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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Bonner Klimakonferenz in entscheidender Phase  
  Die Klimakonferenz in Bonn tritt heute in die entscheidende Phase ein: Die Umweltminister aus rund 180 Ländern führen von heute bis voraussichtlich Sonntag die im vergangenen Herbst unterbrochenen Verhandlungen über konkrete Schritte zum Klimaschutz fort.  
Allerdings: Die Gespräche stehen unter keinem guten Stern und nur unverbesserliche Optimisten rechnen mit konkreten Ergebnissen in Bonn.

Österreich ist durch Landwirtschafts- und Umweltminister Wilhelm Molterer bei der Konferenz in Bonn vertreten.
Unterschiedlichste Interessen bei den Teilnehmern
Die größten Klimasünder scheren aus dem internationalen Klimaschutzprozess zusehends aus: Die USA, die für etwa ein Viertel des weltweiten Treibhausgasausstoßes verantwortlich sind, wollen sich am Kyoto-Prozess derzeit überhaupt nicht beteiligen.

Japan kommt, wenn die USA aussteigen, eine Schlüsselrolle zu, damit das Kyoto-Abkommen in Kraft treten kann. Japan strebt aber eine wesentlich höhere Anrechenbarkeit seiner Wälder als Beitrag zum Klimaschutz an, als die meisten übrigen Staaten zugestehen wollen.

Russland, das durch den Zusammenbruch großer Industriekomplexe seinen Kohlendioxidausstoß sogar über das vereinbarte Ziel hinaus senken konnte, möchte diese "Verschmutzungsguthaben" verkaufen können.

Die meisten Entwicklungsländer schließlich wollen - so wie die EU - unbedingt am Klimaschutzprozess festhalten. Allerdings fordern die ärmsten Ländern dafür Geld aus den Finanztöpfen der Reichen.
Molterer wenig zuversichtlich
Landwirtschafts- und Umweltminister Wilhelm Molterer fährt mit wenig Hoffnung auf einen Erfolg zur Klimakonferenz in Bonn:

"Wenn neben den USA auch Japan beim Klimaschutz auf die Bremse tritt, dann würde ich meinen, ist in Bonn möglich, das bisher erreichte zu festigen, aber nicht ein endgültiges Ergebnis zu erzielen. Ich bin für Bonn eher nicht sehr optimistisch."

Dass ausgerechnet Japan allerdings ganz aus dem Klimaprozess ausschert, glaubt Molterer nicht. Immerhin ist das Klimaschutzabkommen ja in der alten japanischen Kaiserstadt Kyoto abgeschlossen worden.
Ausweg: "Pause" in den Klimaschutzvereinbarungen?
Die zentrale Frage für die Konferenz in Bonn ist, ob die USA jetzt weitere konkrete Klimaschutzvereinbarungen überhaupt blockieren.

Oder ob sie zwar selbst nicht mitmachen, aber zumindest die anderen gewähren lassen. Womöglich mit dem Versprechen, zu einem späteren Zeitpunkt dann doch wieder in den Klimaschutzprozess einzusteigen. Minister Molterer:

"Bevor das sozusagen endgültig an die Wand fährt, ist es klüger, den Zug zunächst einmal in eine Art Zwischenstopp zu geben. Und zu überlegen, ob es nicht klüger ist, einmal eine kleine Wartepause einzulegen. Bevor jedenfalls alles scheitert, würde ich es doch für interessant halten, zu fragen, ob zum Beispiel die USA grundsätzlich bereit sind, das Projekt zu einem späteren Zeitpunkt zu unterstützen".
Klimaschutz muss fortgesetzt werden
Eine Pause in den Vereinbarungen hieße aber nicht, dass nicht trotzdem Klimaschutz in der Praxis gemacht werden müsse, sagt Molterer.

Hinweise durchaus ernst zu nehmender Wissenschafter, dass nicht allein der Mensch an der Erderwärmung schuld sei, dass etwa die höhere Sonnenaktivität der vergangenen Jahre durchaus auch zur Erderwärmung beiträgt, sind für Molterer nur ein Grund mehr, jetzt erst recht Klimaschutzmaßnahmen zu setzen:

"Ich halte es für fatal, was da jetzt versucht wird, gerade auch in den USA: Zu meinen, jetzt fangen wir wieder mit der Ursachenforschung an und nehmen das als Ausrede, nichts zu tun. Das ist der absolute Trugschluss. Das Gegenteil ist richtig: Wenn es schon so ist, dass außerhalb der Erde stehende Einflüsse gegeben sind, dann müssen wir die, die wir selber machen, doch noch massiver in den Griff bekommen".

Franz Simbürger, Ö1-Wissenschaft
 
 
 
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01.01.2010