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Neue Methode für Chemotherapie  
  Mit Hilfe magnetischer Flüssigkeiten will ein Münchner Mediziner die Chemotherapie für Krebspatienten erträglicher machen: Eine niedrigere Dosierung der Medikamente soll Nebenwirkungen vermeiden.  
Unter dem Einfluss von Magnetfeldern ließen sich mit Hilfe der so genannten Ferrofluide Krebsmedikamente genauer in den Tumor steuern, sagte der HNO-Facharzt Christoph Alexiou von der Technischen Universität München in einem dpa-Gespräch am Rande einer internationalen Konferenz über Magnetische Flüssigkeiten in Bremen.
Methode an Tieren erprobt
Erste Chancen für die bisher allerdings nur bei Tieren erprobte Methode sieht Alexiou bei Brust- und Prostatakrebs sowie bei bösartigen Tumoren in Armen und Beinen.
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Erfolgreiche Behandlung ohne Nebenwirkungen
In Tierversuchen wurde nach Alexious Angaben die Wirksamkeit der Methode bereits nachgewiesen. So sei etwa Kaninchen ein so genanntes Plattenepithel-Karzinom eingesetzt worden. Anschließend sei den Tieren ein mit einer magnetischen Flüssigkeit vermengtes etabliertes Krebsmedikament in die Blutbahn gespritzt worden. Dieses Gemisch ließ sich mit einem externen Magnetfeld zum Tumor ziehen und wurde dort für 60 Minuten gehalten. "Nach der Behandlung haben wir bei den Tieren keine Nebenwirkungen festgestellt", berichtete Alexiou. Ein Fünftel der üblichen Dosis habe dabei bereits ausgereicht.
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"Soll Nebenwirkungen vermeiden"
Patienten litten nach einer Chemotherapie oft an unerwünschten Nebenwirkungen. "Sie verlieren die Haare, haben Fieber, es geht ihnen schlecht. Wir wollen diese Nebeneffekte vermeiden", sagte Alexiou.
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Chemotherapie
Darunter versteht man die Behandlung von Infektionserregern und bösartigen Tumorzellen mit chemischen Mitteln, den so genannten Chemotherapeutika. In der Infektionstherapie heißen diese Substanzen z.B. Antibiotika. Zur Bekämpfung von Tumorzellen werden in der Krebstherapie spezielle Zellgifte, die Zytostatika eingesetzt. Sie entfalten ihre Wirkung überwiegend im Zellkern. Die Schädigung gesunder, körpereigener Zellen lässt sich dabei nicht immer vermeiden, denn die ebenfalls in den Zellstoffwechsel eingreifenden Mittel hemmen nicht nur das Wachstum der entarteten, sondern auch der gesunden Zellen: Dazu gehören in erster Linie die Zellen des Knochenmarks, die Haarwurzeln und die Schleimhaut im Mund bzw. im Magen-Darm-Trakt.

Nebenwirkungen: Zu den häufigsten akuten Nebenwirkungen, die bei sehr vielen Zytostatika auftreten können, zählen Übelkeit und Erbrechen, Müdigkeit, Schleimhautentzündungen, Haarausfall und Blutbildveränderungen durch Schädigung des Knochenmarks. Besonders betroffen sind die weißen Blutkörperchen. Sinkt ihre Zahl stark ab, macht dies die Patienten vorübergehend anfällig für Infektionen. In der Foge kann es auch zu chronischen Schäden kommen, z.B. Schädigungen des Nervensystems, des Herzmuskels oder des Lungengewebes.
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Geringere Dosierung soll möglich sein
Ein zielgenauer Einsatz habe den Vorteil, dass sich das Medikament nicht im ganzen Körper verteile. "Die Dosierung kann viel geringer sein." Außerdem könne die Behandlung ambulant erfolgen. Insgesamt hofft der Forscher, die Lebensqualität für die Betroffenen zu verbessern.

Der Mediziner hofft, im nächsten Jahr die beantragte Genehmigung für den Einsatz bei Menschen zu erhalten. Finanziert werde das Projekt von einer privaten Münchner Stiftung und der Universität.

(dpa/red)
->   Technische Universität München
 
 
 
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01.01.2010