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Großbritannien: Liberalste Stammzellen-Gesetze Europas  
  Großbritannien hat die liberalste Gesetzgebung zur Stammzellenforschung in Europa. Zu Beginn dieses Jahres wurde eine Erweiterung jenes Gesetzes beschlossen, das seit 10 Jahren Forschungen an menschlichen Embryonen erlaubt und regelt. Mit dem umstrittenen neuen Gesetz wurde auch das Klonen menschlicher Embryonen zu therapeutischen Zwecken erlaubt ¿ noch hat allerdings keine britische Forschungseinrichtung eine Lizenz dafür beantragt.  
Umstrittenes Gesetz
Es war ein umstrittenes Gesetz, dessen Einführung nicht nur vom Widerstand der konservativen Opposition, sondern auch zahlreicher anderer Gruppen begleitet wurde. Und in gewissem Sinne haben sie einen Teilerfolg erreicht.
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Debatten-Serie in science.orf.at und Ö1
Eine Serie über die weltweite Gentechnik-Debatte ist diese Woche im Ö1-Mittagsjournal zu hören, 9.-13. Juli, jeweils ab 12 Uhr. Die Berichte erscheinen auch auf science.orf.at.

Bisherige Artikel:
Stammzellen: Die Diskussion im Überblick (09.07.01)
Stammzellen-Debatte in Deutschland (10.07.01)
USA: Forschung an Stammzellen, Ja oder Nein? (10.07.01)


->   Ö1
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Bislang keine Klon-Lizenz ¿ und kein Antrag
In jener Behörde, die für die Vergabe von Lizenzen für Forschungen an menschlichen Embryonen zuständig ist, will man erst die rechtliche Entscheidung zum Einspruch einer Gruppe von Abtreibungsgegnern abwarten. Und nicht nur, dass man bis heute keine Lizenz vergeben hat, es wurde auch noch keine beantragt.
Auch Engländer forschen an Mäusen
Auch in Großbritannien wird die Stammzellenforschung bis heute an Mäusen durchgeführt. Allerdings ist es per Gesetz erlaubt, menschliche Embryonen zu klonen um bis zu einem Alter von 14 Tagen aus ihnen jene Stammzellen zu entnehmen, in denen man die Zukunftshoffnung in der Gewebeforschung sieht.

Doch bei der britischen Behörde für Künstliche Befruchtung und Humanembryologie weist man darauf hin, dass Forschungen an menschlichen Embryonen auch in Zukunft nur erlaubt werden würden, wenn Tierversuche keine neuen Aufschlüsse mehr geben können. Und man glaubt, dass die Schaffung menschlicher Embryonen auch in Zukunft nicht Hauptaufgabe der Forscher sein werde.
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Fast nur Embryonen aus Befruchtungskliniken
Seit 1991, als das jetzt erweiterte Gesetz zur Forschung an menschlichen Embryonen verabschiedet wurde, wurden der Forschung mehr als 50.000 Embryonen aus Befruchtungskliniken zur Verfügung gestellt- immer mit Zustimmung der Spender, sagt die Behörde. Nur 118 Embryonen seien in demselben Zeitraum eigens für Forschungszwecke geschaffen worden. Wie die "Washington Post" am Mittwoch meldete, haben auch in den USA Forscher nun erstmals Embryonen nur für die Forschung erzeugt.
->   Mehr dazu in science.orf.at
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Angst vor Klon-Babys übertrieben
Man weiß jedoch, dass es gerade das nun erlaubte Klonen sein wird, das die Forscher am meisten interessiert. Die Angst, dass ein so geschaffener Embryo ausgetragen werden könne, sei aber übertrieben, sagt ein Sprecher der Behörde.
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Institute mit gutem Ruf...
Sämtliche Institute, die technisch imstande seien, Stammzellenforschung durchzuführen, seien bekannt und hätten einen guten Ruf. Zuwiderhandeln würde mit jahrelangen Haftstrafen und hohen Geldstrafen geahndet. Zudem sei kein Fall bekannt, in dem britische Institutionen Embryonen aus dem Ausland importiert hätten, so die Behörde.
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Dennoch Skepsis und Furcht
Dass die britische Regierung zugleich angekündigt hat, als erstes Land der Welt das Klonen von Menschen zu Fortpflanzungszwecken explizit zu verbieten, dürfte jedoch auf eine gewisse Furcht hinweisen. Und neue Berichte, die Anomalitäten bei geklonten Tieren zeigen, verstärken die Skepsis noch.

Evan Harris, selbst Arzt und Gesundheitssprecher der Liberalen, fordert die Regierung nun auf, mit dem Verbot Ernst zu machen und weltweiter Vorreiter zu werden, wenn man denn Abenteurern den Riegel vorschieben wolle.

Harris' Liberale Partei hat für das Gesetz gestimmt. Man müsse Forschung erlauben, wenn man mit Sicherheit sagen wolle, ob etwas funktioniert oder nicht, meint er.
Klonschaf Dollys Schöpfer warnt
Eben diese Unsicherheit war für andere der Grund, dem Gesetz erst gar nicht zuzustimmen. Und auch Professor Ian Wilmut, der Schöpfer des Schafes Dolly warnt, Das Klonen von Menschen werde nie sicher sein.

Wilmut befürchtet auch Konsequenzen für das therapeutische Klonen. Es könnte sein, dass sich menschliche Zellen ebenso instabil verhalten wie die Zellen bei den Experimenten an Mäusen.
Abwarten ... und Tee trinken
Bleibt abzuwarten, wie die britischen Forscher mit ihren neuen Freiheiten umgehen werden und welche Erkenntnisse sie gewinnen, wenn die zuständige Behörde die erste Lizenz ausstellt.

Cornelia Vospernik, ORF-London
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Gentechnik und Theologie
Mit breitgefächerten Fragestellungen zum Thema Gentechnik beschäftigt sich die 3. Ökumenische Sommerakademie unter dem Titel "Lasst uns Menschen machen - Theologie und molekulare Medizin", die vom 11. bis 13. Juli im oberösterreichischen Stift Kremsmünster stattfindet. Mehr Informationen dazu finden Sie in ORF ON Religion.
->   ORF ON Religion
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Hostbeiträge zum Thema in science.orf.at:
->   Franz Seifert: Was sind Gentechnik-Debatten?
->   Ulrich Körtner: Stammzellenforschung - Plädoyer für eine seriöse Debatte
->   Erich Loewy: Stammzellen und Bioethik
Zur Information: Sämtliche Beiträge der wissenschaftlichen Hosts in science.orf.at finden sich über die Autoren-Leiste: Durch Anklicken des Namens werden alle publizierte Artikel des jeweiligen Autoren aufgelistet.
 
 
 
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01.01.2010