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"Anleitung zum Unglücklichsein" - Paul Watzlawick wird 80  
  "Man kann nicht nicht kommunizieren" - dieser berühmte Satz stammt aus der Feder von Paul Watzlawick. Der gebürtige Österreicher, der am 25. Juli 80 Jahre alt wird, ist nicht nur einer der ganz großen US-Kommunikationswissenschaftler. Er ist vor allem ein weltweit geschätzter Psychologe.  
Von Villach nach San Salvador
Bild: APA
Paul Watzlawick bei der Verleihung des Ehrendoktorat für Hunamwissenschaften der Webster University (1999).
In Villach geboren, studierte Watzlawick Philosophie und Sprachen in Venedig und absolvierte in Zürich am C.-G.-Jung-Institut eine Ausbildung in Psychotherapie.

In den fünfziger Jahren lehrte Watzlawick in El Salvador, seit 1960 ist er Forschungsbeauftragter am "Mental Research Institute" in Kalifornien, bis heute hält er Vorlesungen an der Stanford University (auch nach seiner Emeritierung).
->   Kurzbiografie Paul Watzlawick
Die "Anleitung zum Unglücklichsein"
Seinen großen Bekanntheitsgrad verdankt der Psychotherapeut seinen mit viel Witz geschriebenen Psychologiebüchern.

Seine "Anleitung zum Unglücklichsein" (1983), eine gelungene Parodie auf die Ratgeberliteratur, verkaufte sich allein in Deutschland über eine Million Mal.
Akademisches Harakiri
Das Magazin "Der Spiegel" schrieb über Watzlawick: "Er ist eine Quadratur des Kreises: Obwohl er seine Dollars als leibhaftiger Professor verdient, riskiert er in seinen Büchern eine Feder, deren Verständlichkeit und Eleganz an akademisches Harakiri grenzt."
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Deutschsprachige Veröffentlichungen (Auswahl)
1969 Menschliche Kommunikation.
1974 Lösungen. Zur Theorie und Praxis menschlichen Wandels
1976 Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Wahn - Täuschung -
Verstehen
1977 Die Möglichkeit des Andersseins
1978 Gebrauchsanweisung für Amerika. Ein respektloses
Reisebrevier
1981 Die erfundene Wirklichkeit. Wie wissen wir, was wir zu
wissen glauben? (Hrsg.)
1983 Anleitung zum Unglücklichsein
1986 Vom Schlechten des Guten
1988 Münchhausens Zopf
1990 Interaktion
1991 Das Auge des Beobachters (mit P. Krieg)
1992 Vom Unsinn des Sinns oder vom Sinn des Unsinns
1992 Zur Theorie und Praxis menschlichen Wandels
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Nicht nicht kommunizieren
Als Psychologe widmet sich Watzlawick den Kommunikationsprozessen und deren Fallen. "Man kann nicht nicht kommunizieren" ist eine seiner viel diskutierten Thesen.
Menschliche Kommunikation
Sein grundlegendes wissenschaftliches Werk, "Menschliche Kommunikation", erschien 1969. Darin untersucht Watzlawick die Wirkung von Kommunikation auf das Verhalten.

Er benutzte Methoden aus anderen Wissensgebieten, etwa der Kybernetik, der Systemtheorie, der Mathematik und der Psychiatrie.
->   Mehr zu Paul Watzlawicks Kommunikationstheorie
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Sei Konstruktivist!
Als Philosoph vertritt Watzlawick den Konstruktivismus - die Idee, dass Wirklichkeit gemacht ist. "Das wackelige Gerüst unserer Alltagsauffassungen der Wirklichkeit ist wahnhaft, wir sind fortwährend mit seinem Flicken und Abstützen beschäftigt. Selbst auf die erhebliche Gefahr hin, Tatsachen verdrehen zu müssen, damit sie unserer Wirklichkeitsauffassung nicht widersprechen."
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Das Verscheuchen von Elefanten
In der "Anleitung zum Unglücklichsein" beschreibt Watzlawick einen Mann, der alle zehn Sekunden in die Hände klatscht.

Nach dem Grund für dieses merkwürdige Verhalten befragt, erklärt er: "Um die Elefanten zu verscheuchen." Auf den Hinweis, es gebe hier doch gar keine Elefanten, antwortet der Mann: "Na, also! Sehen Sie?"
Die Moral von der Geschicht'
Die Moral der Geschichte sei, dass Abwehr oder Vermeidung einer gefürchteten Situation einerseits die scheinbar vernünftigste Lösung darstelle, andererseits aber das Fortbestehen des Problems garantiere (hier: die Konfrontation mit Elefanten).

Dazu kommt, dass es keine Möglichkeit gibt, die tatsächliche Existenz des Problems zu überprüfen, solange man versucht, es zu vermeiden ...
Zahlreiche Auszeichnungen
Watzlawick erhielt zahlreiche Auszeichnungen: 1990 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien; 1993 den Donauland-Sachbuchpreis; 1999 den Ehrendoktor der Webster University.

(Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft/dpa)
 
 
 
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01.01.2010