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Kernfusion - des Energierätsels Lösung?  
  Kernfusion könnte die Lösung für die Energieprobleme der Zukunft sein. Ist erst einmal ein internationaler Forschungsreaktor gebaut, hoffen Befürworter auf ein ganzes Kraftwerk - optimistische Prognosen rechnen damit frühestens allerdings ab 2050. Seit langem erwartet, wurde das technische Design für so einen Reaktor in Wien der Öffentlichkeit vorgestellt.  
Energiesorgen ...
In wenigen Jahrzehnten wird die Weltbevölkerung laut Prognosen auf zehn Milliarden Menschen anwachsen. Statt Erdöl, Kohle, AKW, Wasser oder Wind ist ein gänzlich neues Energiekonzept gefragt.

Der Großteil der Energie wird derzeit aus fossilen Brennstoffen gewonnen und die neigen sich irgendwann zu Ende.
... Kernfusion als Lösung?
Die Kernfusion verspricht unerschöpfliche Quellen und unvorstellbare große Energien - um ein Vielfaches mehr als bei der Verbrennung von Kohle oder Erdöl.

Aus einem Gramm des Brennstoffes lassen sich dabei nach Berechnungen von Fachleuten bis zu 90.000 Kilowattstunden Energie gewinnen. Das entspräche der Verbrennungswärme von zehn Tonnen Kohle.
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Kernfusion
Bei der Kernfusion verschmelzen zwei Atomkerne zu einem neuen Atomkern: die Wasserstoffarten Deuterium und Tritium verschmelzen zu Helium und setzen dabei Energie frei. Um diesen Prozess in Gang zu setzen, bedarf es hohen Drucks und Temperaturen von Hundert Millionen Grad Celsius.
->   Mehr über Kernfusion
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Zwei Systeme
Diesem hohen Druck und Millionen Grad heißem Gas kann kein festes Material auf Dauer standhalten. Daher werden zwei verschiedene Systeme diskutiert, um mit Hilfe von Magnetfeldern die Masse zusammenzuhalten und gleichzeitig zu kühlen - der russische "Tokamak" und der "Stellarator".
->   Tokamak und Stellarator
Die Einwände der Kritiker
Gegner halten das erstens für Energieverschwendung, da derzeit mehr Energie hineingesteckt wird, als herauskommt. Zweitens beklagen sie den Atommüll, denn das zur Fusion notwendige Tritium ist radioaktiv und sie sprechen drittens davon, dass die Forschungsgelder bei erneuerbaren Energien abgehen.
->   Risikoabwägung bei der Kernfusion
Internationaler Forschungsreaktor ITER

Gummimodell des Stellarators
"Wendelstein 7X", eines möglichen Ofens zukünftiger Kernfusionskraftwerke, im Greifswalder Max-Planck-Institut.
Seit langem ist ein internationaler Forschungsreaktor für Kernfusion geplant - kurz ITER. Europa, Japan und Russland beteiligen sich an dem Projekt, die USA haben sich mittlerweile zurückgezogen.

Befürworter sprechen von der Kernfusion als einer sauberen Energiequelle, von Umweltfreundlichkeit und Sicherheit im Vergleich zu Atomkraftwerken, so auch der japanische ITER-Vorstand Masaji Yoshikawa. Er schließt eine unkontrollierte atomare Kettenreaktion wie in herkömmlichen Atomkraftwerken aus.
->   ITER
Offene Fragen: Standort ...
Das technische Design für den Kernfusion-Forschungsreaktor ist nun fertig, der Standort aber noch immer ungeklärt, ebenso wie die Finanzierung.

Um den Standort bemüht hat sich offiziell nur Kanada, Frankreich hat Interesse bekundet. Deutschland hat seine Bewerbung zurückgezogen.
... und Kosten
Die Kosten für das Projekt sind enorm: für Design und Prototypen von Bauteilen wurden umgerechnet über 11 Milliarden Schilling ausgegeben. Die endgültigen Baukosten für den Reaktor dürften bei knapp 50 Milliarden liegen.

Dazu kommen dann noch Entwicklungskosten, Betriebskosten und nach Abschluss der Forschungen der Abbau des Reaktors.
500 Megawatt Leistung angestrebt
Bei einem ähnlichen Projekt in England, in der Nähe von Oxford, gelang 1997 erstmals eine Fusionsleistung von zwölf Megawatt, allerdings wurde mehr Energie hineingesteckt, als gewonnen. Außerdem hielt die Fusion nur wenige Sekunden an.

Mit ITER will man vorerst eine fünf Minuten dauernde Fusion erreichen und eine Leistung von 500 Megawatt erbringen. Das ist mehr als das größte Donau-Kraftwerk in Österreich produziert.
Kommerzielle Nutzung in 50 Jahren?
ITER ist lediglich ein Schritt in Richtung eines kommerziellen Kraftwerks, es dient der Forschung. Aus den Erfahrungen soll dann ein erstes Kraftwerk gebaut werden.

Robert Aymar, Direktor des ITER-Projekt gibt sich optimistisch: Ab dem Jahr 2050 sei Kernfusion als Energiequelle denkbar.


Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
 
 
 
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01.01.2010