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Back to the roots: Erika wieder in Südafrika  
  Vor 200 Jahren brachten Schönbrunner Hofgärtner von einer Exkursion aus Südafrika Erika-Gewächse mit. Diese
Pflanzen sind mittlerweile in Südafrika ausgestorben, werden aber in Wien noch gepflegt. Nun sollen sie in ihrem Ursprungsland wieder heimisch werden.
 
Umweltminister Wilhelm Molterer übergab heute Vormittag dem südafrikanischen Botschafter Moleah symbolisch zwei Erika-Stöcke.
Kaiserliche Sammlung
Im Auftrag von Joseph dem Zweiten machten sich 1785 zwei Hofgärtner aus Schönbrunn auf die Reise nach Südafrika. Sie sollten die Gärten des Kaisers mit exotischen Pflanzen bestücken.

Nach 14 Jahren waren beide zurück, mit zig Kisten an Pflanzen, Samen und Stecklingen. Mit im Gepäck hatten die Gärtner auch niedrige, dicht verzweigte kleine Sträucher, zum Teil mit kleinen rosa Blüten - erica turgida und erica verticillata. Sie wurden in Wien gepflegt, vermehrt und ihr Bestand bis in unsere Tage gesichert.
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'Krimineller Akt'
Derartige Beutezüge sind aus Sicht des Artenschutzes heute undenkbar. Heute wäre es ein krimineller Akt, Pflanzen von ihrem Naturstandort zu sammeln (noch dazu in großen Mengen), sagt der Direktor der österreichischen Bundesgärten, Peter Fischer-Colbrie. Seine Vorgänger (Gärtner und Auftraggeber) würden heute mit dem Gesetz in Konflikt geraten.
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Südafrika ohne Erika
Mittlerweile sind die beiden Erika-Arten (turgida und verticillata) in Südafrika ausgestorben, mit der Ausbreitung Kapstadts ging ihr Lebensraum verloren.

Vor zwei hundert Jahren hätte das niemand geahnt, sagt der südafrikanische Botschafter Alfred Moleah, dass die Erika-Gewächse durch die damaligen Sammlungen wieder eingebürgert werden. Die symbolische Übergabe bezeichnet Botschafter Moleah als Zeichen der Freundschaft.

Der österreichische Umweltminister Wilhelm Molterer sieht die Übergabe der Erika-Gewächse als Beitrag zur Artenvielfalt.
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Stichwort: Erika
Erika-Gewächse werden auch Heidekraut genannt. Zur weltweit verbreiteten Pflanzenfamilie gehören über 2500 Arten in 82 Gattungen. Meist sind es kleine Sträucher, häufig immergrün mit Kapsel- oder Beerenfrüchten. Zu den bekanntesten Gattungen zählen Heidekraut, Glockenheide, Alpenrose (mit 1300 Arten), Azalee (heimisch in Japan und China; erst um 1800 nach Europa) und Heidelbeere (mit 150 Arten wie etwa der Blaubeere).
->   Über Heidekraut
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Neue Heimat Kirstenbosch
Der Botanische Garten Kirstenbosch in Südafrika gehört zu den größten und schönsten botanischen Gärten der Welt. Kirstenbosch hatte vor einem Jahr Österreich um Hilfe gebeten. 50 Erika-Stecklinge aus Österreich werden dort eine neue Heimat in der alten Heimat finden.

Auch wenn die Erika-Sträucher symbolisch übergeben werden, ausgewachsene Pflanzen werden nicht nach Südafrika geschickt, und zwar aus phytosanitären Gründen, die Pflanzen könnten Krankheiten und Schädlinge einschleppen, sagt Bundesgärten-Direktor Fischer-Colbrie.

Es werden daher Stecklinge und erdenlose Jungpflanzen (mittels diplomatischem Kurier) geschickt. Ein halbes Jahr bleiben die Pflanzen in Quarantäne im Glashaus, werden dort vermehrt und sollen den genetischen Pool bereichern. Anschließend werden die Erika-Gewächse ausgesetzt.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
->   Botanischer Garten Kirstenbosch
 
 
 
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01.01.2010