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Forscher: NASA übersah Anzeichen für Mars-Leben  
  Ein amerikanischer Forscher ist der Meinung, dass die US-Weltraumbehörde NASA in den siebziger Jahren Hinweise für Leben auf dem Planeten Mars übersehen hat. Die Daten seien seit Jahrzehnten verschollen gewesen.  
Der Neurobiologe Joseph Miller von der University of Southern California will am Sonntag auf einer Fachtagung seine Interpretation von Daten der "Viking"- Marssonden aus den siebziger Jahren vorstellen, die seit Jahrzehnten in den Archiven der NASA verschollen waren.
Biologe glaubt an Mikroben
Dabei geht es um die Freisetzung von Kohlenstoff bei einem Experiment, das die Sonden mit Proben von der Oberfläche des Planeten vornahmen. Das Muster dieser Freisetzung stimme mit dem überein, was Organismen auf der Erde aufwiesen. "Ich glaube, kurz gesagt, dass es Mikroben sind", sagte Miller am Freitag.
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Das damalige Experiment
Die zwei "Viking"-Sonden waren 1975 gestartet und etwa ein Jahr später auf dem Mars gelandet. Bei einem der Versuche nahm ein Roboterarm eine Probe der Oberfläche und brachte sie mit einer Nährlösung zusammen. Die Kohlenstoffatome in dieser Lösung waren radioaktiv markiert. Über den Verlauf von neun Wochen wurde nun gemessen, ob aus der Probe Gas mit dem radioaktiven Kohlenstoff aufstieg. Dies sollte ein Zeichen sein, dass sich in der Probe Lebewesen befanden, die die Nährlösung aufnahmen. Tatsächlich wurde Gas gemessen. Die Wissenschaftler der NASA führten das Ergebnis jedoch auf eine unbelebte chemische Reaktion zurück.
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Verschwundene Daten...
Im Jahr 1999 bat Miller die NASA, die Ergebnisse des "Viking"-Versuchs nochmals zu überprüfen. "Ich dachte, die würden irgendwo auf einer Website sein", sagte er. "Nun, falsch geraten. Sie hatten sie verlegt."
...und tote Programmierer
Die NASA fand schließlich die entsprechenden Computerbänder im Archiv. Die Daten darauf waren jedoch in einem so alten Format abgespeichert, "dass die Programmierer, die sich damit auskannten, alle schon tot waren", so Miller.
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Ex-NASA-Mitarbeiter Miller
Miller ist Experte für zeitlich wiederkehrende Vorgänge bei Lebewesen, die zirkadianen Rhythmen. In den achtziger Jahren hatte er bei der NASA gearbeitet und dort das Schlafmuster von Affen studiert.
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Mikroben im "Marsianischen Tagesrhythmus"?
Mit Hilfe von etwa einem Drittel der Daten hat Miller nach eigenen Angaben herausgefunden, dass der Ausstoß von Gas aus der Probe einem 24,66-stündigen Rhythmus folgte - genau die Länge eines Tages auf dem Mars. Verbunden damit war ein geringe Änderung der Temperatur im Inneren der Sonde, wo der Versuch stattfand.

Der Wechsel zwischen einer erhöhten Aktivität während des wärmeren Tages und einer niedrigeren während der kühleren Nacht sei für primitive Lebewesen auf der Erde charakteristisch, sagte er.
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Erhitzung tötete möglicherweise Mikroben
Zudem stieg die Menge des freigesetzten Gases während des Versuchs immer weiter an, fiel aber scharf ab, nachdem die Probe auf 160 Grad erhitzt worden war. "Wir haben da die Mikroben abgetötet, glaube ich", sagte Miller.
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Vollständige Daten fehlen noch
Miller versucht nun, aus den Computerbändern die vollständigen Daten zu gewinnen. Er hofft, dass seine Ergebnisse wieder zu mehr biologischen Experimenten auf dem Mars führen.

"In den vergangenen Jahren ist die NASA hauptsächlich an Geologie interessiert gewesen", sagte er. "Aber das hier kommt aus heiterem Himmel, oder besser, aus dem heiteren, roten Himmel."

(Kevin Krolicki, Reuters)
->   NASA
->   University of Southern California
 
 
 
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01.01.2010