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Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Proteste gegen Klimaschutz in Bonn  
  Beim Weltklimagipfel in Bonn haben sich heute erste Proteste formiert - allerdings nicht gegen das Zögern mancher Staaten, sich dem Kyoto-Protokoll anzuschliessen, sondern gegen den Klimaschutz. Erstmals wird also gegen die ursprünglich formulierten Ziele, die Reduktion der Treibhausgase, protestiert.  
Unterstützung von Wissenschaftlern
Auf der Strasse wurde der Protest von amerikanischen Studenten organisiert, publizistisch unterstützt von Wissenschaftern, gerade zum Klimagipfel mit Veröffentlichungen aufhorchen lassen wollen. Unter anderm mit der These, Kohlendioxid als Klimakiller wäre ein Mythos.

"No Kyoto", "We support President Bush" - Rund 50 amerikanische Studenten haben sich vor den Absperrungen rund um das Bonner Hotel Maritim aufgestellt, dem Ort der Klimakonferenz, halten Plakate in die Höhe und wollen ihre Untersützung für den neue Präsidenten Bush ausdrücken.
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'Alles Lüge'
Dass er aus dem Klimaschutz aussteigt, halten sie für gerechtfertigt, mit Hinweis auf die Wissenschaft. Alles, was bisher veröffentlicht wurde, sei gelogen und manipuliert, steht auf einem der Plakate. Tatsächlich gibt es Wissenschafter, die bezweifeln, dass die Treibhausgase - vor allem Kohlendioxid - an der Erderwärmung schuld tragen.
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'Sonne ist schuld'
Ulrich Berner ist einer von ihnen, der 48jährige Geologe koordiniert die Klimaforschung an der Universität in Hannover. Seine These: Nicht Kohlendioxid, dass bei der Verbrennung fossiler Energie entseht, verursacht die Klimaänderungen, sondern der Einfluss der Sonne.

Die Fieberkurve der Erde habe sich schon stark geändert, als der Mensch noch Lagerfeuer abbrannte, argumentiert Berner, und zwar parallel zur Energiebstrahlung der Sonne. Daneben sei der hohe Energieverbrauch, nicht aber der Ausstoß der Treibhausgase für die Klimaänderungen verantwortlich.
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Konsens der Wissenschaft
So radikal sehen das andere Wissenschafter nicht, aber dass die Sonne Einfluss hat, wird nicht bestritten. Allerdings ist ihr Einfluss in die Modellrechnungen längst mit eingeflossen. Regine Günther, vom Klimaschutzreferat des WWF: "Die Weltwissenschaftsgemeinde ist in der Governmental Panel Of Climate Change zusammengeschlossen. Die hat Anfang des Jahres drei Berichte herausgegeben, die eindeutig besagen, dass der größte Teil der Erderwärmung der letzten 40 Jahre auf menschliche Einflüsse zurückzuführen ist. Dass es hie und da immer Wissenschaftler gibt, die was anderes behaupten, ändert nichts an der Tatsache, dass 98 Prozent der Wissenschaftler einen Konsens erzielt haben - und zwar weltweit."
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Bühne für Berner?
Gerade rechtzeitig vor dem Klimagipfel hat Berner ein Buch mit seinen Thesen veröffentlicht, es soll der Schlüssel zum Klimawandel sein. Er nutzt die Gelegenheit, sich eine öffentliche Bühne zu sichern, sagen seine Gegner.
Regenschirm oder nicht?
Regine Günther gehört zu diesen Gegnern. Laien, denen jetzt die grosse Verwirrung droht, sagt sie: "Alle seriösen Wissenschaftler werden einheiltich sagen, es ist Kohlendioxid.

Wenn Ihnen heute 95 Prozent sagen, zu wird es anfangen zu regnen. Und fünf Prozent sagen, es stimmt nicht. Nehmen Sie dann einen Regenschirm mit - ja oder nein?"
Machtspiele im Vordergrund
Der Streit um die Wissenschaft verdeckt aber nur, dass es bei der Klimakonferenz vor allem um politische Entscheidungen und um Macht geht. Wer geht mit wem Allianzen ein, um welchen Preis und wie lange, das sind letztlich die entscheidenden Fragen.
Erfolg hängt von Japan ab
Bis jetzt ist man in der Sache noch kaum weitergekommen. Ein Scheitern hält die WWF-Expertin zwar für möglich, aber noch nicht für sicher: "Das ist noch gar nicht entschieden, ob der Klimagipfel scheitert. Davon gehen wir nicht aus. Es ist nach wie vor in den Händen vor allem der japanischen Delegation, die Konferenz zum Erfolg zu führen."
Japan für Kyoto-Protokoll notwendig
Japan spielt das Zünglein an der Waage, weil ohne die Japaner das Kyoto-Protokoll nicht in Kraft treten kann, in dem sich die Industriestaaten zur Reduktion der Klimagase verpflichtet haben. Steigt Japan, wie die USA aus, bleibt bei vielen Umweltschützern nur noch die Hoffnung, dass doch ausschließlich die Sonne die Klimaveränderungen verursacht.

Fabio Polly, ORF-Bonn
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->   US-Debatte über Klimaschutz
->   Nationale Klimastrategie beschlossen
 
 
 
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01.01.2010