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Impfstoff gegen Malaria in Sicht?  
  Eine im Labor erzeugtes Molekül in Form einer Schlaufe ist ein vielversprechender Kandidat für den heiß ersehnten Impfstoff gegen Malaria.  
Von Wissenschaftlern in der Schweiz und Kolumbien entwickelt, hat das neue proteinartige Molekül dem Immunsystem eines Affen geholfen, sich gegen den Malaria-Erreger "Plasmodium falciparum" zu verteidigen.

Dies berichtete Nature Science Update in seiner Online-Ausgabe am Montag.
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Bis zu 2,5 Millionen Malaria-Tote jährlich
Bei den Todesfällen durch Infektionskrankheiten rangiert Malaria nach Tuberkulose und Aids an dritter Stelle. Wissenschaftler schätzen, dass weltweit jährlich zwischen 1 und 2,5 Millionen Menschen daran sterben. Der Großteil von ihnen sind Kinder in den Entwicklungsländern.
->   Malaria-Factsheet der World Health Organisation (WHO)
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Impfstoff dringend gesucht
Hauptproblem zur Bekämpfung der Malaria ist die zunehmende Medikamentenresistenz ihres Erregers. Sie ist mittlerweile so stark, dass es heute schwieriger ist, die Tropenkrankheit in den Griff zu bekommen als noch vor 20 Jahren.

Ein Impfstoff wäre die einfachste und kostengünstigste Behandlungsmethode. Bislang allerdings wurde danach ohne Erfolg geforscht.
Molekül-Simulakrum hergestellt
Manuel Patarroyo vom "Instituto de Immunologia" in Bogota/Colombia und sein Team haben nun einen neuen Weg vorgeschlagen. Sie stellten in der internationalen Ausgabe der deutschen Zeitschrift "Angewandte Chemie" ein kleines Molekül vor, das dem Protein MSP-1 ähnelt.

Der Malaria-Erreger Plasmodium falciparum nutzt das MSP-1, um sich an die Zellen der roten Blutkörperchen beim Menschen zu klammern. Sobald die Verbindung geglückt ist, erobert der Erreger die Zelle, vervielfältigt sich und bricht nach einiger Zeit auseinander, um weitere Zellen zu infizieren.
Originalartikel in "Angewandte Chemie International Edition" (kostenpflichtig):
->   "Synthesis, Biological, and Immunological Properties of Cyclic Peptides from Plasmodium Falciparum Merozoite Surface Protein-1"
Auf die Form kommt es an
Auch andere, in Entwicklung begriffene Impfstoffe haben versucht, die wesentlichen Teile des MSP-1 zu kopieren. Aber eine gutes Abbild ist mehr als nur eine Kopie von Teilen der kettenähnlichen chemischen Struktur der Proteine. Die Kette muss sich auch in der gewünschten Weise entfalten.

Patarroyo und seine Kollegen unterstützten diese Faltung, indem sie die Enden der Peptidketten zu einer Schlaufe verknüpften, wodurch sie stabiler und weniger anfällig für unerwünschte Formen wurde.
Vorteile der Kreisförmigkeit
Die kreisförmige Struktur hat einen weiteren Vorteil. Sie schützt vor dem schnellen Abbau von Enzymen, die für das "Recycling" von Eiweißen zu Peptiden verantwortlich sind.

Diese Enzyme setzen an Proteinen mit losen Enden besser an. Deshalb führt die kreisförmige Struktur zu einer längeren Lebensdauer im Blut und damit auch zu einer längeren Wirksamkeit.
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Malaria
Die Malaria ist die häufigste Tropenkrankheit, an der ca. 200 Millionen Menschen jährlich erkranken. Es gibt insgesamt vier verschiedene Malariaerreger, die unterschiedliche Formen der Erkrankung hervorrufen. Die gefährlichste Form ist die Malaria tropica, deren Erreger das Plasmodium falciparum ist. Unbehandelt kann sie sogar zum Tode führen. Die Übertragung der Malaria erfolgt über einen Stich der Anophelesmücke. Das charakteristische Symptom der Malaria ist periodisch auftretendes Fieber. Zur Behandlung stehen mehrere hochwirksame Medikamente zur Verfügung. Eine Impfung existiert derzeit noch nicht. Zur Prophylaxe gehört zum einen die Vermeidung von Mückenstichen sowie zum anderen die Einnahme verschiedener Medikamente in Form von Tabletten.
->   Mehr über die Malaria
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Produktion von Antikörpern
Die Forscher testeten ihr Molekül an Affen. Das neue Molekül führte zur Produktion von Antikörpern, die sich an die echten MSP-1 Proteine banden.

Damit konnte das Immunsystem des Affen den Erreger identifizieren und direkt angreifen. Das legt den Schluss nahe, dass das kreisförmige Peptid einen Schutz gegen den Erreger bieten kann.
Künftige Tests an Menschen entscheidend
Bisher hat nur ein einziger Malaria-Impfstoff, das so genannte Spf66, das Stadium menschlicher Versuchsreihen erreicht. Die Erfahrungen damit in Afrika und Südostasien verliefen aber enttäuschend.

Noch ist es zu früh, um den neuen "Kandidaten" zu beurteilen. Entscheidend werden die Tests am Menschen sein. Bis dahin wird aber noch einige Zeit vergehen, schreibt Nature Science Update.

(red)
->   Angewandte Chemie International Edition
->   Nature Science Update
Mehr über Malaria auf science.orf.at:
->   Die Ursprünge der Malaria
->   Tropenkrankheiten in Österreich nehmen zu
->   Malaria im alten Rom - Ursache für den Niedergang?
 
 
 
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01.01.2010