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Selbstverteidigung für Kängurus  
  Die Wallabys, eine kleine Känguruart, wurden in ihrem Ursprungsland Australien durch importierte Füchse fast ausgerottet. Nun will man mit Hilfe von speziellem Training in Gefangenschaft lebende Tiere wieder fitt für die Wildnis machen.  
Andrea Griffin von der Macquarie University in Sydney und das Marsupial Cooperative Research Centre in New South Wales trainieren bereits mit den Tieren, wie der Online-Nachrichtendienst des Fachmagazins Nature am Mittwoch meldete.
In Australien fast ausgestorben
In seinem Ursprungsland Australien ist das Tammar Wallaby inzwischen fast ausgestorben, dank der im 19. Jahrhundert importierten Füchse, deren bevorzugtes Beutetier diese kleine Känguruart ist.

Lediglich auf kleinen Inseln und auf Neuseeland finden sich noch gesunde Populationen, denn dort gibt es keine Füchse.
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Tammar Wallaby (Macropus eugenii)
Das Tammar Wallaby ist eines der kleinsten Kängurus. Vor rund 150 Jahren war es im Süden Australiens in den Adelaide Plains weit verbreitet. Die Einfuhr von Füchsen machte dem ein Ende, das letzte Wallaby wurde dort 1930 gesichtet. Dabei sind die Tiere ganz erstaunlich für das Leben im trockenen Australien gerüstet: Sie können - als einzige innerhalb der Gruppe der Beuteltiere - auch Seewasser trinken um ihren Flüssigkeitsbedarf zu decken.
->   Mehr Informationen zum Tammar Wallaby
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Selbstschutz-Training mit 'Stofftieren'
Andrea Griffin trainiert die Insel-Kängurus sowie in Gefangenschaft lebende Tiere nun mit "Stofftieren": Den Wallabys wird ein ausgestopfter Fuchs oder eine Katze gezeigt, gleich danach erscheint ein Mensch, der die Tiere mit Hilfe eines Netzes erschreckt und jagt.

Ganz wie bei Pavlovs klassischer Konditionierung verbanden auch die Kängurus sehr bald den ausgestopften Fuchs mit der danach auftretenden Bedrohung und waren schon bei seinem Anblick alarmiert.
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Keine Reaktion bei Ziegen
Offenbar wurde die gleiche Methode auch mit einer ausgestopften Ziege angewandt. Dies hatte jedoch - zumindest bei einem Teil der Tiere - keinen Erfolg. Vermutlich hätten die Tiere eine angeborene Vorstellung vom Aussehen der natürlichen Feinde, erklärte Griffin bei einem Treffen der Animal Behavior Society in Oregon.
->   Animal Behavior Society
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Schon durchs Zuschauen lernen
Zudem sei zu beobachten, dass ein nicht trainiertes Tier schon durch Beobachtung eines auf den Fuchs konditionierten Kängurus dessen Furcht-Reaktion erlerne, berichtet Griffin.

Soziale Interaktion so wie diese sei äußerst schwierig zu erreichen innerhalb einer in Gefangenschaft lebenden Population, meint dazu Anne Clark, Biologin an der Binghamton University im US-Bundesstaat New York. Doch für das Überleben in der Wildnis sei sie sehr wichtig.
Ausprobieren ist die Devise
Ob die trainierten Wallabys tatsächlich eine höhere Überlebenschance haben, ist allerdings noch nicht sicher. Denn schließlich haben Füchse die ursprüngliche Population fast ausgerottet. Man müsse es ausprobieren, meint daher Sam Blumstein vom Marsupial Cooperative Research Centre.

Genau dieses will man möglichst bald tun: Laut Blumstein ist man dabei, mit der Australischen Regierung ein Projekt zur Wiedereingliederung der Tiere zu vereinbaren. Und auch für andere Tierarten, die in Gefangenschaft ihr natürliches Verhalten verlernt haben, könne er sich ein Training a la Griffin vorstellen, erklärte der Forscher.

(red)
->   Macquarie University
->   Marsupial Cooperative Research Centre
 
 
 
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01.01.2010