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Raucherinnen droht Unfruchtbarkeit  
  Starken Raucherinnen drohen Unfruchtbarkeit und eine frühzeitige Menopause, das Aufhören der Monatsblutung. Versuche an weiblichen Mäusen zeigten, dass die in Zigaretten enthaltenen giftigen Substanzen die Eierstöcke in Mitleidenschaft ziehen.  
Zu diesem Ergebnis kommen US-Wissenschaftler in einer Sonntag vorab veröffentlichten Studie aus der August-Nummer der Fachzeitschrift "Nature Genetics".
Giftstoffe im Tabakrauch verantwortlich
Jonathan Tilly vom Massachusetts General Hospital in Boston und seine Gruppe fanden heraus, dass die im Tabakrauch enthaltenen so genannten Polizyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAHs) verantwortlich für Unfruchtbarkeit und frühzeitige Menopause sind.
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Polizyklische aromatische Kohlenwasserstoffe
PAHs (oder PAKs) sind aromatische Verbindungen, deren Molekülgerüst aus mehreren Benzolringen besteht. Sie entstehen vorwiegend bei unvollständigen Verbrennungsprozessen, kommen aber auch natürlich in Mineralölen, Teer, Ruß u. a. vor. Neben Kohlenmonoxid, Stickoxiden, Acrolein, Formaldehyd und verschiedenen Nitrosaminen gehören PAHs zu den wichtigsten Schadstoffen im Tabakrauch. Im Tierversuch wurden sie schon seit langem als Krebs erzeugend erkannt.
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Eizellen sterben ab
Die Giftstoffe verbinden sich der Untersuchung zufolge mit einem Molekül der Eizellen, dem so genannten Ahr. Durch diese Verbindung wird das BAX-Gen aktiviert, das sich im Eikern befindet.

Das BAX-Gen wiederum initiiert ein Selbstmordkommando und das Ei erleidet einen "programmierten Zelltod", die Fortpflanzungstellen sterben ab.
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BAX-Gen und Apoptose
Das BAX-Gen gehört zu einer Gruppe von Genen, die den "programmierten Zelltod" (Apoptose) steuern. Bereits in einer früheren Arbeit hatten Forscher des Massachusetts General Hospital herausgefunden, dass BAX spezifisch mit der Apoptose von Ovarien-Zellen bei Mäusen und Menschen korreliert ist.
->   Mehr über den 'programmierten Zelltod'
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Signifikanter Zusammenhang
Bei genetisch veränderten weiblichen Mäusen ohne Bax-Gen und Ahr-Molekül war dies nicht der Fall, wie die Forscher nachwiesen.

Da sich PAHs in großer Menge im Tabakrauch befinden, stützt die neue Untersuchung die Hypothese, wonach das frühzeitige Einsetzen der Menopause bei Raucherinnen zumindest teilweise auf den PAH-induzierten Zelltod zurückzuführen ist, so Tilly.
Wirkung auch beim Menschen?
Um zu überprüfen, ob das Experiment auch für Menschen Gültigkeit besitzt, wurde den Nagetieren menschliches Eizellengewebe eingepflanzt.

Die Injektion der Giftstoffe führte über die Aktivierung des Gens zu einer starken Entartung und dem Absterben der menschlichen Fortpflanzungszellen.
Studien auch mit anderen Substanzen
Die Forscher hoffen, dass ihre Versuchsanordnung auch bei anderen Substanzen, etwa neuen Medikamenten, angewandt werden kann, um deren potenzielle Giftigkeit nachzuweisen.

"Zum ersten Mal haben wir nun dafür die richtige Population menschlicher Eizellen", meinte Tilly, "nicht in einer Petrischale im Labor, sondern in einer natürlichen, lebenden Umgebung."

(AFP/red)
->   Massachusetts General Hospital, Boston
->   Nature Genetics (kostenpflichtig)
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01.01.2010