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Rauchen und Alkohol - die "Bio-Connection"  
  Menschen mit hohem Alkoholkonsum rauchen mehr - und Raucher trinken mehr Alkohol: Was ehemals als psychologische "Gewohnheit" erklärt wurde, hat einen beinharten biologischen Hintergrund.  
Das haben US-Fachleute herausgefunden. Sie warnen vor der speziell gesundheitsgefährdenden Kombination der beiden "Rauschgifte" Nikotin und Alkohol.
Alkoholkonzentration im Blut entscheidend
"Die Konzentration von Alkohol im Blut ist der entscheidende Faktor für die 'Vergiftung' und den Grad der Toxizität. Unsere Ergebnisse bestätigen, dass die Blutalkohol-Konzentration durch Nikotin signifikant verringert werden kann", erklärte US-Wissenschaftler Wei-Jung A. Chen, Neurobiologe am Health Science Center der Universität von Texas.

In der Juli-Ausgabe der wissenschaftlichen Zeitschrift "Alcoholism: Clinical & Experimental Research" belegt er die "Bio-Connection" zwischen "Geistigem" und "blauem Dunst".
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Über den Abbau von Alkohol im Körper
Der Körper beginnt sich des Alkohols zu entledigen, fast sofort nachdem er absorbiert wurde, vor allem durch die Magenwände. Eine unbedeutend kleine Menge wird über die Lunge ausgeatmet und eine winzige Portion wird ausgeschwitzt. Ein kleiner Anteil verlässt den Körper über die Nieren mit dem Urin.

Insgesamt werden auf diesen Wegen zwei bis zehn Prozent des Alkohols eliminiert. Die restlichen 90 Prozent können nur durch den Stoffwechselprozess, der in der Leber stattfindet, entsorgt werden: Der Alkohol in der Leber reagiert mit ADH, einem Enzym. Das Alkoholmolekül verwandelt sich zum Acetaldehyd, einer stark toxischen Substanz. Mit Hilfe der Aldehyd-Dehydrogenase wird das Acetaldehyd in Acetat umgesetzt. Das Acetat wird zurück ins Blut befördert, wo es mit Sauerstoff reagiert, um endlich in zwei nicht toxische Komponenten gespalten zu werden: Wasser und Kohlendioxid.
->   Wissenswertes zum Thema "Alkoholmissbrauch"
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Eindeutiges Ergebnis
Die Wissenschaftler untersuchten den Einfluss von Nikotin in Kombination mit Alkohol auf Ratten im Labor: Das Ergebnis war eindeutig. Der Tabakinhaltsstoff verringerte in dem Tiermodell für die Auswirkungen der beiden "Gifte" auf den Menschen die
Konzentration des Blutalkohols.

Doch vor allem interessant: Das Nikotin verringerte nicht im gleichen Ausmaß das neben Gehirn auch für Leber, Herz und andere Organe giftige Alkohol-Abbauprodukt Acetaldehyd.
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Tabakrauch, ein giftiges Gemisch
Im Tabakrauch finden sich neben Nikotin und Teerstoffen noch Kohlenmonoxide und über 1.000 weitere chemische Substanzen. 20 bis 80 Prozent dieser Stoffe dringen tief in die Lungen ein und werden unterschiedlich vom Menschen eingelagert oder abgebaut. Im Laufe eines Raucherlebens bekommt die Lunge durch die Teerstoffe die typisch schwarzen Flecken. Bei täglich 20 Zigaretten legt sich pro Jahr etwa eine Tasse Teerstoffe in der Lunge ab.
->   Mehr zum "Rauchen als Gesundheitsproblem"
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Der 'Effekt' zählt
Susan E. Maier vom Institut für Anatomie der Universität von Texas: "Wir wissen aus der Alkoholforschung, dass Menschen, die ihn missbräuchlich verwenden, trinken, um zu einem 'Effekt' zu kommen.

Sie trinken so lange, bis sie die Vergiftungswirkung verspüren. Raucher trinken mehr als Nichtraucher. Menschen, die Alkoholmissbrauch betreiben, sind öfter auch Raucher. Die Ergebnisse unserer Studie deuten auf einen möglichen Grund dafür hin."
Raucher trinken mehr für gleiche Wirkung
Demnach "stürzen" sich Raucher in einen höheren Alkoholkonsum, weil die Rauchinhaltsstoffe eben den Blutalkoholspiegel verringern und sie damit nicht sofort auf die erwünschte Wirkung des Alkohols kommen. Auf der anderen Seite führt das aber gerade für Leber, Herz und andere Organe zu einer umso höheren toxischen Belastung.

Maier: "Was wir ehemals als Zufall ansahen, dass Raucher mehr Alkohol trinken, scheint nunmehr auf Grund der Ergebnisse der Studie plausibel erklärt werden zu können."

(APA/red)
->   Research Society on Alcoholism
->   International Society for Biomedical Research on Alcoholism
->   'Alcoholism: Clinical & Experimental Research'
 
 
 
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01.01.2010