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Global-Strategie gegen fremde Tier- und Pflanzenarten  
  Zunehmend suchen Experten nach Lösungen gegen die Invasion fremder Arten, die gefährliche Krankheiten auf andere Kontinente verschleppen oder ganze Ökosysteme bedrohen. Denn: Seit Beginn des Massentourismus werden immer mehr natürliche Tier- und Pflanzenlebensräume von eingeschleppten Arten aus der Balance gebracht. Eine ökologische "Grenzpolizei" könnte künftig die Invasion fremder Arten bremsen.  
Der jüngste Fall kommt aus den USA. Eine aggressive, als Überträger möglicherweise gefährlicher Krankheiten dienende asiatische Moskitoart gelangte durch die massive Einfuhr einer asiatischen Bambusart von Taiwan in die USA, wie Nature Science Update berichtet.
->   Nature Science Update: Unlucky bamboo
Aggressives Moskito
Das "US Center for Disease Control and Prevention" verhängte daraufhin einen sofortigen Importstop für die Bambusart 'Dracena', nachdem auf ihr das aggressive asiatischen Tigermoskito (Aedes albopictus) im Hafen von Los Angeles erstmals entdeckt wurde.

Das asiatische Moskito wurde nach jenem Fall auf fünf weiteren Pflanzenmärkten entdeckt, wo der asiatische Bambus zum Verkauf angeboten wurde.

Experten gehen davon aus, dass dies nicht die ersten Fälle des Auftretens der asiatischen Moskitoart in Kalifornien sind. Diese Moskitoarten können verschiedenste Viruserkrankungen als Überträger verbreiten, darunter das aus den Tropen bekannte und gefährliche Dengue-Fieber.
->   US Center for Disease Control and Prevention
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Was ist Dengue-Fieber ?
Dengue-Fieber zählt zur Gruppe der hämorrhagischen Fieber (Blutungsneigung), wie auch Ebola-Fieber und Lassa-Fieber. Dengue-Fieber tritt sporadisch aber auch als Epidemie in Südostasien, auf dem indischen Subkontinent, im Pazifikraum, in der Karibik, im tropisches Afrika sowie Mittel- und Südamerika auf. Die Dengue-Infektion zählt zu den häufigsten Todesursachen bei Kleinkindern in den genannten Gebieten. Die WHO schätzt die Zahl der Erkrankungen weltweit auf etwa 20 Millionen pro Jahr mit zunehmender Tendenz. Mehrere hunderttausend Erkrankungen verlaufen in der hämorrhagischen Form, an der ca. 20.000 Menschen jedes Jahr sterben. Dengue-Fieber wird auch in Europa - eingeschleppt durch Reisende - immer häufiger.
->   Mehr zu Dengue-Fieber
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Muscheln, Gräser, Ameisen ...
Zu den bekanntesten Eindringlingen gehören auch Zebramuscheln am Bug von Luxuslinern und Motorbooten, exotische Gräser und Blumen im Reisegepäck sowie Schlangen, die sich als blinde Passagiere im Radkasten eines Jets einschmuggeln. Nun soll dies durch eine globale Strategie gestoppt werden, die am Freitag in San Francisco vorgestellt wurde.
Strategien gegen die Invasion gesucht
Forscher, Politiker und Anwälte in aller Welt erarbeiteten eine Strategie, welche die Invasion fremder Arten bremsen und, wo nicht mehr aufzuhalten, ihren Schaden minimieren soll.

Der Umweltbiologe Harold Mooney von der Stanford Universität (Kalifornien), stellte dazu im Februar das "Global Invasive Species Programme" (GSIP) auf dem weltgrößten interdisziplinären Wissenschaftskongress in San Francisco vor.
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Lust am Reisen stellt Zeit zurück
Für Ökosysteme auf Inseln sind fremde Arten der größte Feind. Sonst wird der Schaden durch Eindringlinge aus anderen Lebensräumen nur noch von der Lebensraumzerstörung durch den Menschen übertroffen. Die Lust des Menschen am Reisen stellt die Zeit laut Mooney rund 200 Millionen Jahre zurück. Damals waren die heute getrennten Landmassen noch in dem Superkontinent Pangea miteinander verbunden. Pangea ließ dem Austausch von Pflanzensamen und Tieren freie Bahn, sagt der Stanford-Professor.
->   Mehr zum 'Global Invasive Species Programme' (GSIP)
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Als lebendes Gepäck in Koffern und Containern
Heute werden absichtlich und unabsichtlich Bakterien, Pflanzen und andere fremde Arten in Koffern und Containern mitgebracht. Eines der besonders drastischen Beispiele ist die Insel Guam im Pazifik. Sie verlor durch die Invasion der braunen Baumschlange zehn heimische Vogelarten, sechs Eidechsen- und zwei Fledermausarten.

Zu mehr als einer Million Exemplare hat sich die einst eingeschleppte Schlange inzwischen vermehrt, schätzen
Experten auf der Insel. Sie kriechen über Stromkabel, erzeugen ständig Stromausfälle, jagen in Hühnerställen und dringen über die Kanalisation sogar in Wohnhäuser ein.
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'Verrückte Ameisen'
Ein Beispiel ist auch die so genannte "Verrückte Ameise" (Anoplolepis gracilipes), benannt nach ihren frenetischen Bewegungen. Diese Spezies hat auf der Weihnachtsinsel im Pazifik innerhalb von nur 18 Monaten rund drei Millionen Krabben getötet und gefährdet deren Population und damit das Ökosystem des Inselwaldes erheblich. Auch auf den Seychellen, Hawaii und der Insel Sansibar verursachte die Ameise bereits große Schäden. Absichtlich "importiert" wurde sie nirgends. Auf den Weihnachtsinseln wurde sie vermutlich vor rund 50 Jahren von afrikanischen Händlern eingeschleppt.
->   Mehr zu den 'Fremden Artenkillern' auf science.orf.at
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Zahllose Beispiele
Das Ökosystem - und damit der Lebensunterhalt vieler Anwohner - des Victoria-Sees in Afrika litt lange unter einer eingeführten Hyazinthenart. Die so genannten verrückten Ameisen veränderten mit ihren Superkolonien den Regenwald der Weihnachtsinsel (Christmas Island), und eingeschleppte Sterndisteln machen den heimischen Wüstengräsern Kaliforniens den Lebensraum strittig.

Das soll in Zukunft mit einheitlichen internationalen Gesetzen für den Ex- und Import sowie mit schnellen und wirksamen Methoden im Schadensfall anders werden. Ebenso wichtig ist laut Mooney ein internationaler Fonds: "Wenn Du etwas importierst und es gerät außer Kontrolle, dann musst Du auch für den Schaden zahlen".

(APA/red)
->   Mehr zum 'asiatischen Tigermoskito'
->   Convention on Biodiversity
->   Invasive Species Specialist Group
 
 
 
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01.01.2010