News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Tanz auf dem Vulkan  
  Der Ätna ist zwar der aktivste italienische Vulkan, aber längst nicht der gefährlichste. Als heiße Zone gilt das Tyrrehnische Meer mit den Äolischen Inseln, das Meeresgebiet vor der südlichen Westküste Italiens. Österreichische Geowissenschafter entwickeln jetzt ein Überwachungssystem für diese Gefahrenzone.  
Trügerische Ruhe
Die Inselvulkane, mit Stromboli als dem bekanntesten, zeigen derzeit zwar keine Aktivität, die über das gewohnte Maß hinausgeht, sind aber immer für eine böse Überraschung gut. Wobei der prominente Stromboli noch eher als kalkulierbares Risiko eingeschätzt wird.
Stromboli: Bellende Hunde beißen nicht
Für den prominenten Stromboli gilt: bellende Hunde beißen nicht. Der Vulkan kommt zwar nie wirklich zur Ruhe - kleinere Explosionen und Lava-Eruptionen gehören praktisch zur Tagesordnung - dafür ist aber für eine ständige Druckentlastung gesorgt.

Der Krater wirkt wie ein Ventil. Es besteht kaum Gefahr, dass die ganze Bergspitze abgesprengt wird. Außerdem ist die Insel dünn besiedelt. Die beiden kleinen Dörfer wären rasch zu evakuieren.
Vulcano: Die Esse des Götterschmiedes
Dieser Inselvulkan ist der Namenspatron aller feuerspeienden Berge. Für die alten Römer galt der Krater als die Werkstatt des Feuergottes Vulcanus.

Auf der Insel angekommen kann man die vulkanischen Aktivitäten bereits riechen: es gibt zahlreiche Fumarolen und Solfataren, Dampf- und Schwefelquellen.
Schlafender Hitzkopf
Der Vulcano hat ein weit hitzigeres Gemüt als der Stromboli, er neigt zu Explosionen und so genannten pyroklastischen Strömen, heißen gasgeschwängerten Lawinen. Nach dem Vulcano ist ein Eruptionstyp benannt.

Dabei ist die Lava durch einen hohen Anteil an Kristallen zähflüssig und damit hochexplosiv. Es entwickeln sich zehn bis 20 Kilometer hohe Eruptionssäulen, Asche und Bomben werden über ein größeres Gebiet verteilt. Massive Felsbrocken wurden beim letzten Ausbruch 1890 bis Sizilien katapultiert.
...
Ausbruch überfällig?
Seither hat sich der Berg beruhigt, doch der Vulkan ist keineswegs erloschen. Seit Monaten registrieren die Vulkanologen zunehmende Gasaustritte am Fossa-Krater, die Temperaturen im Untergrund steigen an. Außerdem tut sich auch im Meer einiges: vor dem Strand sind die Unterwasser-Fumarolen wieder aktiv geworden. Das herausströmende Gas bildet auf der Meeresoberfläche unzählige Blasen. Wenn das Meer ruhig ist, kann man dies von den Klippen aus gut beobachten. Auch das könnte darauf hindeuten, dass Vulcano langsam hochfährt. Außerdem ist Vulcano im Schnitt alle hundert Jahre ausgebrochen. Er wäre eigentlich schon überfällig ...
...
Einsatz am Hot-Spot
Wie brisant die Situation tatsächlich ist, das sollen österreichische Geophysiker gemeinsam mit einem internationalen Expertenteam abklären. Die Forscher der Geologischen Bundesanstalt waren bereits einmal im Einsatz auf Vulcano.

Sie haben mit der Kartierung des Erdmagnetfeldes der Region die erste Grundlage für ein verbessertes Prognosemodell geschaffen.
Vulkanforschung aus der Luft
An die Österreicher hat man sich gewandt, weil sie ein einzigartiges System für diese Magnetfeldmessungen entwickelt haben. Gemessen wird aus der Luft - per Hubschrauber.

Dieses Verfahren war eigentlich für die alpinen Regionen Österreichs entwickelt worden, ist also auch optimal für die unwegsame Vulkaninsel: die zerklüfteten Lavafelder und steilen Abbrüche zum Meer waren bisher kaum zu vermessen, mit dem Hubschrauber ist das kein Problem.
Magnetfeldstörungen verraten Ausbruch
Im Hintergrund des Forschungsprojekts steht die Vermutung, dass sich ein drohender Vulkanausbruch durch eine Änderung des lokalen Erdmangnetfeldes verraten könnte.
...
Änderung des Magnetfeldes
Bei Aufschmelzungs-Vorgängen im Untergrund kommt es zu lokal eng umschriebenen Änderungen im Magnetfeld. Damit käme ein weiteres Warnsignal dazu. Bisher werden die Vulkane vor allem hinsichtlich der seismischen Aktivität beobachtet: den meisten Ausbrüchen geht eine Serie von kleineren Erdbeben voran. Dabei liegt die Vorwarnphase aber nur im Bereich von 10 bis 14 Tagen. In dichtbesiedelten Gebieten, wie zum Beispiel um den Vesuv, kann das zuwenig sein.
...
Auswertung dauert Jahre
Allerdings wird die Auswertung der ersten Messkampagne selbst bei optimistischer Schätzung noch an die drei Jahre brauchen.

Dabei ging es vorerst nur um Vulcano und die benachbarte Insel Lipari. Um Vergleichswerte zu bekommen, wird in diesem Herbst ein zweites Mal geflogen. Die Arbeit der Österreicher hat aber schon jetzt internationale Beachtung gefunden: Diesmal werden auch japanischen Vulkanexperten dabei sein.

Gerhard Roth, Modern Times
->   Stromboli On-Line
->   Stromboli: Karten, Luft- und Weltraumbilder, Diagramme
->   Geological Survey of Austria
->   Modern Times
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010