um das kommerzielle Fangverbot zu umgehen.
->   International Whaling Comission
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Alternative Wal-Tourismus
Als eine Alternative zum Walfang schlug die Organisation eine verstärkte Nutzung der Wal-Beobachtung als Touristenattraktion vor. Allein im vergangenen Jahr hätten rund neun Millionen Urlauber an so genannten Whale-Watching-Touren teilgenommen.

Die Einkünfte aus den Touren hätten sich auf mehr als eine Milliarde Dollar belaufen und lägen damit höher als die Einkünfte aus dem Handel mit Walfleisch.

(AFP/red)
->   WWF
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01.01.2010