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Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Was bedeutet Kyoto für Österreich?  
  Die Klimakonferenz in Bonn ist mit einer Kompromiss-Lösung zu einem Abschluss gelangt, das Kyoto-Protokoll zur Reduktion der Treibhausgase kann also ratifiziert werden und in Kraft treten. Die Auswirkungen auf das tägliche Leben der Österreicher lassen sich schon jetzt skizzieren.  
Seit heute diskutieren Wirtschaft und Politik in vielen Staaten, welche Konsequenzen und Auswirkungen das Kyoto-Protokoll auf das tägliche Leben haben wird. Auch auf Österreich kommen große Veränderung zu.
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Klimakonferenz endet mit "Einigung"
Nach zähen und langwierigen Verhandlungen in der Nacht zum Montag ist auf der Klimaschutz-Konferenz der UNO in Bonn eine "Einigung" erzielt worden, wie es offiziell heißt. Im Speziellen bedeutet es, dass viele Ziele des Kyoto-Protokolls stark verwässert wurden. Um Japan doch noch mit "ins Boot" zu holen, dessen Beteiligung nach dem Ausstieg der USA essenziell für die Umsetzung des Kyoto-Protokolls war, wurden diverse Zugeständnisse gemacht.
->   Mehr dazu in science.orf.at
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Zukünftige Entwicklungen für Wirtschaft und Politik
Ganz abgesehen vom Aspekt des Klimaschutzes, der inhaltlich ja in Bonn herunterverhandelt wurde, bietet das Kyoto-Protokoll der Wirtschaft und der Politik genügend Anhaltspunkte dafür, um zukünftige Entwicklungen abzusehen.
Neuorientierung der Energie- und Verkehrspolitik
Eine Neuorientierung in der Energiepolitik, aber auch in der Verkehrspolitik sind notwendig, weil Energiesparen diese beiden Bereiche besonders trifft.

Für Wirtschaftsbetriebe steht fest, dass kreative Wege beschritten werden müssen, etwa, wenn es darum geht Kraft-Wärme-Kupplungen zu bauen oder erneuerbare Energieformen auszunutzen.
Veränderungen in der Landwirtschaft
Professor Stefan Schleicher von der Universität Graz, ein Teilnehmer der Bonner Klimakonferenz, sieht aber auch Veränderungen auf die Landwirtschaft zukommen.

Laut Schleicher könne man in Zukunft die landwirtschaftliche Produktion in den Dürregebieten im Osten Österreichs nicht aufrechterhalten.
Treibstoff-Sparen statt Auto fahren...
Strukturelle Änderungen in der Wirtschaft werden auch Auswirkungen auf das tägliche Leben der Österreicher haben. Dass fossile Energie nicht mehr im bisherigen Maß verbraucht werden kann, bedeutet zum Beispiel, dass viele Wege mit dem Privat-Autos aber auch mit Lastautos wegfallen müssen, um Treibstoff zu sparen.

"Das wird nicht so einfach sein, wenn wir uns in Erinnerung rufen, dass wir in Österreich auf gut ein Fünftel der fossilen Energieträger einfach verzichten sollen" meint der Experte dazu.
Keine "alten Rezepte"
Schleicher teilt aber nicht die Befürchtung, dass es eine Art Rückfall in die 70er Jahre mit dem ersten Ölpreis-Schock geben wird. Für ihn sind das alte Rezepte. Es bedeute noch lange nicht, dass man das mit so gravierenden Maßnahmen wie einem autofreien Tag oder extrem hohen Preisen bei den Treibstoffen erreichen werde, so Schleicher.
Mobilitätssystem statt Verkehrssystemen
Dafür sind neue "Methoden" nötig: Mobilitätssystem anstelle von Verkehrssystemen heißt es im Fachjargon dazu. Ein Mobilitätssystem bedeutet zum Beispiel, dass der Weg vom Wohnort zur Arbeit nicht mit dem Auto bewältigt wird, weil Wohnort und Arbeitsstätte nahe aneinander liegen.
Richtige Raumplanung erforderlich
Allerdings ist dabei die Raumplanung gefragt, die solche Bedingungen schaffen muss. Auch bei der Sanierung von Wohnungen und Häusern hat Österreich noch einen großen Bedarf, vor allem, wenn es um Wärmedämmung und energiesparende Maßnahmen geht.
Chance für findige Wirtschaftsbetriebe
Grosse Chancen rechnet sich Schleicher für findige Wirtschaftsbetriebe aus. Er denket dabei "an jene Unternehmungen, die im Anlagenbau tätig sind, wo es darum geht, Industrieanlagen zu bauen, die verstärkt solche Technologien brauchen werden, die sehr energieschonend sind."
Stichwort Bio-Masse
Technische Innovationen stehen bei ihm besonders hoch im Kurs: "Wir hätten in Österreich die Chance, vor allem die Bio-Masse auf ein neues, technisches Niveau zu bringen, wo es uns gelingen könnte, genau so den Weltmarkt zu dominieren, wie es Dänemark gelungen ist, die Windkraft weltweit marktfähig zu machen."
Aufforstung als Klimaschutz-Maßnahme?
Insgesamt beurteilt Schleicher den Bonner Kompromiss über das Kyoto-Protokoll positiv. Keine große Freude hat aber auch er mit dem System, dass Wälder und landwirtschaftlich genützte Böden als Treibhausgas-Reduktionen angerechnet werden.
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Aufforstung statt Ausstoß-Senkung
Japan, Australien und Kanada - vor allem diese drei Staaten hatten in Bonn stark darauf gedrängt, dass sie Waldbewirtschaftungsmaßnahmen auf die Klimaschutzziele anrechnen können. Da ohne Japan ein In-Kraft-Treten des Kyoto-Protokolls unmöglich war, gewannen die Befürworter der Aufforstungs-Methode die "Kraftprobe": Sie dürfen sich nun ihre Waldbewirtschaftungs-Maßnahmen auf die Klimaschutzziele anrechnen lassen, und zwar bis zu 3,5 Prozentpunkte ihrer gesamten Reduktions-Verpflichtungen. Eine neue Studie kam kürzlich zu dem Schluss, dass diese Methode nicht zielführend ist.
->   Mehr dazu in science.orf.at
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Weniger Geld für neue Entwicklungen
Österreich profitiert zwar davon, dafür aber wird, so prophezeit Schleicher, umso weniger Geld in neue Entwicklungen gesteckt. Das ist auch der Grund, warum es viele für betrüblich halten, dass die USA beim Klimaschutz nicht mitmachen.

Das Entwicklungspotential, das kreative Know-how, das dadurch ungenützt bleibt, ist riesengroß und wird, wie Schleicher meint, der Welt abgehen

Fabio Polly, ORF-Berlin
Mehr zum Thema Österreich und Klimaschutz in science.orf.at
->   Nationale Klimastrategie beschlossen (11.07.01)
->   Klimaschutz in Österreich (05.06.01)
 
 
 
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01.01.2010