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Walfang-Kommission verhandelt in London  
  Über die Zukunft des internationalen Walfang-Moratoriums wird ab Montag in London verhandelt. Das seit 15 Jahren geltende Walfangverbot könnte diese Woche teilweise aufgehoben werden, wenn sich auf der Konferenz der Internationalen Walfang-Kommission (IWC) Japan, Norwegen und Island durchsetzen.  
Zusammen mit einer Reihe von Entwicklungsländern vertraten sie bei der am Montag begonnenen Konferenz die Meinung, dass etwa die Zahl der Minkwale (Zwerg-Wale) inzwischen wieder so groß sei, dass sie ohne Gefahr für die Arterhaltung gejagt werden können.
Island folgt Norwegens Vorbild
Island, das 1992 aus der IWC ausgetreten war, sucht nun erneut um Aufnahme an - und will in diesem Fall sofort Einspruch gegen das Walfangverbot einlegen. Der Inselstaat Island folgt damit dem Beispiel Norwegens, das auf Grund seines Einspruches weiterhin Walfang betreibt, ohne sich an die Vorgaben des IWC zu halten.
Fangverbot seit 1982
Die International Whaling Comission (IWC) hatte bereits 1982 ein Walfang-Moratorium vereinbart, das zwar ein generelles Fangverbot vorsieht, aber viele Schlupflöcher hat. So dürfen die Wale etwa von Urvölkern erlegt oder zum Zweck der Forschung getötet werden.
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Die IWC
Die Internationale Walfang-Kommission (IWC), gegründet 1946 unter der International Convention for the Regulation of Whaling, soll den Walfang regulieren und dafür sorgen, dass keine Walart ausgerottet wird. Sie ist jedoch keine Walschutzorganisation, die ein Fangverbot um seiner selbst willen durchsetzen soll. Ähnlich wie Fischerei-Organisationen soll sie vielmehr Fangquoten festlegen, die den Bestand der Großwale nicht gefährden und den Walfang damit langfristig sichern.
->   The International Whaling Commission
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WWF warnt vor Wiederaufnahme Islands
Die Umweltschutzorganisation WWF warnte zum Auftakt der Konferenz in einer Aussendung vor der Wiederaufnahme Islands: Das Vorhaben Islands werde sich zu einem Präzedenzfall auswachsen, so Gerald Dick, Artenschutzexperte des WWF.

Die Befürchtung des WWF ist, dass die IWC keine bindenden Entscheidungen mehr treffen kann, sollte der Beitritt Islands genehmigt werden. Weitere Walfangländer könnten zudem dem Beispiel Islands folgen: Erst aus der IWC austreten und nach der Wiederaufnahme ein Veto gegen das Moratorium einlegen.
Japan und Norwegen unter Beobachtung
Auf ihrer fünftägigen Jahrestagung wird sich die Internationale Walfang-Kommission (IWC) erneut auch mit Japan und Norwegen befassen, die sich nicht an das Moratorium halten und weiterhin Meeressäuger zu kommerziellen Zwecken fangen.
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Walfang im Namen der Wissenschaft
Japan betreibt seit 1987 den Walfang offiziell "für die Wissenschaft", um das kommerzielle Fangverbot zu umgehen. Die Sowjetunion und Norwegen hatten von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, frühzeitig Einspruch gegen das Moratorium einzulegen. Sie sind nun nicht verpflichtet, ihm zu folgen. In Norwegen beginnt die Walfang-Saison jedes Jahr am 1. Mai, 2001 sind 549 Wale zum Abschuss freigegeben.
->   Walfang in Norwegen startet
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Europa, USA und Australien gegen Walfang
Die USA, Australien, Neuseeland und die meisten europäischen Staaten betrachten die Wale als bedrohte Art und fordern ihren weltweiten Schutz.

Es gebe keine Garantie dafür, dass die Wale human und schnell getötet würden, sagte etwa der britische Fischerei-Staatssekretär Elliot Morley: "Solche Punkte werden von Ländern wie Japan einfach weggewischt."
IWC: Walfang-Befürworter gewinnen an Einfluss
In den vergangenen Jahren haben unter den 43 Mitgliedsstaaten die Walfang-Befürworter wieder an Einfluss gewonnen. Da für Grundsatz-Entscheidungen aber eine Drei-Viertel-Mehrheit nötig ist, blockieren sich beide Seiten oft gegenseitig.

Heute stehen sich in der IWC Walfänger und Walschützer unversöhnlich gegenüber. Beide Lager werfen sich vor, Entwicklungsländer zu kaufen, damit diese bei den Konferenzen wunschgemäß abstimmen.
Möglicher Kompromiss
Ein Kompromiss könnte nun so aussehen, dass die Walschützer unter strengen Auflagen einer Fangquote für den Minkwal und eventuell für einige andere Arten zustimmen und Japan dafür seinen Widerstand gegen ein Walschutzgebiet im Südpazifik aufgibt.

Bei der IWC-Konferenz im vergangenen Jahr hatte Japan ein solches Schutzgebiet zusammen mit anderen Ländern verhindert.

(APA/dpa/red)
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01.01.2010