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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Klimagipfel in Bonn heute gestartet  
  Mit wenig Hoffnung auf einen Durchbruch beginnt heute in Bonn die 6. Klimakonferenz der UNO. Dabei geht es um die Reduktion der Treibhausgase, die unser Klima nachhaltig beeinflussen - wie im Kyoto-Protokoll vereinbart. Doch vor allem seit die USA ihren Ausstieg aus dem Abkommen verkündet haben, ist die Umsetzung desselben ins Wanken geraten.  
Der geplante Verlauf der Klimakonferenz ist an sich schon signifikant. Ursprünglich wollte man heute mit hochrangigen Verhandlungen beginnen, doch daraus wurde nichts.
Eine Konferenz der Beamten?
Die ersten drei Tage und die gesamte zweite Woche gehören ausschließlich den Beamten. Die Umweltminister kommen gerade einmal drei Tage sozusagen über ein langes Wochenende hierher. Das lässt nicht viel Spielraum für die politisch wichtigen Verhandlungen.
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Offizielle Eröffnungsfeier erst am Donnerstag
Sogar die offizielle Eröffnungsfeier musste auf Donnerstag verlegt werden, heute hätten nur die Beamten sich selbst feiern können. Das Klima für die Klimakonferenz ist jedenfalls schlecht.
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Kernfragen des Klimagipfels
Im Kern sollte es um zwei Fragen gehen. Erstens: stehen die Staaten, die sich im Protokoll von Kyoto dazu verpflichtet haben, die Treibhausgase bis 2012 um durchschnittlich 5 Prozent zu reduzieren zu ihrer Verpflichtung, oder ist dieser Vertrag das Papier nicht wert, auf dem er geschrieben wurde.

Link: Das Kyoto-Protokoll
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Scheitern des Klimagipfels in Den Haag
In Den Haag ist man vor 9 Monaten an dieser Frage völlig gescheitert, auch wenn alle Politiker den Eindruck eines wenigstens halbwegs erträglichen Ergebnisses erwecken wollten.
->   Mehr dazu in science.orf.at
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USA machen nicht mit
Dazu kommt, dass die USA als größter Produzent von Treibhausgasen schon klar gemacht hat, dass man sich künftig nicht an das Kyoto-Protokoll halten will - aus wirtschaftlichen, innenpolitischen und lobyistischen Gründen.

Ein kleines Hintertürchen ist aber offen: die USA werden, so war vor der Konferenz zu hören, sich nicht querlegen. Das heißt, sie werden zwar nicht mitmachen, wollen aber die anderen Staaten - wenigstens offiziell - nicht daran hindern.
Japan - das Zünglein an der Wage
Doch Japan, das sich auch in dieser Frage stark an den USA orientiert, ließ sich jedenfalls bisher nicht mit ins Boot der Klimakonferenz-Staaten ziehen, und Japan bräuchte man in dieser Frage.

Denn 55 Staaten, die mindestens 55 Prozent des gesamten Treibhaus-Gas-Ausstoßes verursachen, müssen das Protokoll ratifizieren, wenn es in Kraft treten soll.
Entscheidung erst im Oktober
Japans Ministerpräsident Koizumi sagte aber erst gestern, seine Regierung werde sich erst im Oktober entscheiden - ein weiteres Signal, dass die Konferenz in Bonn schon von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist.
Streitfrage "Wie"
Die zweite Frage, um die es hier gehen sollte ist, wie die Staaten ihre Verpflichtung zur Reduktion der Treibhausgase erfüllen dürfen. Tatsächlich kann man nur den Ausstoß verringern, doch da haben raffinierte Juristen ein weites Feld gefunden.

Denn man kann nicht nur im eigenen Land ansetzen, sondern auch mit anderen gemeinsame Sache machen oder Projekte fördern und so einen schwunghaften Handel betreiben. In Wahrheit ein Handel mit Zahlen, der in der Realität kaum zur Verringerung der Treibhausgase führen wird, wie Skeptiker vermuten.
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Kritische Stimmen zum Kyoto-Protokoll
Das gesamte Kyoto-Protokoll lässt ohnedies mehr Schlupflöcher offen, als es schließt, sagen die Kritiker. Aus lauter Rücksichten auf die verschiedenen Interessen sei alles so kompliziert geschrieben worden, dass selbst Verhandlungsteilnehmer kaum noch alle Details kennen, geschweige denn alle Folgen abschätzen könnten, wenn die Formulierungen aus bestimmten Interessen heraus, ganz extrem ausgelegt werden.
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Politiker zwischen "Fiasko und Blamage"
Die in Bonn versammelten Diplomaten und Politiker haben nur noch die Wahl zwischen Fiasko und Blamage, schreibt etwa die renommierte Zeit über die Klimakonferenz.

Entweder einigt man sich nur auf einen blamablen winzigen Trippelschritt vorwärts, der nichts bewirkt, oder die Konferenz endet wie jene in Den Haag, dann ist das Fiasko perfekt.
Wenigstens wird verhandelt
Das einzig positive ist, dass mehr als 180 Staaten wenigstens weiter verhandeln, während Gletscher schmelzen, die Eisdecke des Nordmeeres dünner wird, die Tropenwälder abgeholzt werden und immer verheerendere Unwetter immer größere Katastrophen anrichten.

Fabio Polly, ORF-Berlin
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01.01.2010