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Die Maya-Biosphäre in Guatemala  
  Der größte Regenwald Zentralamerikas liegt in Guatemala. Er weist eine einzigartige Vielfalt an Pflanzen und Tieren auf. Gleichzeitig verbergen sich im Regenwald Tausende von Tempelruinen - steinerne Zeugen der Hochkultur der Mayas. Siedler, Viehzüchter und Ölfirmen bedrohen den Regenwald. Österreichische Experten helfen jetzt den Menschen, den Regenwald zu bewahren.  
Der Regenwald der Mayas
Das riesige Waldgebiet liegt im Norden von Guatemala und ist etwa so groß wie die Steiermark und Kärnten zusammen. Er verbirgt in sich unzählige steinerne Zeugnisse der klassischen Maya-Zivilisation, die hier von 250 bis 900 nach Christus ihren Höhepunkt erreichte.

Mit mathematischen und astronomischen Kenntnissen, einem ausgefeilten Wassermanagement, einem hochentwickelten Schriftsystem und einem Kalender, der unserem an Genauigkeit ebenbürtig ist, zählte diese Kultur zu den höchstentwickelten ihrer Zeit.
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Brutale Wunden im tropischen Grün
Seit den 60er Jahren fügt man dem Regenwald tiefe Wunden zu. Der Südrand des Waldgebiets ist Holzfällern, Siedlern und Viehzüchtern schon fast vollständig zum Opfer gefallen. Mit großer Brutalität schlagen sie Schneisen in das Grün, um an wertvolle Bäume zu kommen, Acker- u. Weideland zu gewinnen oder Straßen zu bauen.
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Druck der USA schützt Brüllaffen und Kolibris
Über 3000 Pflanzenarten hat man im Petén ¿ so der Name des Waldes - gezählt, darunter wertvolle Bäume wie die spanische Zeder, Ceiba - den heiligen Baum der Mayas und Mahagonibäume.

285 Vogelarten wie Paradiesvögeln, Papageien, Reihern oder Kolibris bietet die Maya-Biosphäre ebenso Lebensraum wie 327 Arten von Reptilien und Amphibien oder etwa 200 Fischarten. Hinzu kommen Brüll- und Spinnaffen, Jaguare, Pumas, Tapire, kleines Rotwild und verschiedene Schlangenarten.

Um den einzigartigen Natur- und Kulturraum vor weiterer Zerstörung zu bewahren, hat die guatemaltekische Regierung 1990 ein 21 Millionen Hektar großes Schutzgebiet ausgewiesen: die biosfera maya oder das Maya-Biosphären-Reservat. Die Schaffung des Schutzgebietes ist allerdings nicht der Naturliebe der Regierung zu verdanken, sondern dem Druck der USA.
Archäologie-Tourismus als Geldquelle
Den größten Schutz genießen die sieben Kerngebiete der Biosphäre. Darunter der Tikal National Park. Er gilt wegen seiner imposanten Maya-Tempel als größte Touristenattraktion Guatemalas.

Jährlich besuchen mehrere Hunderttausend Touristen das einstige Zermonialzentrum. Mit rund 50 Millionen Dollar Einnahmen im Jahr bildet der Archäologie-Tourismus den wichtigsten ökonomischen Faktor der Biosphäre.
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Gartenstädte und Maiskultur
Bei den Städten der Mayas handelte es sich nicht um dichte Ansammlungen von Häusern, sondern um weit ausgedehnte Siedlungen inmitten von Gärten. Im Zentrum befand sich das Zermonialzentrum mit dem Sitz der Herrscher. Jüngste Erkenntnisse ergeben ein differenziertes Bild der Gesellschaft, mit einer breiten Schicht von Kaufleuten und Verwaltungsbeamten, von Künstlern und Architekten, Musikanten, Schreibern und Medizinmännern, die über einen relativ hohen Lebensstandard verfügten. Daneben muss es aber auch eine gut organisierte und loyale Schicht von Arbeitern gegeben haben.

Die Gärten und Felder zwischen den Siedlungen waren vor allem mit Mais bepflanzt, der die Grundlage der Maya-Zivilisation darstellt. Er war bereits lange vor den Mayas als Kulturpflanze bekannt. Das ertragreiche Getreide erfordert wenig Pflege, so dass den Bauern nach der Aussaat viel Zeit für andere Aktivitäten zur Verfügung stand. Neben dem Mais bauten die Mayas Bohnen und anderes Gemüse an, Baumwolle, Tabak, Kakao und Obst. Als Haustiere kannten sie nur den Hund und den Truthahn. Der Speiszettel wurde auch durch Sammeln und die Jagd bereichert.
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Wilder Westen in Guatemala
Die eigentliche Kolonisierung des Petén beginnt in den 60er Jahren. Damals lebten ca. 40 000 Menschen in dem riesigen Waldland, heute sind es über eine Million. Wer heute auf den staubigen Schotterpisten durch die Siedlungsgebiete fährt, fühlt sich an den Wilden Westen erinnert.

In den Petén sind Menschen gekommen, die alles auf eine Karte gesetzt haben und fest entschlossen sind, sich hier einen neuen Lebensraum zu schaffen. Häufig mit nicht viel mehr als einem Buschmesser - der Machete - ausgestattet, beginnen sie, den Urwald zu roden, ihre Hütten, später Häuser zu bauen und Mais und Bohnen anzupflanzen.
Schutz aus Österreich
In der ersten Hälfte der 90er Jahre erkennen österreichische NGOs gemeinsam mit ihren guatemaltekischen Partnern, dass die Bauern kein Interesse an einem nachhaltigen Umgang mit der Natur haben, weil sie keine Landtitel besitzen. Das Institut für Internationale Zusammenarbeit, CARE Österreich und CARE Guatemala beginnen ein international anerkanntes Pionierprojekt.

Sie helfen den Siedlern bei dem komplizierten Verfahren, um an die begehrten Landtitel zu kommen. Dazu beschaffen sie ihnen die nötige Dokumente, weisen ihnen den verschlungenen Pfad durch den bürokratischen Dschungel und unterstützen sie beim Kampf gegen die korrupten Landvermesser.
Erste Erfolge sichtbar
Letztes Jahr ist das Projekt zu Ende geführt worden. Mehrere Tausend Siedlerfamilien aus rund 50 Dörfern stehen nun im Grundbuch. Auf Grundlage von Satellitenfotos hat der Wiener Lateinamerika-Experte Georg Grünberg, der das Projekt begleitet hat, festgestellt, dass sich die Rate der Waldvernichtung halbiert hat, und die Siedlungsfront zum Stillstand gekommen ist.

Ein Beitrag von Christian Brüser für die Ö1-Dimensionen
->   CARE Österreich
 
 
 
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01.01.2010