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Buchbesprechung: Morbides Wien  
  Vom "fidelen Grab an der Donau" bis zur "Versuchsstation für den Weltuntergang" reichen die Charakteristiken, die Wien von Denkern und Dichtern zugeordnet wurden.  
Dem Alltag in Wien zwischen Spottlust und Todesangst, zwischen Heurigem und Galgenspektakel spürt Hans Veigl in seinem Buch "Morbides Wien" nach.
Von der Pestgrube bis zu Menschenhäuten

"Die dunklen Bezirke der Stadt und ihrer Bewohner", so lautet der Untertitel des Wien-Buches von Hans Veigl. Freilich, folgt man dem Autor, so hat wohl jeder Wiener Bezirk so seine dunklen - eben morbiden Ecken.

Der Streifzug Veigls durch diese Winkel beginnt bei den vielfältigen und im Laufe der Jahrzehnte immer ausgeklügelter werdenden Einrichtungen, die das Lebend-Begrabenwerden verhindern sollen.

Er führt weiter mit dem vielzitierten Lieben Augustin durch die Pestgruben Wiens anno 1679 bis herauf zum Dritten Mann und dem zeitweise höchst vielfältigen Leben in den Kanälen unter der Stadt.
Ein Wiener 'Jack the Ripper'
Vom Wiener Jack the Ripper ist da ebenso die Rede wie etwa vom Präuscherschen Panoptikum im Prater: "Die größte Sehenswürdigkeit desselben wird jedoch nicht für Geld gezeigt, und diese ist der Herr selbst, der bekannte ehemalige Löwenbändiger Hermann. Er dürfte den Wienern bekannt sein, aber was nicht jeder weiß, ist eine eigentümliche, ihn jetzt beherrschende Marotte. Hermann kauft mit einer unbegreiflichen Leidenschaft Menschenhäute noch lebender Personen. Der gewöhnliche Preis ist 10 fl., doch soll er für eine besonders gute Haut sogar 100 fl. Gezahlt haben. Zehn Prozent des Kaufpreises werden sofort erlegt und noch soforter vertrunken und das scheint die Hauptsache zu sein."
Nur noch Ausstellungsstücke übrig
Das Panoptikum des Herrn Präuscher ist zwar längst abgebrannt, wie überhaupt vom einst so morbiden Wien heute zumeist nur noch Ausstellungsstücke zu finden sind.

Deren jeweiligen Aufenthaltsort erfährt man aber auch aus dem Buch Hans Veigls.

Das Buch "Morbides Wien" von Hans Veigl ist im Böhlau-Verlag erschienen.

Franz Simbürger, Ö1-Wissenschaft
 
 
 
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01.01.2010