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Star City - Russisches Training fürs All  
  Einsätze wie der Montageflug der Raumfähre Atlantis zur Weltraumstation ISS müssen monatelang trainiert werden. Die Astronauten sollen, wie berichtet, eine 2,6 Milliarden teure Luftschleuse an der ISS anbringen. Geübt werden die Weltraumausflüge unter anderem in Star City - dem Weltraumtrainingszentrum bei Moskau.  
Oberst Irina Sakolowa führt durch das Allerheiligste in Star City: der Zentrifuge, in der die Raumfahrer auf ihre Belastungsfähigkeit hin getestet werden.
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Star City ¿ die Sternenstadt bei Moskau
Das Sternenstädtchen - Star City - ist 50 Kilometer von Moskau entfernt. Es wurde vor 40 Jahren von der sowjetischen Air Force als Trainingszentrum für Kosmonauten errichtet. Im Vorjahr wurde groß gefeiert - im Juri Gagarin Kosmonauten Trainingszentrum - wie Star City offiziell heißt. Früher war die Stadt streng abgeriegelt und wurde nur von rund 200 Spezialisten bewohnt. Sie war eine der "geschlossenen Städten" wie es sie heute noch zahlreich in Russland gibt. Im Sternenstädtchen leben und arbeiten heute 5.000 Menschen. Oberst Irina Sakolowa ist eine von ihnen.
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Letzte "Tortur" für die Kosmonauten
"Das ist die größte Zentrifuge der Welt", sagt Sakolowa stolz. "Diese Zentrifuge ist die letzte Tortur bei der Selektion der Kosmonauten. Denn selbst wenn die Kosmonauten alle Tests bestehen, werden in der Zentrifuge doch noch die kleinsten Gesundheitsprobleme aufgedeckt."
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Vom Piloten zum Kosmonauten...oder arbeitslos
Viele russische Militärpiloten versuchen, sich in Star City zu Kosmonauten ausbilden zu lassen. Doch das ist ein riskantes Unterfangen. Denn wenn bisher unbekannte Herzfehler durch die Belastung in der Kapsel aufgedeckt werden, kann der Kandidat weder als Kosmonaut noch wie bisher als Pilot arbeiten.
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Die Zentrifuge in Star City
Dennis Tito als Trainingsgast
Im Sternenstädtchen wurden bisher mehr als 300 Astronauten aus 28 Ländern vorbereitet, wenn auch nicht alle 300 in den Weltraum geflogen sind. Der berühmteste Kosmonaut, der hier trainiert hat, ist wohl Dennis Tito.

Der amerikanische Milliardär war der erste Tourist in der Geschichte der Raumfahrt. Irina Sakolowa hat ihn vom ersten Trainingstag bis hin zum Abflug vom Weltraumflughafen Baikonur begleitet.
Weltraumtourismus als Einnahmequelle
"Weltraumtourismus ist in Star City natürlich willkommen. Denn so sind wir in der Lage, sogar in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Geld zu lukrieren, mit dem wir unsere Mitarbeiter bezahlen können", sagt Sakolowa.
Pop geos Universe
Es ist gar nicht so abwegig, dass bald auch russische Millionäre ins All fliegen, eine Popgruppe war schon in Star City zur Vorbereitung. "Die Bandmitglieder haben alle Tests bestanden und vermutlich wird einer von ihnen wirklich fliegen", erzählt sie.
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Training mit ISS-Originalteilen
Seriöse Einsätze wie der Einbau der neuen Luftschleuse - so genannte EVAs (Extra Vehicle Activities) können im Star City mit Teilen der ISS in Originalgröße geübt werden. Und alle Astronauten der ISS - also auch der NASA - kommen irgendwann hierher, denn es gibt ein Rotationsverfahren im Trainingsprogramm: Jeder verbringt zwei Monate in Star City, zwei in New York, zwei in Japan usw.
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Wasser statt Schwerelosigkeit
Sakolowa führt durch ein weiteres Gebäude auf dem weitläufigen Gelände außerhalb von Moskau. Zu sehen gibt es hier einen Swimmingpool, der jedoch nicht fürs Vergnügen gedacht ist.

Vielmehr üben die Astronauten hier so genannte Extra Vehicle Acitivities, also das Arbeiten in der Schwerelosigkeit außerhalb der Station - in 5.000 Kubikliter Wasser bei angenehmen 36 Grad.
Sechs Stunden Training wie im All
Ein derartiges Training dauert sechs Stunden - genauso lange wie ein echter Weltraumausflug. Die erste Crew, die erst im Mai nach 5 Monaten im All zurückgekehrt ist, hatte zahlreiche Installationsarbeiten an der ISS durchzuführen - die alle hier geübt wurden.
Weltraum-Legende: "Irgendwas passiert immer"
Zufällige Begegnung in Star City: "Ich bin Wladimir Lachov", sagt ein älterer Herr im Trainingsanzug. Er steigt gerade aus dem Modell der MIR, deren Technik er einem Astronautenkollegen aus Sri Lanka erklärt.

"Das ist unsere Legende", erklärt Sakolowa. Und der Kosmonaut beginnt gleich zu erzählen. "Ich absolvierte drei Weltraumaufenthalte. 175 Tage, beim zweiten Flug 150 Tage und beim dritten Flug 9 Tage - ein Notfall verkürzte den Aufenthalt. Bei jedem meiner Flüge gab es unvorhergesehene Vorfälle. Irgendetwas passierte immer."
Flexible Russen als "Handwerker"
Deswegen sind die Russen wohl auch so flexibel im Falle eines unvorhergesehenen Problems: "Ein Beispiel: Auf der Station wird etwas defekt. Unser Kosmonat sagt: O.k., wir reparieren das. Wir können das schon", beschreibt es die Trainerin.

Amerikaner, so meint sie, würden das nie erlauben, wenn nicht vorher ein ausführliches Training für diese Reparatur absolviert wurde. "Aber man kann nicht jede Situation vorhersehen."
International einheitliches Zeichensystem
Als die Amerikaner übrigens zum ersten Training ins Juri Gagarin Kosmonauten Trainingszentrum kamen, staunten sie nicht schlecht. Die Grafiken und Diagramme waren alle ganz anders als sie es gewohnt waren.

Sogar die Symbole waren unterschiedlich. Vier Jahre lang haben internationale Experten an einer Vereinheitlichung der Software auf der Raumstation gearbeitet, mit Erfolg. Sie gehört auf der ISS inzwischen zum Standart.

Ulrike Schmitzer von der Ö1-Wissenschaftsredaktion war für die Sendung "Dimensionen" in Star City bei Moskau
->   The Yuri Gagarin Cosmonauts Training Center
->   Einblicke in die Star City
 
 
 
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01.01.2010